Gedichte über die Einsicht - Seite 121

Es ist wirklich keine Frage,
es ist einer der langweiligsten Tage.
Vor allem wenn man allein ist wie ich.
Ich habe das Gefühl keiner liebt mich.

Niemand da, den man beschenken kann.
Nicht einmal einem fremden Mann.
Die Kinder haben Familien selber.
Für große Geschenke fehlen mir sowieso die Gelder.

Einsamkeit nicht nur an Weihnachten?
So gern würde ich auch mal das Glück pachten.
Aber wie bekommt man eigentlich Glück?
Ich möchte doch nur ein kleines Stück.

Lottogewinn? Geld braucht doch jeder.
Meine Haut sieht auch schon aus wie Leder.
Gesundheit auf Lebenszeit?
Für etwas Glück wäre ich schon lange bereit.

Zu haben eine eigene Eitelkeit?
Davon habe ich mich schon lange befreit.
Gedanken zu machen über Fremde?
Zu teilen mit denen mein letzte Hemde?

All das würde ich tun,
könnte ich nur eine Nacht neben einen Mann ruhen.
Ein gesichertes Auskommen zu besitzen?
Ab und zu zu könnten wir vielleicht in einer Sauna zu schwitzen.

Alle Annehmlichkeiten meines Lebens würde ich gerne auszuleben?
Ich habe immer noch viel zu geben.
Leider gehört auch eine Familie dazu.
So könnte ich leben ganz im Ruh.

Aber Einsamkeit tut sehr weh.
Egal wie ich es auch dreh,
ich schaffe es nicht mehr,
ich bereue es sehr.

So ganz zufällig sind wir,
haben uns nicht gewählt, aber gemacht,
im Rahmen der Möglichkeiten,
im Rahmen des Gebotenen,
im Rahmen des Bildes, dass wir uns von uns machen.
Zufällig, als fiele uns etwas zu,
wir werden erschlagen,
ohne das geringste zu spüren.
Die Kausalität ist eine vertraute Lüge,
damit wir Bestand haben,
im Absurdesten noch, werden wir fündig.
Wir stehen mit beiden Beinen fest auf dem Haufen
des Zufalls, längst fällig.
Wir haben zu verstehen,
haufenweise die Fragen – Warum wir?
Warum ich?
Wir bestehen auf schlüssigen Antworten, als gäbe es sie.
Wir leben in den Geschichten, die zu uns passen,
probieren sie aus, wechseln sie, wenn die Kluft ganz zerrissen
oder weil wir unseren Sonntagsstaat präsentieren wollen.
Bin ich ein anderer, wenn ich auftauche aus dem Schlaf?
Traumloses „reset“ - die Programme laufen wieder.
Traumreich – es gab ein update,
ein paar kilobyte als versteckte Datei.
Na dann, ein paar neue Daten haben noch Platz,
sie finden ihren Ort, wenn wir speichern drücken,
In der Hierarchie der Geschichten,
in Datenpakete gepackt, optimiert.

Verstehe ich den Absturz, der da kommt?

drug

Wie kann ich mir so sicher sein,
das mein Ex-Mann sagt: „Hör zu du bist mein.“?
Ich habe ihn mit allem betrogen.
Ich habe ihn nur die ganze Zeit belogen.

Leider muss ich ziemlich spät mir gestehen,
nur er konnte unser gemeinsames Leben drehen.
Eins war nämlich nie gelogen.
Gut, vielleicht habe ich die Wahrheit etwas verbogen
aber meine Liebe zu ihm war wirklich echt.
Das sie aber abkühlte, ja damit hatte er recht.

Schon ein Jahr nach der Trennung habe ich es bereut.
Ihm das zu sagen hatte ich immer gescheut.
Er bot mir immer und immer wieder eine Freundschaft an.
Man verdammt, er war und ist der richtige Mann.

Ich will ihn nie mehr betrügen
und auch nicht belügen
aber wie kann ich ihn davon überzeugen.
Er muss doch annehmen, ich will die Wahrheit doch wieder verbeugen.

Entschuldigung! Nicht verbeugen sondern verbiegen.
Kann unsere Liebe überhaupt noch einmal siegen?
Wenn mir nicht einmal die richtigen Worte einfallen
und trotzdem. Ich bin ihm verfallen.

Er ist ein herzensguter Mensch und ein Mann,
mit dem man immer durch dick und dünn gehen kann.
Über 30 Jahre hatte ich Zeit das zu bemerken.
Diese Einsicht kam ziemlich spät aber wird mich jetzt stärken.

Auch wenn es vielleicht nicht klappen tut,
werde ich versuchen ihm zu zeigen, wie ich ziehe meinen Hut.
Ich will ihn einfach nur zurück gewinnen.
Ich will jetzt nur noch mit ihm einen Neuanfang beginnen.