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Gedichte über Freundschaften - Seite 214


Die Wellentheorie

Im Oasen-Gedichte-Gedränge
schrieb Karin von der Wellenlänge.
Mein Speicher hat gleich vernommen,
dass ich die Wellentheorie begonnen.
Die Wellenlänge, Gott sei Dank,
ist immer noch genau so lang,
wie der Wellenberg, der oben treibt
und das Wellental, das unten bleibt.

Die Wellenlänge, die ich sah,
war ein zerrissener BH.
Die obere Schale stand
und sofort aller Blicke fand.
Die andere Schale nichts umfing
und tatenlos nach unten hing.
Ich dachte da an dieser Stelle
gleich an die Tsunami-Welle.

Bei Gefühlen misst leider die Welle
mancher Schneider mit der Elle.
Doch kann es auch ein Lehmann sein,
mir fielen gerade diese Namen ein.
Bei Schlagern die Welle überschwappt,
damit das Nachbarland sie schnappt.
Die Radiowelle kann ich sagen,
wird bald nur digital getragen.

Die Wellenlänge wird verbreitert
und die Senderanzahl dann erweitert.
Langwelle braucht lange Antennen.
Mittelwelle wir als City-Sender kennen.
Kurzwelle nutzen Funkamateure,
Ultrakurzwelle ich in Stereo höre.
Ohne Sender, ohne Quellen
kommen derzeit Flüchtlingswellen.

Ich weiß nicht, ob es jeder kennt,
das Wellenleiterlängenexperiment.
Ist eine Leine sehr straff gespannt
und man schlägt ein Ende mit der Hand,
kann man von weitem belustigt sehen,
wie die Wellenlängen auf der Leine gehen.
Will man sich geistiger Liebe stellen,
nutzt man spirituelle Wellen.

Manche Geschichte hat solche Stellen,
dass sich einem die Fußsohlen wellen.
Frühere Garagen hatten
als Dach die Wellasbestplatten.
Bekommt die Auslegeware Wellen,
sollte man das Wasser abstellen.
Kommt nur eine kleine Welle vor,
dann passt sie in ein Wellrohr.

Und die trägt man davon
in einem Wellpappenkarton.
Und an farbig beleuchteten Stellen
bekommt manche Kreuzung Asphaltwellen.
Nordseewellen drehen ihre Runden,
zwischen Ebbe und Flut genau sechs Stunden.
Selbst die Sonne schickt uns Wellenlicht,
mehr als 7 Minuten braucht es nicht.

Der Surfer nutzt die Wellenlänge
bis sie am Ende ihm zu enge.
Schnell sag ich noch für die Damen,
die Wellenlänge hat auch einen Namen.
Doch den hab ich unterdessen
beim steten Wellengang vergessen.
Die Wellenlänge, je nach Mode,
ist ganz genau eine Periode.
Und grau ist diese Wellentheorie,
denn der Mensch begreift sie nie.

12.11.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Nicht genug

Im Urlaub war ich in Griechenland,
sah alte Ruinen, aalte mich am Strand.
Die Hitze an all den Stellen
ließ meinen Durst gewaltig quellen.

Drum trat ich in ein Wirtshaus ein
und bestellte einen Schoppen Wein.
Griechischer Wein ist eine Wonne,
denn er reift unter göttlicher Sonne.

Der Wirt ergriff ein kleines Glas,
und wollte damit an das Fass.
Ich fühlte mich besonders klug
und sagte nur: „Nicht genug!“

Ich wies dabei zu dem Regal,
wo Gläser standen breit und schmal.
Dem Wirt, der mich noch einmal frug,
sagte ich nur: „Nicht genug!“

Der Finkennapf war was für Neigen,
drum ließ es mich auf größere zeigen.
Damit der Wirt das Gläschen weg trug,
sagte ich nur: „Nicht genug!“

Der Wirt sah mich nur schelmisch an
und brachte einen Becher dann.
Er füllte ihn mit einer Kanne Zug um Zug,
ich sagte immer: „Nicht genug!“

Er hat mir einen Preis genannt
und forderte ihn mit offener Hand.
Ich zahlte ihn, wähnte mich klug,
da sagte er nur: „Nicht genug!“

Er drückte mir, welch gastfreundliches Land,
den Krug zur Selbstbedienung in die Hand.
Ich goss und goss, da machte es „Gluck!“
und verschwunden war der kleinste Schluck.

Dafür wurde mir im Schritt so nass,
als liefe aus ein ganzes Fass.
Dabei war es nur dieser Becher,
als Scherz für übermäßige Zecher.

Erfunden von Pythagoras beim Hausbau,
denn seine Arbeiter waren oft sehr blau.
Sie kannten beim Trinken kein Maß
und leerten Pythagoras manches Fass.

Jawohl, Pythagoras dem Quadratezähler,
in der Schule oft der Mathequäler.
Und die Erinnerung euch vielleicht naht
bei c² ist gleich a² plus b².

Und seine Erfindung hat’s mit mir gemacht,
der Wirt hat sich halb tot gelacht.
Ich stimmte in das Lachen ein,
auch wenn ich aussah wie ein Schwein.

Ich schlich nach Hause in der Nacht,
den Becher hab ich mitgebracht.
Die Hose war arg mitgenommen,
dafür hab Freunde ich bekommen.

Jetzt warte ich auf die Gelegenheit,
wenn ihr kommt steht er bereit.
Trinkt ihr gern aus diesem Krug,
dann sagt beim Einschenken: „Nicht genug!“

11.11.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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