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Gedichte über Angst - Seite 322


Zwischen Angst und Wunsch

Es gibt diese Momente, in denen mich jemand berühren will
eine Umarmung, eine Hand auf meiner Schulter, ein sanfter Griff an den Arm,
oder einfach nur, dass jemand meine Hand hält.
Und mein Körper wird sofort schwer.
Manchmal fühlt es sich sogar wie Schmerz an.
Nicht laut, nicht sichtbar
eher wie ein Druck von innen, der sagt:
„Stopp. Das ist zu nah.“

Ich weiß oft nicht, wie ich das erklären soll.
Von außen sieht es aus, als würde ich Nähe ablehnen.
Trotzdem sehne ich mich nach Nähe.

Ich wünsche mir, dass Nähe sicher ist.
Ich wünsche mir, ihr vertrauen zu können.
Ich wünsche mir, dass sie mir nicht weh tut.
Ich wünsche mir, mich darin nicht zu verlieren.
Ich wünsche mir, dass mein Körper sagen darf: ja.
Ich wünsche mir, dass Nähe nicht mit Gefahr verknüpft ist.

Ich kenne Nähe kaum.
Oder nur in Momenten, die weh taten und mich verletzt haben.
Deshalb kann selbst etwas Schönes Angst auslösen
manchmal bringt es alte Gefühle hoch,
oft auch körperliche Reaktionen,
die mir den ganzen Körper schwer machen
oder die Stelle, die berührt wird, schmerzt.
Und doch wünsche ich mir, dass Nähe irgendwann normal sein darf,
dass sie nicht mehr Angst macht,
dass sie einfach sein kann.

Ich stelle die Bedürfnisse anderer häufig über meine eigenen.
Ich merke manchmal gar nicht, dass ich das tue.
Es passiert automatisch, als wäre es meine Aufgabe, dafür zu sorgen,
dass niemand enttäuscht wird.
Auch wenn ich dabei selbst verschwinde.

Dann ist da diese Leere, die kommt, wenn es eigentlich zu viel wurde.
Keine Kälte. Kein „Mir ist alles egal.“
Sondern Schutz. Eine Pause.
Ein leiser Rückzug, damit ich es aushalten kann.

Ich lerne, dass Nähe nicht weh tun muss.
Ich lerne, dass mein Körper nicht gegen mich ist, sondern für mich.
Ich lerne, dass mein Herz mehr kennt als Schutz.
Ich lerne, mich nicht zu verlassen, wenn es nah wird.

Und trotzdem
irgendwo in mir gibt es diesen kleinen, zarten Ort,
der sich nach Nähe sehnt.
Der weich ist.
Der empfindlich ist.
Der gesehen werden will,
ohne sich verstecken zu müssen.

Ich lerne, wieder zu mir zurückzukehren,
auch wenn ich berührt werde.
Und vielleicht
werde ich eines Tages nicht mehr zusammenzucken,
wenn jemand mich hält.
Vielleicht werde ich dann spüren,
dass ich bleiben darf.
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Geh weiter!

Die Stille am Strand
fühlte sich schwerer an
als je zuvor.

Ich spaziere am Meeresrand,
wo einstiger Wellenkamm
sich vorher verlor.

Von der Klippenkante hinaus
spüre ich die Zukunft kommen,
zum Horizont geradeaus
fehlt mir der Mut, sie zu formen.

Geh weiter!
Geh weiter!
Bleib nicht stehen!
Und du wirst sehen,
es wird weitergehen!

So weht mir der Wind
von vorne ins Gesicht.
Fühle mich wieder als Kind,
ich fürchtete mich nicht.

Breite meine Arme aus,
trete paar Schritte zurück,
hole nur etwas Anlauf,
vertraue auf mein Glück.

Ein perfekter Moment
als ich mich abdrück'.
Alles woran ich denk'
ist dieser Ausblick.

Atemberaubt
fliege ich ins Ungewisse.
Furchteingeflösst
zwischen Felsumrisse.

Ich bin der Sturm!
Schneller als der Wind!
Bereit zum Irrtum,
bin wieder Kind.

Im freien Wasserfall
stürze ich nach unten,
bereit für den Aufprall,
nur noch Sekunden...

Hände zerschneiden Beton,
spalten die Wasserfläche,
tauche ins Tiefe davon,
wundersam,
wie ich durchbreche!

Hinter mir spritzt es auf!
Möwen kreisen kreischend,
Wetten auf den Verlauf,
der Wellenrausch ist gleißend.

Die Gischt ebbt ab,
die Oberfläche verstummt,
der Wetteinsatz aufs Grab
verbleibt im Untergrund?

Da künden Luftblasen
vom nahenden Auftauchen!
Wie Phönix aus Aschen
bin ich Leben einschnaufen!

Es geht weiter!
Immer noch weiter!
Mut muss bestehen,
soll es weitergehen!

Geflutet von Zuversicht,
stolziere ich zurück im Sand.
Mit lachenden Gesicht,
weil ich mich erneut fand.

Gehe weiter!
Viel weiter!
Mit neuen Mut.
Was zu wagen
tut einfach gut...

© meteor 2025
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