Es heißt Gott schuf nach seinem Bild
den Mann.
Doch war er auch gewillt
ein Leidenswesen zu erschaffen,
dem alle Muskeln gleich erschlaffen,
wenn er zur Hausarbeit gerufen?
Des Mannes liebster Satz „Wo ist?...“
so hofft er, gibt ihm eine Frist,
sich hurtig aus dem Staub zu machen.
So lang der Mann in Blütejahren,
die Manneskraft sich kann bewahren,
will er noch ein Adonis sein
mit straffem Po und Körperteil.
Gewohnt der Welt noch zu befehlen,
will er ganz klar auch nicht verhehlen,
dass Mann ein Abbild Gottes war.
Doch läge dann die Welt, fürwahr,
noch heute in Geburtswehen da.
Er ruft: „O Herr, das ist nicht fair!
Warum nur schufst du uns so schwer?
Ein Schnupfen schon – mein letztes Stündlein!“
Da spricht Gott leis: „Mein Sohn, das Mündlein
benutz zum Reden, nicht zum Weh,
und such die Frau – sie bringt den Tee.“
Da sprach die Frau, die dies vernahm,
und wiederum die Wäsche nahm:
„Du schufst den Mann – ich sag’s diskret –
als Testlauf, der nicht ganz gerät.
Drum schufst du uns – zur Korrektur,
und nennst das Ganze: Schöpfung pur!“
Der Mann indes, von Stolz durchdrungen,
fühlt sich zu Höh’re’m oft gezwungen,
spricht tief und wichtig, tut sehr kund,
sein Schweigen sei von hohem Grund.
Er nennt es „Denken“, wenn er schweigt,
und glaubt, dass so die Weisheit steigt.
Die Frau, sie denkt, doch lautlos klüger,
ihr Blick ist milder – und auch trüger,
denn wenn sie lächelt, ach du mein,
dann kann’s des Mannes Ende sein.
Ein Augenrollen – fein dosiert,
hat oft manch Helden ausradiert.
So schuf Gott also, Hand in Hand,
den Mann als Prüfstück dieser Welt,
die Frau als kluge Gegenwand,
damit das Gleichgewicht sich hält.
Und wenn sie streiten – ach wie schön! –
dann kann das Paradies entsteh’n.
Wo sie ihn reizt, da wächst das Leben,
wo er versagt, kann sie’s vergeben.
Sie siegt mit Blick statt Donnerhall –
der Mann merkt’s spät – doch dann fatal.
Gott nickt und spricht voll Heiterkeit:
„Ich schuf sie beide, wie sie sind,
den Stolzen – und das kluge Kind.
So bleibt die Welt in sanftem Streit,
durch Weib und Mann – in Ewigkeit.“
SDR