Titel | ||||
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86 | Himmel ☰ ☰ | |||
Vorschautext: Im raumlosen Multiversum strömen die Gedanken gestaltlos, ohne Vergangenheit und Zukunft halten sie Ausschau nach der Zeit |
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85 | Erde ☷ ☷ | |||
Vorschautext: Vereint mit dem Himmel formt Materie den Raum für Multiversen, bereit den Deckel der Petrischale zu lüpfen, um das Leben zu empfangen |
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84 | Anfangsschwierigkeit ☵ ☳ | |||
Vorschautext: Im verborgenen Dunkel der Dualität kämpft sich die Materie ans Licht, umarmen sich Gase und Felsen zu Planeten dringt der Sämling durch Erdreich und Steine Überleben, um jeden Preis – heißt das Spiel, auch wenn die korrekte Gestalt zur Ungestalt wird |
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83 | Geruchsumarmung | |||
Vorschautext: Mit deinem Duft nach erdigem Holz, marzipanischer Tinte und honigsüßen Luftschlössern, hüllst du mich in einen neuen Geruch, der wie frischer Morgentau, unter meine Haut tanzt |
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82 | Texthagelvoll | |||
Vorschautext: Wörter stürzen aus betrunkenen Mundwinkeln, bis die Rede in seiner Wendung zersplittert und gedemütigt, nicht mal einen Heldentod sterben kann und unbeachtet im angegrauten Selbst verschwindet |
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81 | Aus-Ge-sichtet | |||
Vorschautext: Hinter der Fensterscheibe ist der Tag so gnadenlos wie die Nacht seufzt sich die Rückseite der Gedanken in das verlassene Nirgendwo Draußen wartet bereits die Abschiedskirsche gehüllt in das wintertraumweiße Gewandt des Todes friert ihr letzter Atemzug dein warmes Lächeln ein |
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80 | Versagung | |||
Vorschautext: Er schreibt nicht mehr, nicht mehr für dich, nicht mehr für mich, nicht mehr für sich, nicht mehr für seinen Kühlschrank, in dessen Gemüsefach die Ambitionen still vor sich hingammeln, im längst überschrittenen Verfallsfatum der Hybris, ... |
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79 | Regentag | |||
Vorschautext: Der Wind hat es heut sehr eilig, die stimmlosen Krähen flüchten vor den stürmischen Umarmungen aufbrausender Bäume, deren betrunkene Kronen leidenschaftlich mit dem Regentropfen flirten |
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78 | Tages-Vorsatz | |||
Vorschautext: Mit meinen Gedanken durch die Tür gehen, das ist alles Mehr will ich heute nicht tun |
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77 | Semikolon | |||
Vorschautext: Es sind immer die Semikolons, die uns paralysieren und unsere Türen leise atmen lassen |
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76 | Das Erwachen | |||
Vorschautext: Wiesenblumen erwachen aus dem Winterschlaf, öffnen die bunten Frühlingsaugen, und strecken ihre zarten Flügel dem stahlblauen Himmel entgegen Bereit von den wolkigen Zungenspitzen berührt zu werden, die der Wind gnadenlos nach Westen treibt, dorthin, wo der Tod seinen Sommerschlaf hält |
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75 | Sonntagsbeobachtung | |||
Vorschautext: Vier Spaziergänger laufen hintereinander Aufgereihte Perlen, mit gebührendem Abstand, an der unsichtbaren Schnur der Kontaktbeschränkung, jeder im Knoten seines Schweigens vertieft |
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74 | Abschiedskirsche | |||
Vorschautext: Draußen wartet bereits die Abschiedskirsche Gehüllt in das wintertraumweiße Gewandt des Todes friert ihr letzter Atemzug dein warmes Lächeln ein |
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73 | Wörter | |||
Vorschautext: Es gibt Wörter, die sich umdrehen und Verben, deren Verlust niemand bedauert |
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72 | Worte | |||
Vorschautext: Manche Wörter springen nackt aus den Mündern ihrer Besitzer tanzen auf Fingerspitzen treten gegen Schienbeine oder flattern davon ungehört wie ein obdachloser Straßenschmetterling |
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71 | Totensonntag | |||
Vorschautext: Im kalten Regen stolpern Langzeiterinnerungen durch schattenlose Gedanken Und ich frage mich: Bist du jetzt totherzig, so wie der graue Grabesstein, der deinen Namen trägt, oder verweilst du in gemütlichen Träumen und wartest auf den ersten Sonnenstrahl ??? |
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70 | Fremde | |||
Vorschautext: Du schliefst im Bus, fuhrst durch deine eigene Welt, dorthin, wo deine Gegenwart den Boden nicht berührte, dorthin, wo deine Zukunft lässig an der Tür lehnte Konntest du meine Augen auf deinem graumelierten Haar spüren? Wir waren Fremde, doch ich werde mich immer an dich erinnern, denn meine Gedanken sind ein paar Schritte neben dir gegangen, damals im Bus ... |
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69 | Traumerwachen | |||
Vorschautext: In dieser Welt zwischen Illusion und Verwirrung reist du durch die leere Ewigkeit Ohne Licht und ohne Zeit fliehen die Traumschlösser vor der Morgendämmerung All die Dinge hinter den Augen verschwinden Der Tag lässt sich nicht mehr vermeiden ... |
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68 | Fortgeschwemmt | |||
Vorschautext: Wir bleiben stets IM ursprünglichen Ort der Zeit, alles andere wird von der Flut weggespült lautlos © Scully van Funkel - Keller |
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67 | Kampfunfähig | |||
Vorschautext: Der halbe Tag hat seine flügellahmen Fenster geöffnet Die untergehende Sonne hängt unbemerkt über dem Rand der inneren Welt Meine Gedanken reisen mit den sterblichen Wolken widerstandslos in die passive Melancholie © Scully van Funkel - Keller |
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