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Gedichte über Veränderung - Seite 85


Die Lebensreise

Manchmal
stelle ich mir vor,
mein Leben wäre wie eine Reise mit einem Segelboot...
Voller Tatendrang. Forschergeist. Entdeckungsfreude - steche in See.
Ja, ja - ich habe die Route geplant, genügend Vorrat dabei, habe mich für jedes Wetter gewappnet.
Zuerst segle ich ein wenig in ruhigen Gewässern dahin, um mich im Umgang mit den Segeln, dem Schiff und dem Ruder ein wenig zu üben. Ich schau mir an, wie andere das so machen und höre mir alle möglichen Tipps an.
Nach und nach werde ich mutiger, trau mich in tiefere Gewässer und sogar auf die Weltmeere. Begegne anderen Schiffen, großen, kleinen, mit Motor, mit Segeln, mit Rudern, Tretbooten, Flößen, Schlauchbooten, Kanus….
Ich erkenne die Vielfalt – und bin plötzlich ziemlich stolz - auf mein Segelboot. Es ist irgendwie speziell auf mich zugeschnitten und scheint mit mir zu wachsen oder kleiner zu werden…
Manchmal, wenn ich glaube - ich wüsste bereits alles um erfolgreich Weltumseglerin zu sein - zieht unvorhergesehen Sturm auf und zeigt mir, dass es mehr gibt, stärkeres und dass die Achtsamkeit auf jeden Augenblick trotz aller Routine wichtig ist.
Ja – manchmal bin ich schon auf eine Kiesbank aufgelaufen oder auf einen Felsen, musste pausieren um mein Boot reparieren zu lassen, doch bisher ging es immer irgendwie weiter.
Nun ja – manches Segel ist gerissen und musste geflickt werden, das Holz brauchte hin und wieder einen neuen Anstrich – aber im Großen und Ganzen liegt das Boot noch gut im Wasser.
Manchmal segle ich alleine, manchmal zu zweit, manches Mal ist das Boot überladen und hat ganz schön Tiefgang. Hin und wieder nehme ich an einer Regatta teil oder freue mich sehr über so manches Begleit-Boot.
Manchmal lasse ich das Ruder los, was dazu führt, dass es ein anderer übernimmt, oder dass ich irgendwo hingetrieben werde, wo ich eigentlich nicht hinwill.
Manchmal lege ich auch in einem Hafen an. Es ist wichtig, ein wenig auszuruhen…
Jeder Sturm, jede Wolke, jede Monsterwelle, die mir begegnet, lehrt mich etwas oder macht mir meine eigene Kraft bewusst. Die Sonne kommt immer wieder zum Vorschein und streichelt meine Seele, erinnert mich daran, mich einfach mal treiben zu lassen und zu genießen, wie schön die Welt ist.
In ihrem Licht strahlen die Segel und mit ein wenig Wind fühlt es sich an, als würden wir über das Wasser fliegen. In diesen Momenten fühle ich mich besonders „getragen“.
Irgendwann ist diese Reise zu Ende. Dann werde ich angekommen sein, wo auch immer das sein wird. Ankommen ist jedenfalls ein schöner Gedanke für mich. ... Friedlich und frei.
© A. Namer


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Es ändert sich

Es hält sich trotzend ein Gerücht das sagt
Nichts ändert sich am Lichte und der Nacht
Es ist ein Hirte doch und der hält Wacht
Und auch die Sterne bleiben uns am Himmel stehn.

--

Doch als die Nacht kommt, ist es eine dunkle Nacht.
Laternenlichter sinken auf des Flusses Grund
Und Lerchen rufen mir herüber aus der Finsterkeit:
Lauf hurtig, Mensch, sei wach und sei bereit!
Denn Zeiten ändern sich, o Mensch, so passe auf!
Pass auf und lauf! Denn nichts wird bleiben, wie es einmal war!

Schwer ruht die Fracht auf dem Containerschiff
Und langsam fährt es, bis es endlich steht.
Container scheinen gelb-orange wie Gift.
Und plötzlich lese ich am Rumpfe eine Schrift:
Es ändern sich die Zeiten, Freund, pass auf!
Pass auf und lauf! Denn nichts wird bleiben, wie es einmal war!

Des Baumes Schatten sind auf einmal grell
Es scheint das Dunkel heller noch als hell
Da windet sich ein alter Baum, er dreht sich gegen mich
Dies kommt davon, die Zeiten ändern sich!
Im Rauschen seiner Blätter hör ich, wie er dieses spricht.
Und darum steige bald in meine Krone auf!
So komm, steig auf! Denn nichts wird bleiben, wie es einmal war!

Es geht die Taube durch ein dichtes Gras
Dort zu dem Brunnen wo die Rosen stehn
Und humpelt bloß auf einem Fuße noch zum Beet
Und kündet mir mit Spuren einen Ruf, worin sie fleht:
Es ändern sich die Zeiten, Mensch, und darum flieh!
Und spute dich, wenn einer jemals nach dir greift.

Da graust es mich, ich trinke langsam aus
Ich kehre um, es steht die Sonne tief
Und die Passanten sagen mir mit einem Blick:
Nun weißt auch du vom Weltenmißgeschick!
Und drum muss es so sein, mein Freund, drum flieh!
Nun flieh! Denn nichts wird jemals wieder sein wie es noch ist.

Nun flieh, und kehre um und kehre heim!
Und suche deines Hauses Schutz und hüte dich!
Denn längst auch können wir die hellen Schatten sehn.
Und längst auch können wir erkennen und verstehn:
Dass sich die Zeiten ändern, und
Dass nichts so bleibt, so wie es einmal war.
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