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Gedichte über Katzen - Seite 27


Linda

Du hattest damals diese eine Affäre namens Linda.
Linda, aus dem Spanischen „hübsch“ oder auch „lieblich“.
Linda mit den aschblonden Krausehaaren, die sich spielerisch um ihr von der Juli-Sonne leicht gebräuntes rundes Kindergesicht zwirbelten.
Die Haare, die ich ihr so gerne manches Mal bei Gelegenheit hinter ihre zu kleinen Blumenkohl- Ohren gestrichen hätte, die mich mehr denn je entzückten.
Immer dann, wenn sie mich in ihrer ganzen Unschuld, welche ihre Erscheinung wie ein sehr markantes Banner in Form einer Schleife zu zieren schien, fragend anblickte und unser Wohnzimmer mit einem nervös-erschöpften Kichern erfüllte.
Und in den Momenten in denen sie mich mit einer Art beschämten Traurigkeit verständnislos aus den Augenwinkeln musterte, während ich mit zittrigen Händen versuchte mit Hilfe eines überdimensional großen Wasserkruges meine verdorrte Kehle vor dem Austrocknen zu bewahren.
In diesen viel zu ausgedehnten Momenten, da wollte ich Linda immer sagen das alles Gut werden würde.
Das alles und rein gar Nichts jemals auch nur annähernd Gut war und es höchstwahrscheinlich auch niemals sein werde, dies aber auch nichts zur Sache tat.
Ich wollte deiner Linda in diesen Augenblicken sagen, dass wenn wir nur dazu im Stande wären, uns in den Tatsachen so angenehm wie nur möglich zu betten, wir uns in ihnen zufrieden zusammenrollen könnten wie deine herrische Maine Coon Katze.
Wie deine furchtlose Maine Coon Katze aus unserem Kopfkissen, welches ich regelmäßig gezwungen war mit Anti Allergikern zu besprühen, da mir sonst jeden Morgen das Ersticken drohen würde. Liebste Linda, wir alle könnten sein wie diese Katze, wir könnten auch dort Frieden finden, wo immer Krieg sein wird.
Und wenn wir nur so wenig wie möglich Nachdenken würden, dann könnten wir auch zwischen Leichenbergen und Trümmerhaufen den bitter Nötigen Schlaf finden, den wir schon so lange voller Verzweiflung suchten.
Linda sollte lernen, dass man die Schüsse der Menschen in einer gewissen Weise vermutlich niemals zur Gänze abwehren konnte, man aber sehr wohl lernen konnte zwischen ihnen unbemerkt Glücklich zu sein.
Linda, ich, du und wir alle da draußen sollten mehr wie deine Katze sein und uns innerhalb des Schlachtfelds, mittendrin in der Hitze des Gefechts ein sicheres Zuhause schaffen.
Eigentlich war es Linda die auf deiner Beerdigung die meisten Tränen vergoss und die Sonne quälend unser Blickfeld eindämmte.
An diesem einen Vormittag, an dem sie dich unter die Erde hievten und für immer verschwinden lassen sollten.
Linda hatte Rotz und Wasser geheult, schniefte voller Verzweiflung und sah mich peinlich berührt an als ich den Impuls nicht unterdrücken konnte und nach ihrer winzigen knubbeligen Hand griff.
Ihre Händchen waren feucht und irgendwie klebrig.
Wäre Linda eine Blume, dann wäre sie ein Veilchen.
Wäre ich eine Blume, wäre ich vermutlich irgendein in sich selbst wucherndes Pflänzchen im Unterholz eines kargen Baumes nahe dem Stadtrand.
Ich glaube allerdings nicht, dass ich eine Blume bin.
Und noch weniger glaube ich daran, dass es besonders wichtig ist eine Blume zu sein.
Ich habe Linda noch niemals gehasst, außer bei deiner Beerdigung als sie unentwegt plärrte
Ich fürchte deine Katze und ich, wir würden unter uns bleiben.
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Opas Geburtstag

Opa werden ist nicht schwer,
das machen doch die andern.
Doch Opa bleiben fordert sehr,
da muss man ständig wandern.

Nicht von den Alpen bis zum Brocken,
oder von der Oder bis zum Rhein.
Man darf nur nicht hinterm Ofen hocken
und muss vielfältig tätig sein.

Bei Hausaufgaben helfen ist Pflicht,
egal ob Geschichte oder Mathe,
denn mancher begreift es nicht,
was er schon alles hatte.

Die Freizeit bei Sonne und Matsch
mit Enkel Ist Opas ganzer Stolz,
redet er dann auch viel Quatsch,
das ist nicht hart wie Holz.

Da werden Dinge vollbracht
mit Vorbereitung und Fantasie,
ganz egal, ob Tag, ob Nacht,
vieles kannten sie noch nie.

Luft aufpumpen, Drachen steigen,
Kirschen pflücken, Unkraut zeigen.
Hund dressieren, Pilze suchen,
Plinze backen und kleine Kuchen.

Sudokus machen, Kreisel drehen,
mit Gummis flechten und stricken,
beim Zirkus in die Tierschau gehen,
Spatzen in die Nester blicken.

Knie aus der Dreckschicht heben,
Lenker gerade biegen,
notfalls auch ein Pflaster kleben,
Hauptsache wir siegen.

Auf dem Papier Schiffe versenken,
am Finger den Fidget Spinner drehen.
Bei größeren die Drohnen lenken,
auch nach jungen Katzen sehen.

Den Greifarm mit Magnet benutzen,
Eier aus den Nestern klauben,
mit dem Trimmer Rasen stutzen.
Ringe entziffern bei den Tauben.

Im Winter Heu zu Rehen schaffen,
Kaninchen füttern und säubern.
Dabei in jeden Fuchsbau gaffen,
ob schon Nachwuchs bei den Räubern.

Aus Zahnpasta Tuben Zinnfiguren gießen,
zum Malzkaffee Getreidekörner rösten.
Raketen mit viel Luftdruck schießen,
bei schlechten Zensuren auch mal trösten.

Bei Opa kann immer was geschehen.
Das gefällt den Enkeln sehr,
drum ist er stets gern gesehen,
doch eine Oma kann noch mehr.

26.08.2019 @ Wolf-Rüdiger Guthmann
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