Gedichte über Realität - Seite 59

Ihr alle, 'meine Herzensfreunde'!
Freunde. Bleibt alle, wo ihr seid!
Auch euch holt ein all' das Versäumte.
Nichts hab' ich noch für euch, was bleibt.

Im Tod. Mitten im Leben. Allein.
Viele sind's bisher gewesen.
An seinem Grab. Allein wollte ich sein.
Lebend im Tod. Im Grab verwesen.

Trost wollte ich nicht. Nicht euren Schmerz.
Mein eigner Schmerz war schon zu viel.
Doch nahe bliebt ihr mir. Treu das Herz.
Bis ich euch aus Erinn'rung fiel.

So viele Jahre sind vergangen.
Keiner, der klopfte an der Tür.
Mein Tod hielt mich noch lang' gefangen.
Ich brauchte euch. Ihr wart nicht hier.

Noch bin ich nicht mitten im Leben.
Ich weiß nicht, wo die Mitte ist.
Neu muss ich Leben Leben geben.
Es trägt nicht mehr euer Gesicht.

Grübeln, sich das Hirn verrenken,
griechisch groß, da war doch was!
Blick auf all die Kästchen lenken,
Noahs Sohn? Wer ist denn das?

Unentschieden, könnt' ich wissen.
Wasservogel? Wort für Zug?
Schon qualmt mir der Kopf verbissen,
langsam habe ich genug!

Wo ist nur die Zeit geblieben?
Mir fehlt Bienenzellenbau!
So viel Kästchen unbeschrieben,
wer nichts weiß, der ist nicht schlau!

Steppenhuftier? Hafenmauer?
Wie der Blutdruck mir doch steigt!
So ein Rätsel macht mich sauer,
das sich so beharrlich zeigt.

Hadernd schon mit Zornesröte,
ach, jetzt weg zum Altpapier!
Ziffer? Ein Gedicht von Goethe?
Nein, das ist nicht mein Pläsier...

© Hansjürgen Katzer, Juni 2023

Frisch studiert scheint die Elite,
echter Arbeit nicht zu taugen.
Fest fixiert nur auf Rendite,
nur das Wachstum noch vor Augen.

Mancher scheint ganz unverzichtbar,
gibt sich, wie der liebe Gott.
Erntet doch für alle sichtbar,
hinterrücks nur Hohn und Spott!

Hier radiert und da befohlen,
Ellenbogen, weltentrückt.
Oft der Wirklichkeit bestohlen,
scheint man von sich selbst entzückt.

Ach, was schaffen diese Köpfe,
selten wird es doch durchdacht.
Das man daraus Mut noch schöpfe,
was man blindlings schnell gemacht.

Gern mal die Belegschaft feuern,
weil das EBIT gerade hinkt.
Plump Zusammenhalt beteuern,
weil das Schiff schon wieder sinkt.

Nein, man will sich nicht gewöhnen,
an so manchen dieser Herrn.
Liegt die Zukunft ihrer schönen,
Welt auf einem andren Stern?

© Hansjürgen Katzer, Mai 2023

Wem die Wahrheit nicht gefällt,
Worte gern mit Lügen füllt.
Stets in Hoffnung wiegen,
doch Täuschen ist das Ziel, bei den
Regierenden ein beliebtes Spiel,

Furcht und Angst verbreiten mit Bedacht,
schon haben sie ihr Tagewerk vollbracht,
und nicht ganz ungewollt,
die Lüge so zur Wahrheit wird, in den
vielen Lügen sie bisweilen sich verliert.

Ohne schlechtes Gewissen wird gelogen,
betrogen, die Wahrheit einfach hingebogen,
wird viel geredet, nur um was zu sagen.
Zu lügen, wie es scheint, ist man allzu gern bereit,
egal wie weit zurückgedreht wird, in der Zeit.

Lügen einem Selbstbetruge gleicht,
Seelen tief im Innersten verseucht.
Von oben kommt nur Blaues,
denn gerade dort, wo man doch hofft,
weiß niemand nix Genaues!!!!



28.06.2023 © Soso