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Gedichte über das Alter - Seite 191


Wunderhühner im Pflegeheim

Frau Meier lebt nun schon lange im Pflegeheim
Fühlt sich dort leider sehr einsam und allein
Seit sie vor fast 10 Jahren ihren Mann verlor
Kommen ihr die Tage ohne ihn wie Quälerei vor
Ablenkung findet sie jeden Tag immer nur
Wenn der Fernseher läuft rund um die Uhr
Am Privatfernsehen findet sie kein Vergnügen
So muss sie sich mit ARD und ZDF begnügen
Sie fürchtet sich schon am Tag vor der Nacht
Angst hat sie fast um den Verstand gebracht
Doch in ihrem Pflegeheim gab es Empathie
Man sagte sich, so wollen auch wir leben nie
Was können wir denn vielleicht mal machen
Damit die Omis und Opis wieder erwachen
Sie diskutierten, aber keiner wusste es genau
Bis einer plötzlich lachte und meinte schlau
Wir werden die Omis und Opis mal necken
Indem wir Hühner anschaffen, die sie wecken
Gesagt, getan und ein Hühnerstall wurde gebaut
Die Heimbewohner haben skeptisch zugeschaut
In der untersten Etage lebte die Frau Meier
Sie ließ sich auch nicht beruhigen durch Eier
Arg regte sie sich über das Hühnergegacker auf
Meinte, dadurch gehen ihre letzten Nerven drauf
Jeder im Heim wusste, dass sie besonders litt
Ihre Demenz schnell und unerbittlich fortschritt
Ihr Leid sprach sich auch bei den Hühnern rum
Man behauptet zwar immer, sie seien dumm
Doch sie überlegten, was könne man machen
Um Frau Meier zu ermöglichen das Lachen
Als die Hühner am Montag erhielten Freigang
Gingen sie den Rasen bis zu Frau Meier entlang
Und stellten sich in einer Reihe an die Glastür
Frau Meier hatte trotz Fernseher hinten Gespür
Drehte sich um und erblickte das Federvieh
Zugleich lachte sie so herzhaft, wie noch nie
Und rief den Hühnern nun fröhlich zu ganz laut
Euch ist wohl eine Werbung noch ganz vertraut
Ach, ihr gackernde Hühner, ihr seid ein Segen
Da muss ich gar nicht mehr lange überlegen
Mir ist, als ob ich mich von der Demenz befreie
Bei ARD und ZDF sitzen sie in der ersten Reihe
So lautete dieser Werbespot, den ich mal sah
Nun freue ich mich doch, dass ihr seid alle da
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Das Zusammentreffen ...

(Das Dampfradio)

Sieh mal da, der alte Kasten ...
Der in der Ecke, ist's das, wonach du lechzt?
Drückt man seine vormals weißen Tasten
Kann's sein das er lautstark krächzt

Ich erinnere mich beinahe noch
An den gedruckten Glanzprospekt
Wie war es noch ...
Wenn man ihn in die Dose steckt ?

Tönte tief im Bass, brillante Höhen
Das Gehäuse schien fast zu schön
Edelholz, mit gold‘nen Streifen
Doch statt zu spielen tut er heute Pfeifen

Das magische Auge glimmt zwar rot
Doch ohne Grün zu zeigen bleibt es tot
Als man‘s bemerkt ertönt ein Brumm
Der Radiosender bleibt einfach stumm

Die Antenne dort, ein langer Draht
Es fällt kein Wort, es folgt die Tat
Die Rückwand zu, die Buchsen leer
Die Lösung fällt nicht allzu schwer

Ob die Bananenstecker der Weiche passen?
Voll Unglauben, ich kann's nicht fassen
Die Wellen von Direktoren arrangiert
Ins Dipol reflektiert, dann dekliniert

Ob's sich hier nur um das Eine dreht?
Ob der Kasten dann wohl wieder geht?
Im Nu mit Draht und Erde ausgestattet
Die leeren Buchsen mit der Weiche begattet ...

*****

Doch weigert sich das Radiophon
Heute noch, seit Jahren schon
Erst lautes Knistern, Horngerüche
Ein Zwitschern, mir entfahren leise Flüche

Das Skalenlicht flackert, kurz leuchtet's hell
Durch des Birnchens Fädchen ruckt es schnell
Urdox lese ich durch die Hinterwandpappe
Auf 'nem Glaskolben, es fällt die Klappe

Arsen und Spitzenhäubchen
Selen flüstern mir die Täubchen
AZ steht da in Weiß zu lesen
Auf einem and'ren Röhrenwesen

***

Ein alter Mann mit weißem Bart
Ein Auge zu, die Stimme zart
Murmelt Fachchinesisch vor sich hin
Nicht lieber Gott, nicht Isegrim ...

"Die Getterpille wirkt noch gut!
Silberne Farbe macht mir Mut!
Der Elko scheint noch beinah neu ...
Da heißt es einfach: Toi, toi Toi!"

***

Da wird es vor meinem Auge Licht
Das glaub ich doch im Traume nicht
Da wache ich im Schweiße auf
Unterschreib noch meinen Lebenslauf

Dann las ich was da geschrieben stand:
"Dein Genie sei auf Lebenszeit verkannt"
Ich kniff mich wirklich fest
Und schrieb ihn auf, des Traumes Rest


© Auris cAeli
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