Gedichte über ohne Altersbegrenzung - Seite 89

[Der Titel stammt aus einem Lied von Rozynek Marcin: Najlepsze [„Das Beste“] aus dem Jahre 2003]

Das Beste muss immer noch kommen
Ich will jedoch nicht dort wohnen
(Ich weiß aber nicht wann)
Vielleicht irgendwann

Das kommt bestimmt in einem solchen Moment
wenn ich Taschkent
erreiche
Das ist der Orient

Diese Exotik
kann aber dazu führen, dass ich dieser Ort zuerst als Patient
oder Dirigent
erreiche
aber früher muss ich jedoch reiche
sein
Ich warte immer noch auf solch’ einen Moment

Ich hoffe, dass ich bis zu dieser Zeit nicht sterbe
sondern ein Münster
In Chirchik
oder einfach Kloster
besuche

Münster ist für mich zu gewöhnlich
Ich will etwas Außerordentliches
oder Ungewöhnliches
ansehen
Das Beste muss immer noch kommen

Ich bin allein zuhause
Ich will mit jemandem sprechen
"Du vergisst die Worte nicht"
Wirklich?

Ich lebe wie ein Mönch
in einem Kloster
"Ora et labora"

Ich lese viel Bibel
Ich mag die Elberfelder Fassung
Luthers Übersetzung ist für mich
zu bunt und opulent

Ich brauche wirklich Wera
vielleicht eine andere Vera
und zwar Vera Muchova

Ich will (m)eine Kolchosbäuerin
keinen Rasputin
oder irgendwelchen anderen Typ

Von Fern‘, beim Spazierengeh’n,
hör' ich die Leier schon,
klingen durch die Straßen.
Kam näher, sah den Leiermann
an seiner Orgel dreh’n.

Ein alter Mann, in die Jahre gekommen,
verschließen Hos‘ und Jacke, die Haut
gegerbt von Luft und Wetter. Ein
kleiner Teller auf der Orgel stand,
bis zum Mittag war er noch blank!

Schon in jungen Jahren, ist er durch
das Land gezogen, von Dorf zu Dorf,
hat bei Festen und Feiern aufgespielt,
zum Tanz, war als Leiermann immer
ein gerngesehener Gast.

Heut‘ nimmt niemand sich die Zeit,
einen Moment nur zu verweilen,
schauen auf den Boden, schnell
vorbeizueilen. Ein Hund sogar
hebt das Hinterbein, …oh nein!

Der Leiermann zwingt sich ein
Lächeln ab, dreht weiter seine
Orgel, alte Melodien, die kaum
noch jemand kennt, er dreht und
dreht und bleibt ganz still.

Zwei Münzen auf den Teller klimpern,
seh‘ ein kleines Augenzwinkern,
ein Hoffen in seinem Gesicht,
vielleicht reicht es bis zum Abend,
für ein warmes Gericht.



13.08.2023 © Soso

Unterwegs mit Rad, Zelt und Stange
Für Notfälle ´ne kleine Zange
Heringe und Wäscheklammern
Viel mehr bleibt nicht anzuprangern

Zieht der Camper im Sommer los
Hofft auf bestes Wetter bloß
Denn seine Laune die ist gut
Liegt ihm das Zelten doch im Blut

Des Nachts auf der Luft-Matratze
Hochkant er auf deren Kante ratze
Kommt er kaum zu Schlaf bis zu dem Moment
Als er den Rucksack untern Kopf geklemmt

Der off'ne Schlafsack dient als Decke
Windgeschützt von Zelt und Hecke
Genießt er die Ruhe und die Nähe
Der Natur, im Baum sitzt eine Krähe

Als Amsel entpuppt sich diese dann
Die, obwohl so früh, schön singen kann
Die dunkle Nacht verliert die Schwärze
Sinnt er für sich schon bald im Scherze

Die Zeltwand wirkt bedeutend heller
Der Vorgang beschleunigt sich wird scheinbar schneller
Des Zeltes Reißverschluss zerreißt die Stille
Es stört ihn nicht, es war sein Wille

Geduscht und angekleidet
Sich selbst nochmal beneidet
Zurechtgezupft und gut rasiert
Wasser gelassen, ungeniert

Gereckt und leise jubiliert
Zur Morgensonne hin gestiert
Einhundert Schritte bis zum Zelt
Das ist heute Erichs Welt

Kocher aufgestellt, den Spiritus entzündet
Kleine Bläschen bilden sich begründet
Im Wasser durch Gase die rasend oxidiert
Fast unbemerkt, registriert er für sich pikiert

Bald schon ist das Wasser heiß
Der Kaffeeduft, wie zum Beweis
Zieht durch die kühle Morgenluft
Ein selig Lächeln ihn zu Taten ruft

Wo geht es heute hin?
Bayreuth! Steht es ihm im Sinn ...
Das alte Schloss, die Eremitage
Zum Festspielhaus, er gerät in Rage

Erlangen gestern, Bamberg davor
An der Regnitz entlang, worauf er schwor
Nürnberg bleibt zu sehen
Hofft den Zeitgeist zu verstehen ...

Fürth fängt Erich ein, Forchheim entzückt
Er will beschreiben, ist entrückt
Findet zu Bamberg bald zurück
Denkt an Vicco von Bülows größtes Glück ...

Ach Erich, mein lieber Mann
Beneide dich, so dann und wann
Ach müsstest Du nie wieder fort
Vom Campingplatz, dem schönen Ort

Der so zentral wie mittendrin
Als Campinginsel halt ich den im Sinn
Im Ortsteil Bug an Regnitz und Kanal
Dem diesjährigen Platz der Wahl ...



© Auris cAeli

Der Stammbaum dicht verzweigt, man viele Ahnen findet,
jeder Zweig sein Kommen und sein Geh'n bekundet.
Jeglicher, naturgegeben, ein Tröpfchen Blut dir spendet,
sich auf immer und ewig mit dir verbindet.

Manch unbekannter Ahne auf einen Zweig sich schleicht,
sein nächtliches Tun hat für einen Ast gereicht.
Ob Burgherr oder Fräulein, Rebell oder Bauer,
sie haben sich in dir vereint, auf Dauer.

Des Ahnen Weg führt in das Gestern zurück,
Erinnerung verblast wie ein dunkler Tintenfleck.
Doch ihr Denken, Fühlen, Fehlen und ihr Streben,
wurde an ihre Nachfahren weitergegeben.

Du gehst behänd‘ mit dem Fluss der Zeit,
bist für den Weg in die Zukunft bereit.
Kein Ahne, nicht einer durfte fehlen,
haben gemeinsam an deinem Sein geschrieben.


14.02.2023 © Soso