Gedichte über den Abschied (Seite 160)

Und Tage fingen an zu splittern

Ich suchte dich in allen Dingen
und lief Erinnerung entlang
durchs Herz, mit allen meinen Sinnen -
doch manchmal wurd' es mir so bang,

dass alle Wege, die ich ging,
wie dunkles Unheil mir erschien.
So grausam aus Himmelslüften hing
dein Tod – ich konnt' ihm nicht entflieh'n.

Dein Tod. Er legte sich in alles.
Auch nachts aus Schlaf Gewalt mich riss.
Dein Tod in meines Schreies Halles,
zerschellt, in bitt‘rer Finsternis.

Ich trug mein Herz auf meiner Haut -
schon Windhauch bracht' es zum erzittern.
Und jeder Ton war mir zu laut.
Und Tage fingen an zu splittern.

für meinen Sohn Danjar

Du und ich - Lass es uns beenden

Du und ich
Lass es uns beenden.
Wir schreiben und chatten,
vertrauen uns blind,
obwohl keiner den anderen
in Wirklichkeit kennt.
Noch nie gesehen und doch
dieses Gefühl des Verstehens.
Ich lasse dich los -
Zerschneide das Band,
das uns
für kurze Zeit
miteinander
verband.

Viele Noten

Singst so leise, kleiner Vogel,
Deine traurig, schöne Weise.
Von belaubten Ästen, Wiesen -
Eine Nimmerkehr der Reise.

Klingt das Lied vesteckt im Nebel,
Abgebrochen zerren Töne.
Wolken oben Himmel zieren.
Was man sich doch angewöhne.

Wetzen Schnäbel viele Noten,
Gibt es oft nicht Wiederkehren.
Mond und Sterne können lotsen.
Götter Stummes nur beschwören.

Die Sonne hängt nicht mehr...

Die Sonne zeigt sich
im roten Kleid,
als Mutterstern
sie kurz verweilt.

Breit fächert sie,
reicht dem Abend
ihre langen Finger.

Schlingert noch einmal
zum Abschied

zwischen zerlumpten Büschen
und flüstert im Gras...

Da wird sie
schwach und schwächer.

Hockt sich
und hängt nicht mehr.

Copyright Daniel Behrens

Gedichte über den Abschied - Seite 160

Jedes Ende

Und Tage fingen an zu splittern

Du und ich - Lass es uns beenden

Viele Noten

Die Sonne hängt nicht mehr...