Gedichte über das Alter - Seite 226

Könnte in das Alter

Könnte in das Alter das Sammelsurium
Der vielen Leidensgeschichten mit Bekanntem
Wie ein machtvolles, sich wiederholendes Perpetuum
Hineinwirken, wird es noch einmal durchgestanden?

Kann gar eine Erinnerungsüberwältigung
Das Annehmliche im Alter gefährden,
Wenn viele Rückblicke als Gängelung
Nichts Neues bringen im Werden?

Ist es so schwer, Leid zu beenden,
Wenn es immerzu im Gemüt flaniert?
Muss Schmerz weiterhin Signale aussenden,
Dass man dies als inneres Dauerleiden verspürt?

Wie wäre es denn mit einem Innehalten,
Dem Wegwerfen, dem Verdrängen was war,
Um jeden künftigen Lebenstag freundlich zu erhalten,
Damit er sich hoffnungsgreifend zeigt im Wunderjahr?


©Hans Hartmut Karg
2025

*

Neben den Augen die tiefen Runzeln
kommen vom Lachen und auch vom Schmunzeln,
ich möcht' sie an dir und mir nicht missen,
ohne wär' uns're Ehe beschissen.

***

Wir hatten immer etwas zu Lachen,
wir konnten uns selbst Freude entfachen,
Runzeln muss man mit der Zeit verdienen,
sie sind nie von Anfang an erschienen.

***

Was früher glatt war und unerfahren,
verändert sich schleichend mit den Jahren,
Runzeln sind wie des Captains Rangstreifen,
sie sind als Auszeichnung zu begreifen.

***

Sie sind niemals ein optischer Markel,
auch kein altersbedingtes Debakel.
Schmunzelrunzeln zeugen von Lebensglück,
man zeigt sie stolz wie ein Lieblingsschmuckstück...

Thomas