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Gedichte über Einsamkeit - Seite 281


Düsteres Schicksals eines "Sonnyboys"

-Fiktion -

Er hatte immer einen flotten
Spruch auf den Lippen.
Ein verschmitztes Lächeln
umspielte seine Lippen,
kräuselte seine Augenfältchen.
Bei Wind und Wetter
verrichtete er Gartenarbeit,
hielt am Zaun mit Passanten
gern ein Schwätzchen,
ließ seinen Charme spielen.
Sein Repertoire an Witzen
schien unerschöpflich zu sein.
Für jeden hatte er den
passenden parat, freute sich,
wenn er Leute erheiterte,
sie zum Lachen brachte.
Er demonstrierte ihnen
mit seinem sonnigen Gemüt,
eine Seelenruhe, die auf sie
emotional abfärbte.
Für die Nöte der anderen
hatte er ein offenes Ohr,
verstand es, dank seiner
Feinfühligkeit Traurige
zu trösten, Verzagte zu ermutigen,
Aufgebrachte zu beruhigen….

Zuhause verlor er sich in
seiner Einsamkeit, die ihm
auf der Seele lastete,
ihm das Herz schwermachte.
Von seiner Seelennot
ließ er nicht das Geringste
nach außen dringen.
Für Außenstehende wollte er
weiterhin der „Sonnyboy“,
wie sie ihn liebevoll nannten,
sein und auch bleiben.

Er war es leid, diese Rolle
spielen zu müssen,
hinter der sein wahres
Ich getarnt war,
sich nicht zeigen durfte,
immer mehr verkümmerte,
bis die Freude am Leben
aus ihm heraussickerte,
wie bei einer
leckgeschlagenen Batterie.

Schienensuizid

Eines Abends trank er sich Mut an.
Im Schutz der Dunkelheit
wankte er zu den Eisenbahngleisen.
Als der ICE heranrauschte, ließ er sich
vornüber ins Gleisbett fallen.

Noch Tage später fand man
zwischen den Schienen
Teile seiner zerfetzten Turnschuhe,
Versinnbildlichung seines bis zur
Unkenntlichkeit verstümmelten Körpers.
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Ehre und Stärke

Meine Ehre heißt Treue

Ich gehe durch eine Welt,
die mir fremd geworden ist.
Worte liegen auf den Straßen,
schmutzig, gebrochen,
und aus den Mündern vieler
fließt Sprache ohne Gewicht,
ohne Seele,
ohne Respekt.

Ich bin geschockt,
manchmal enttäuschter, als ich es sein dürfte:
Wie rasch fällt heute einer dem anderen in den Rücken,
wie leicht verraten sie Vertrauen,
wie selbstverständlich trampeln sie
auf Prinzipien,
die einst Pfeiler einer ganzen Generation waren.

Doch ich?
Ich trage die Werte, die man mir gab,
wie ein unsichtbares, ehrwürdiges Banner:
Respekt.
Loyalität.
Wort und Haltung.
Saubere Aussprache.
Gerade Linie.

Ich habe sie verinnerlicht,
nicht weil es leicht ist,
sondern weil es richtig ist.
Und dafür –
für diese alten Werte,
für diese Ehre,
für diese Treue –
sehen mich viele heute als Außenseiter.

Soll so sein.
Denn lieber bin ich allein,
als dass ich werde wie jene,
deren Prinzipien fallen,
noch bevor der Tag beginnt.

In ihren Augen stehe ich oft allein –
in meinen stehe ich fest.
Sie nennen es Alleingang,
ich nenne es Würde.

Denn ein Löwe
läuft nicht mit Hunden.
Und ich habe gelernt:
Versuche nicht zu brüllen wie ein Löwe,
wenn deine Taten
die eines Esels gleichen.

Ich bleibe der, der ich bin,
auch wenn zwei von uns
gegen eine Armee stehen würden.
Loyalität heißt nicht:
Ich bin da,
wenn die Sonne scheint.
Loyalität heißt:
Ich bleibe,
wenn der Himmel bricht.

Ich halte den Rücken frei,
auch dann,
wenn die Welt mir den eigenen
zukehrt.

Ich zeige Respekt,
nicht weil die Welt es tut,
sondern weil ich ihn in mir trage.

Ich trage Ehre,
nicht weil sie gefeiert wird,
sondern weil ich sie schulde
jener Hand,
die mich erzogen hat,
jenen Seelen,
die mir Werte schenkten,
und dem Weg,
den ich nicht verraten kann.

Und auch wenn die Gesellschaft
mich nicht versteht,
auch wenn sie mich ansieht
wie ein Relikt einer vergangenen Zeit –
ich bedanke mich still dafür,
dass ich anders bin.
Dass ich gelernt habe,
was es bedeutet,
aufrecht zu stehen,
wenn andere längst
lieber kriechen.

Denn am Ende
bleibt mein Satz,
mein Schwur,
mein Schild,
mein inneres Feuer:

Meine Ehre heißt Treue.

Und Treue kennt keinen Trend.
Keine Mode.
Keine Zeit.

Sie kennt nur mich.
Und ich kenne sie.
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