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Gedichte Über Meer - Seite 5


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Dünenwind

Ron – einst Seemann - lebte so in den Tag hinein. Er träumte von einem unkomplizierten Leben und einer ebensolchen Frau.
Eigentlich hatte er schon eine, aber die liebte er nicht mehr – oder sie ihn.

In den letzten Jahren gab es eine andere - Anja - die er bis in die Ewigkeit lieben wollte und auch noch danach...
doch die war ihm zu stürmisch. In gewissen Stunden sollte sie das auch sein, aber nur dann, wenn ihm der Sinn danach stand. Zu anderen Zeiten ließ ihn der kleinste Windhauch zusammenzucken, der aus ihrer Richtung kam.

Er bewunderte ihren Sinn für Gerechtigkeit und ihre Energie; nur dann nicht, wenn es ihn einschränkte. Gleichberechtigung gab es für ihn nicht. Er war es, der ein Gelingen nach seinen Regeln gestalten wollte...und mit der Zeit erkaltete auch diese Liebe.

Zuweilen trieb ihn Fernweh an die Küste...
und dort stand er in seiner Fantasie:

Einsam – Schiffe schauend – und mit sehnsuchtsvollen Gedanken, die ihn weit wegtrugen.
An manchen Tagen, wenn er lächelnd den blauen Himmel betrachtete, bäumte sich tosend eine Welle auf ihn zu und er erschrak,weil ihn das an die Leidenschaft dieser Frau erinnerte, die er gerne aus seinen Sehnsüchten löschen wollte.

In einem solchen Moment stellte er den Kragen seiner Windjacke hoch, schrie laut in die Weite und eilte schnellen Schrittes davon; ganz gegen sein Naturell; denn eigentlich musste bei ihm alles beschaulich sein; seine Tage, die Nächte ….er hatte Zeit. Für gewöhnlich legte er sich am späten Abend in die Koje und morgens schlief er, solange er wollte. Da war es vorteilhaft, alleine zu leben. Keiner da, der ihn forderte.

Als er sich den Dünen näherte, wartete dort eine Frau, die sich die silbrig – grauen Haare aus dem Gesicht strich und ihm von Weitem zulachte. Sie winkte mit einem Fischbrötchen in der Hand, das ihr der Jens von der Fischbude geschenkt hatte, weil er wegen Absatzmangel vorzeitig schließen wollte.
Ron ließ sich neben ihr nieder und verschlang heißhungrig den angebotenen Proviant. Sie erzählte ihm aus ihrem Leben sehr ausführlich und so, als wäre alles ein Paradies auf Erden gewesen. Ganz anders als seines. Dabei vergaß sie nie ihr Lachen, das ihm insgeheim etwas zu laut klang. Da er aber auf der Suche nach neuem Glück war, sah und hörte er darüber hinweg.

Sie war das Gegenteil von Anja. Zumindest vermittelte sie ihm dieses Gefühl. Er lehnte seinen Kopf weinend an ihre Schulter und fühlte sich wie ein Kind, das seine Mutter wieder gefunden hatte.

War sie es vielleicht?


(C) Ingrid Bezold
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