Gedichte über Einsamkeit - Seite 115

Ich bin kein Kind von Traurigkeit.
Lieben tue ich Tage voller Heiterkeit.
Nur sind diese Tage sehr sehr selten gworden.
Manchmal wünschte ich mir sogar, ich wäre nie geboren.

Doch dann hätte ich ja eine schöne Zeit verpasst.
Die Jugendzeit, denn die war bei mir wirklich krass.
Ich habe da einen Typen kennen gelernt.
Der hat mich nie aus seinem Herzen entfernt.

Selbst nach unserer Scheidung bot er mir eine Freundschaft an.
Nur wieder bekommen kann ich ihn nicht mehr als Mann.
Meine Sehnsucht nach ihm, die frisst mich auf.
Denke ich an ihn, bin ich nicht gut drauf.

Viele schöne Jahre hatten wir miteinander verbracht.
Leider habe ich in den Jahren nur an mich selbst gedacht.
Viel zu viel habe ich ihm angetan,
darum wird er nicht mehr mein Mann.

Am liebsten würde ich die Zeit zurück drehen.
Und dann versuchen auch ihn zu verstehen.
Wirklich zu gehört habe ich ihm eigentlich nie.
Eine eins in Eheführung hatte ich nur in der Theorie.

Nun ist es leider aus und vorbei.
Und trotzdem sind andere Männer einerlei.
Drum werde ich mein Lebensabend wohl alleine verbringen.
Und in Erinnerungen schwelgen und träumen von schönen Dingen.

Allein Zuhause, es regnet wieder,
der Wind pfeift seine Klagelieder.
ich seufze kurz und lege mich hin,
fortzutreiben liegt mir im Sinn:
Ein Griff nach alter Zeit, vertrauter Hand.
ein letztes Mal zerstörtes Band.
Ein letztes Mal ein Wiedersehen,
doch soll ich hier im Dunklen stehen...
Du bist nicht draußen, bist nicht drinnen,
gleich welche Fantasien wir erspinnen,
das Konstrukt wird immer zerbrechen
und erneut werde ich darüber sprechen.
Der Wind wird die Worte ins Nirvana tragen
und wieder werde ich verzagen,
mit Nachdruck den Himmel fragen:
WARUM?
Und wieder bliebe dieser stumm,
würde mit Wolken bloß und Regenrunden,
mir sein Mitleid wohl bekunden,
um mit Gepfeife und Gestöhn',
das Weh der Welt zu übertön'...
Die Erkennis: Allein sind wir beide.
Einsam im Denken, einsam im Leibe,
trägt der Sturm Tränen auf den Rücken,
und wird mit Einbruch nicht entzücken.
Sturm über den Wasser, in den Bäumen,
Sturm in Wirklichkeit und Träumen.

N.Fender