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Gedichte Über Denken - Seite 110


Überlebt

Aus der Narkoseaufgewacht
hab ich erst mal nachgedacht.
Wo ich bin und was ich sage,
welche Erinnerung ich trage.
Meine Hände fühlen Schlauch,
unterm Hintern, übern Bauch.

Über mir an einem Galgen
sich Gesundheitsteile balgen.
Flaschen, Schläuche, Plasteventile,
und der Tropfen sind es viele.
Ich trau mich nicht den Kopf zu drehen,
denn ich weiß nicht was geschehen.

Ruhig ist es, alles stumm,
ich seh Fenster, liege krumm.
Doch es fummeln an meinem Leib,
zarte Hände, aha ein Weib.
Sie wischt und tropft und reibt,
als wenn sie Hieroglyphen schreibt.

Zwei Düsen in die Nase pusten,
der Mund ist trocken, ich muss husten.
Die Lunge langsam aufgepustet
und mit Druck dann losgehustet.
Die Hände, die jetzt etwas kleben,
mir schnell einen Zellstoff geben.

Und was ich für einen Geist gehalten,
sagt zu mir: „Den Mund zuhalten.“
Ich sage o, ich sage a,
meine Stimme ist noch da.
Ich huste mir die Lunge frei,
Gott sei Dank kein Blut dabei.

Zwei Hände mich entgegen drehen,
jetzt kann ich ins Zimmer sehen.
Das ist nicht die Wolke sieben,
wie die Dichter oft geschrieben.
Nur ein kühler kahler Raum,
doch die Schwester ist ein Traum.

Weil ihr Schaffen Schweiß geschöpft,
war ihre Bluse aufgeknöpft.
Und da sie sich noch gebeugt,
habe ich ganz frech geäugt.
Dabei musste ich mir gestehen,
mir scheint es schon gut zu gehen.

Ihre Augen meine Blicke haschen,
die Hände das Gesicht mir waschen.
Die Frische bietet mir den Grund
zum Kuss zu spitzen meinen Mund.
Die Schwester Handymeldung macht:
„Der Patient ist problemlos erwacht.“

24.02.2021©Wolf-Rüdiger Guthmann
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Deine Foto, s

Deine Fotos sind alle neben mir, ich sehe sie und mal nicht.
Sie zeigen nur dein wundervolles Gesicht, deine Augen, dein Lachen.
Doch dein Foto kann nicht lachen so wie du, es weint nicht so wie Du.
Dein Foto zeigt keine Gefühle.
Alles was dein Foto kann, das keiner von uns, und unsere Liebe zu dir je vergessen kann.
Doch keiner kann einem helfen zu verstehen, keiner kann helfen es zu ertragen, ohne Dich leben zu müssen.
Allein den Weg zu gehen, dich niemals wieder vor mir zu sehn.
Alle Fotos, die ich von Dir habe, hab ich neben mich gestellt.
Doch sie bringen kein Licht in meine graue Welt.
Kann dich nicht spüren, so sehr ich es auch wünsche.
Wie lange kann man so ein Leben leben?
Glaube nicht mehr, woran ich geglaubt habe.
Glaube nicht, daß ich jemals damit einfach weiter leben kann, ohne Dich
Es gibt kein "Ich" ohne Dich.
Du wirst den Weg zurück nach Hause nie mehr gehen können.
Du dachtest, daß Du alles verloren hast,
und weintest bitterlich.
Die Spuren deines Lebens zeigen mir, wie unberechenbar das Leben sein kann.
Du hättest niemals einfach so aufgegeben, egal-wie hart es auch gekommen wäre.
War es nur, daß Du frei sein wolltest, all dem was Dich hier festhielt, entfliehen.
Du hast Dich von dem Druck befreit.
Du bist fort!
Hättest Du nicht Blut an deinen Händen gehabt, hättest Du daran geglaubt, alles kann gut werden.
Konnte nicht spüren, wie deine Welt zerbricht, und helfen konnte ich Dir nicht.
Mein Sohn, habe ich versagt?
Hab ich dir die falschen Worte gesagt?
Was hat dich letztendlich gebrochen?
Niemand hat geholfen-
Hätte Dir all das so gern erspart!
Du bist nicht mehr an meiner Seite,
zurück bleibt soviel Wut im Bauch.
Es gibt keine Revanche mehr,
weder für Dich noch für mich.
Niederlage oder Sieg,
man zahlt immer irgendwie drauf!
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