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Gedichte über Adventsgedichte - Seite 39


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Der diesjährige Weihnachtsbaum

Jedes Jahr um diese Zeit,
im Kalender steht’s geschrieben,
meine holde Gattin schreit:
„Wo ist der Weihnachtsbaum geblieben?“

Ach du Schreck, der Angstschweiß rennt,
ich blicke zum Kalender.
Morgen ist ja schon Advent.
und noch kein Baum im Ständer.

Der hatte einst viel Geld gekostet,
D-Mark waren es damals noch.
Nicht nur weil er nicht rostet,
er hat ein verstellbares Loch.

Er hält den Baum in senkrechter Lage,
wie schief oder krumm er auch sei.
Drum ritt ich wieder los dieser Tage,
so ein harzender Krüppel musste herbei.

Wie immer kam das Fahrrad her,
Handschuh, Säge, etwas Schnur.
Das alles ist doch nicht schwer,
weiter braucht man nichts dazu.

Los geradelt, Baum gefunden,
Baum verschnürt mit Klebeband.
Sägen, Brechen, laut geschunden,
plötzlich fordernd da der Förster stand.

„Bitte ihren Baumschlag Schein,
den mit dem grünen Rand,
Ordnung muss ja schließlich sein“.
Ich suchte und Nichts fand.

Jetzt fing ich zu stottern an:
„Meister hier im grünen Rock,….“
„Fangen sie erst gar nicht an,
Ich zieh lieber meinen Block.

Wer die Natur will dezimieren,
und das wollten sie soeben,
darf sich nicht lange zieren
und muss einen Obolus geben.

Doch sie wollten nicht bezahlen,
gut dass wir uns beide trafen,
mir bleiben hier keine Wahlen,
ich muss sie finanziell bestrafen“.

Die Summe, die er mir nannte,
er nannte sie mir nur ganz leise,
ich vom Tanken sonst nur kannte,
weil versteuert dort die Preise.

„Kein Geld, kein Ausweis, lieber Mann,
ich komme mit in ihr Quartier,
dort bezahlen sie ihn dann,
nein, der Baum bleibt nicht hier.“

Wir rasten los, es war nicht weit,
ich kramte, was ich zahlen soll.
Dann zerschnitt ich den Strick,
er füllte noch aus das Protokoll.

Dem Baum galt dann sein Blick,
und plötzlich fing der starke Mann,
man sollte es nicht meinen,
bitterlich zu weinen an:

„Das ich das noch selber erlebe,
sehen sie hier das eingeritzte Zeichen?
Wenn ich darunter den Schatz hebe,
kann ich alle Schulden begleichen.

Mein Vater wollte mit Gewalt,
er war Förster vorher im Revier,
dass ich den Wald in Ordnung halt
für alle Menschen und für Tier.

Zur Belohnung für Arbeit und Ruhe,
sie brauchen nicht zu erschrecken,
wollte er mir seine alte Truhe,
sein Erbe im Wald verstecken.

Ich hüte getreulich meinen Wald,
kenne mich aus in diesem Raum,
jetzt weiß ich wo mein Erbe ist,
behalten sie den Baum.

Zwei Jahre habe ich gesucht,
und leider nichts gefunden.
Ich habe gegraben und geflucht,
mich für die Natur geschunden.“

Er zerriss sein Papier vom Block,
gab mir zum Abschied die Hand.
Steckte alles in seinen Rock,
grüßte freundlich und verschwand.

15.12.2017 © W.R.Guthmann
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