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Gedichte über Sprachen - Seite 32


Die Sprache bringt es an den Tag

Ja ich weiß, schwere Zeiten beginnen,
Das merkt man mit allen Sinnen.
Hitlerbärtchen und braune Uniformen,
Bringen neue nationale Normen.



Meine Lebensarbeit ist Lesen und Schreiben.
Das Bibliotheksverbot beendet mein Treiben.
Mein Beruf wurde mir aus der Hand geschlagen,
Und geliebte Literatur aus dem Haus getragen.



Judenschweine werden wir genannt,
Die Situation ist nun angespannt.
Mein Leben wird immer mehr zum Problem,
Habe kein Verständnis für das neue System.



Plötzlich, von heute auf morgen,
Wurde mir meine Freude verdorben.
Nun kann ich es nicht fassen,
Ich muss mich mit deren Sprache befassen.



Früher war es Anerkennung, heute ist es Spott,
Derzeit überwiegen BDM, SS und die HJ.
Eins kann man sagen: die Sprache ist verlogen,
Ach und nazistische Schriften einfach unerzogen.



Ich lasse die neue Sprache auf mich zukommen,
Erschütternde Erkenntnisse sind angekommen.
So suchte ich nach einer Strategie,
Da ist sie, meine Geheimformel: die LTI!





Die Sprache des Dritten Reiches ist reines Gift,
Da bleibt keine Pause für meinen Stift.
Ich beschäftige mich mit Propaganda und Manipulation,
Den Werkzeugen dieser Organisation.



Lügen und Elend werden verbreitet,
Sternträger werden ins KZ geleitet.
Die LTI ist meine Balancierstange,
Mein Helfer bei Angst und Bange.



Ein allmählicher Sprachverfall macht sich breit,
Und mir bleibt nicht mehr viel übrig von der Zeit.
Der Nazismus ändert Wortwerte und Worthäufigkeiten,
Die gute Sprache gerät in Schwierigkeiten.



Meinen Beruf, den tat ich gerne,
Mein altes Leben liegt in der Ferne.
Die Welt versinkt in Not,
Ich schwanke zwischen Leben und Tod.



Nazismus gleitet in Fleisch und Blut der Menge,
Und kommt somit schnell in die Gänge.
Offenbar bin ich der Einzige der sieht,
Was mit unserer Sprache wirklich geschieht.



Die Aussagen Hitlers und Goebbels mögen verlogen sein,
Der Sprachstil schießt Lügnern jedoch ein Loch ins Bein.
Egal welche Lüge man auch sagt,
Die Sprache bringt es an den Tag.

Autor: Viktor Stoyanov
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