Gedichte über das Leben - Seite 406

Ich denke mir, so irgendwie ist alles am Arsch.
Das ganze Leben ist nur noch Behinderung
Das ganze Leben sind nur noch Ärzte
Das ganze Leben sind nur noch Medikamente
Aber dann, sehe ich meine wunderbaren grünen Haare.
Und ich denke mir:
"Lasse sie über die ganze Welt wachsen!"
Und ich denke mir:
"Lasse sie über das ganze Universum wachsen!"
Und ich denke mir:
"Lasse sie über das ganze Leben wachsen!"
Und diese grünen Haare sind Gott! Die Zeit!
Und das Leben! Und all das bist Du!

Ich denke mir, so irgendwie ist alles am Ende
Das ganze Leben ist nur noch Krankheit.
Das ganze Leben sind nur noch Schmerzen.
Das ganze Leben ist nur noch Einsamkeit.
Aber dann, sehe ich meine wunderbaren grünen Haare!
Und ich denke mir:
"Lasse sie über ganze Welt reden!"
Und ich denke mir:
"Lasse sie über alle Wahrheit reden!"
Und ich denke mir:
"Lasse sie über alle Zweifel reden!"
Und diese grünen Haare sind die Liebe! Die Kunst!
Und das Glück! Und all das bist Du!

Ich denke mir, so irgendwie ist alles am Zweifeln
Das ganze Leben ist nur noch Chaos.
Das ganze Leben sind nur noch Verluste.
Das ganze Leben sind nur noch Fehler.
Aber dann, sehe ich meine wunderbaren grünen Haare!
Und ich denke mir:
„Lasse sie über all den Hass siegen!“
Und ich denke mir:
„Lasse sie über all die Gier siegen!“
Und ich denke mir:
„Lasse sie über all die Kriege siegen!“
Und diese grünen Haare sind die Kraft! Die Vernunft!
Und das Wissen! Und all das bist Du!

Klaus Lutz

Vormals in düstre Höhlen tief,
hockten Menschen fellbehangen,
in irgendwelchem Bergmassiv,
lebend nur für ihr Verlangen.

Das Feuer sie erst jüngst entdeckt,
mit Sorgfalt sie es behüten,
so ihr Geist wurde rasch geweckt
und Ideen reich erblühten.

Zur Jagd ging es in rauer Schar,
mit Speer und Steinen in der Hand.
mit viel Mannesmut und Wissen gar,
man das Jagen sehr wohl verstand.

So zog man durch die Eiszeits Welt,
lebte fürs Sammeln und Jagen,
wandernd unter dem Himmelszelt,
von der Sippe stets getragen.

Gefahren lauerten doch viel,
wilde Tiere, fremde Sippen,
war so mancher dem Feind sein Ziel,
wenn sich diese tödlich stritten.

Die Kultur war noch klein und zart,
das Malen auf Höhlenwänden,
zeigt Tier und Mensch, die Zeit bewahrt,
erschaffen von schlichten Händen.

Die Zeit vergeht, der Mensch gewinnt,
entwickelt sich, lernt stets hinzu,
durch die Sanduhr der Sand so rinnt,
die nächste Zeit beginnt im nu.

Neue Zeiten kommen…

Der alte Zaun, der noch Reichsmark gekostet,
hatte Löcher und war total verrostet.
Einst mit Carbolineum gestrichen,
war der Teer samt Rost gewichen.
Und der Spanndraht, der erneuert,
hat den letzten Draht zerscheuert.

Also musst ein neuer her,
das ist heut ja nicht mehr schwer.
Gekauft Pfähle, Halter, Streben
was der Zaun so braucht zum Leben.
Den alten Zaun gerollt, verschrottet,
das neue Zeug dann gleich entmottet.

Der Maurer schuf das Fundament
mittels Steinen, Kalk, Zement,
setzte alle Pfähle und Streben ein
als Grenze zwischen mein und dein.
Löcher bohren, Halter schrauben,
das ging schneller als wir glauben.

Zaungeflecht auf Länge rollen,
mehr gekauft, als man hätt sollen.
Spanndraht durch die Karos fummeln,
dabei kann man gar nicht schummeln.
Abgeschnitten, Spannschlösser gedreht,
der Zaunbau schnell zu Ende geht.
der neue Zaun zum Nachbarn steht.

Da springt das erste Katzentier,
dem man eingezäunt hat das Revier.
Drei Kilo dieses Raubtier wiegt,
bei dem sich jetzt der Spanndraht biegt.
Dann ist der Kater angelangt,
beim Klettern sogar die Säule schwankt.

Der Bestand des Zaunes hat ohne Fragen
eine Lebensdauer von wenigen Tagen.
Also messen, denken, Restdraht suchen,
über diese Fummelei mal fluchen,
doch statt Beulen vom Gewicht der Tatzen,
gibt’s jetzt Löcher für die Katzen.

13.01.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann