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Gedichte Über Geschenk - Seite 23


Bertha

Bertha

Wer kennt bei uns schon jene Bertha,
Die einstmals des Kaisers Gattin?
Wer weiß, dass sie Italien nah,
Hatte dafür Gespür und Sinn.

Niemand kennt sie bei uns hier mehr,
Die Zeit ist längst vergangen,
Als es die Krone hatte schwer,
Noch Einfluss zu erlangen.

Als Ehefrau Heinrichs des Vierten,
Canossa-Heinrich auch genannt,
Zog sie mit dem Kaisergekürten
In unser großes Sehnsuchtsland.

Die Städte in Italiens Norden
Waren ihr herzlich zugetan.
Reichtümer konnten auch horten,
Ihr Mann kurbelt' den Handel an.

Den Menschen dort ging's gar nicht gut,
Stadtbürger hatten auch zu kämpfen.
Doch Bertha schuf den neuen Mut,
Um Armut dort zu dämpfen.

Beide war'n sie südwärts gezogen
Und es begegnete bei Montegrotto
Ein Mädchen ihr, nett angezogen,
Doch bettelarm als pars pro toto.

Ein Wollknäuel schenkte das Mädchen
Der Bertha und die ward so gerührt,
Dass sie zog in das Padua-Städtchen,
Wo ihnentiefe Huld gebührt'.

Zum Mädchen schickt' die Königin
Den Boten, der es holen sollte,
Denn Bertha hatte hohen Sinn,
Weil sie um Menschenarmut wusste.

Als nun das Mädchen vor ihr stand,
Gab sie das Knäuel ihr zurück,
Lächelte sie an selig verwandt
Und sah sie an mit warmem Blick:

„So lange wie jetzt ausgerollt
Der Wollfaden am Boden liegt,
So viel an Land, das schenk' ich hold,
Womit die Armut wird besiegt.“

So kam das Kind zu Königsland
Und war auf einmal nicht mehr arm,
Weil Bertha mit der Gönnerhand
Sich diesem armen Kind erbarm'.

Seit dieser Zeit wird hoch verehrt
Die Bertha in dem Thermenland.
Weil sie die Armut abgewehrt,
Ist sie bis heute dort bekannt.


©Hans Hartmut Karg
2020

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Schenken - ein Pflichtprogramm?

Zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr gehen so viele Geschenke über den Ladentisch, wie zu Weihnachten.
Die Regale in den Geschäften sind gefüllt mit allem, was das Herz begehrt. Eigentlich dürfte es da nicht schwer fallen, das Passende zu finden. Trotzdem tun sich viele Leute schwer damit. Sie zermartern sich den Kopf mit der Frage:
- Was soll ich Wem schenken ? -

Gut beraten ist derjenige, der die Wünsche, Interessen und Hobbies des zu Beschenkenden schon im Vorfeld kennt. Andere gehen selbst auf die Suche. Klappern Geschäft für Geschäft ab, denn die Qual der Wahl ist oft schwierig.

Soll es etwas Großes, Aufwendiges sein, oder doch lieber etwas Kleines, Bescheidenes? Große Dinge könnten als zu protzig angesehen werden, kleine hingegen als zu mickerig. Und in welcher Preisklasse soll sich das Auszuwählende bewegen? Nicht jeder kann tief in den Geldbeutel greifen, obwohl er vielleicht einmal im Jahr eine Ausnahme machen möchte?!
Egal, wofür man sich auch immer entscheidet: verkehrt könnte es allemal sein!
Entweder, man wird als zu verschwenderisch betrachtet, oder man gehört zu den Sparsamen, um nicht zu sagen, zu den Geizigen.

Und wie stehts mit der Verwendbarkeit des Geschenkes? Obwohl sich der Beschenkte zunächst riesig darüber freut, steht oder liegt es Wochen oder schon am nächsten Tag unbeachtet in einer Ecke. Manch einer verschenkt es sogar bei der nächst besten Gelegenheit wieder weiter.

Da stellt man sich schon die Frage, was das Schenken heutzutage noch für eine Bedeutung hat. Ist es nicht nur ein Pflichtprogramm, um sich vor den anderen keine Blöße zu geben?
Doch müssen es immer die großen, aufwendigen materiellen Gaben sein? Liegt der Charme des Schenkens nicht auch in der Einfacheit?

Warum schenken wir dem anderen nicht mal ein paar Stunden unserer Freizeit, schenken ihm Aufmerksamkeit, Fürsorge?
Führen mit ihm vielleicht ein anregendes Gespräch, oder hören ihm einfach nur mal zu!
Ein gemeinsamer Spaziergang in die Schönheit der Natur kann ebenso wohltuend sein, wie ein Abendessen bei Kerzenschein mit Spaghetti und Tomatensoße. Wenn es nur von Herzen kommt !

Ganz simple Dinge rufen oft tiefergehende Emotionen hervor, mehr als ein ausgefallenes, aufwendiges Geschenk, für das man sich stundenlang die Füße wund gelaufen hat.


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