Düsteres Schicksals eines "Sonnyboys"
-Fiktion -
Er hatte immer einen flotten
Spruch auf den Lippen.
Ein verschmitztes Lächeln
umspielte seine Lippen,
kräuselte seine Augenfältchen.
Bei Wind und Wetter
verrichtete er Gartenarbeit,
hielt am Zaun mit Passanten
gern ein Schwätzchen,
ließ seinen Charme spielen.
Sein Repertoire an Witzen
schien unerschöpflich zu sein.
Für jeden hatte er den
passenden parat, freute sich,
wenn er Leute erheiterte,
sie zum Lachen brachte.
Er demonstrierte ihnen
mit seinem sonnigen Gemüt,
eine Seelenruhe, die auf sie
emotional abfärbte.
Für die Nöte der anderen
hatte er ein offenes Ohr,
verstand es, dank seiner
Feinfühligkeit Traurige
zu trösten, Verzagte zu ermutigen,
Aufgebrachte zu beruhigen….
Zuhause verlor er sich in
seiner Einsamkeit, die ihm
auf der Seele lastete,
ihm das Herz schwermachte.
Von seiner Seelennot
ließ er nicht das Geringste
nach außen dringen.
Für Außenstehende wollte er
weiterhin der „Sonnyboy“,
wie sie ihn liebevoll nannten,
sein und auch bleiben.
Er war es leid, diese Rolle
spielen zu müssen,
hinter der sein wahres
Ich getarnt war,
sich nicht zeigen durfte,
immer mehr verkümmerte,
bis die Freude am Leben
aus ihm heraussickerte,
wie bei einer
leckgeschlagenen Batterie.
Schienensuizid
Eines Abends trank er sich Mut an.
Im Schutz der Dunkelheit
wankte er zu den Eisenbahngleisen.
Als der ICE heranrauschte, ließ er sich
vornüber ins Gleisbett fallen.
Noch Tage später fand man
zwischen den Schienen
Teile seiner zerfetzten Turnschuhe,
Versinnbildlichung seines bis zur
Unkenntlichkeit verstümmelten Körpers.
Das könnte Sie auch interessieren