Titel | ||||
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90 | Sammelbecken | 02.11.21 | ||
Vorschautext: Der sumpfige Teich des Unterbewusstseins liegt weiter hinter dichten Wolken Bewacht von der Blume gegen das Vergessen hütet er die schmerzvollen Geheimnisse, umschlingt sie mit seinen morastigen Armen presst sie in einen komatösen Schlaf und lässt sie von Schmetterlingen träumen |
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89 | Hängematten | 01.11.21 | ||
Vorschautext: Zwischen dem »Interessiert mich nicht« und »Langweilt mich« fallen aufgeblasene Sätze durch grobmaschige Hängematten, während fragmentierte Mitteilungen auf einem gleichgültigen Leichentuch schaukeln. Seiner Substanz beraubt, stirbt der blutleere Dialog nicht mal seinen eigenen Tod |
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88 | Kartoffelsalat | 01.11.21 | ||
Vorschautext: Es ist nur noch ein Gefühl an die Tage, in denen ich niemals war, an die Tage, in denen ich niemals sein werde So wie Großmutters Kartoffelsalat, dessen leblose Scheiben die Erinnerung hohler Gestrig-Tage umarmen, den letzten Atemzug retten und von nostalgischen Orten singen, die niemals zurückkehren (sollten?) |
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87 | Friedwald | 01.11.21 | ||
Vorschautext: Wenn der geschäftige Nachmittag seine dünne Linie unter den sterblichen Augenblick zieht, ist das kühle Einsamsgrab voller warmer Landschaften Keimende Emotionen binden die Schleife der Vollendung um laminierte Erinnerungen und überreichen sie den leeren Schatten, die sich aus der Transparenz erheben |
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86 | Novembertag | 01.11.21 | ||
Vorschautext: Im Spiegel der Grashalme klammern sich ausgefranste Blumen an den Totholzpfahl der Hoffnung Spurlos bläst der Wind stumpfe Wahrscheinlichkeitswolken über traumleeres Ödland |
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85 | Ruhestörung | 01.11.21 | ||
Vorschautext: Szenische Punkte deuten auf verschwommene Erinnerungen Stürmische Gedanken attackieren das Hier und Jetzt Und dabei wollte ich nur in der Herbstsonne baden |
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84 | Satt | 11.10.21 | ||
Vorschautext: Er wagt einen halboffenen Blick, hinüber zur lichtblauen Sehnsucht. Dem gestern noch so gefräßigen Verlangen, das sich nun, in gnadenloser Sattheit, in seiner Fleisches-Unlust ausbreitet |
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83 | Weißhaarzeiten | 11.10.21 | ||
Vorschautext: Würde er in seinen Weißhaarzeiten auf einer Bank sitzen, unten am See; eine verschlissene, offene Aktentasche auf dem Schoß, den Kopf tief vergraben im ranzigen Leder und mit zittrigen Händen nach einer fragmentierten Erinnerungsspur suchend, die längst in die Bedeutungslosigkeit geflohen ist ??? |
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82 | Das Lächeln | 11.10.21 | ||
Vorschautext: Im Niemandsland halbwacher Gedanken, erscheint jene Schaufensterpuppe, die ihn an einem ganz gewöhnlichen Wochentag, mit ihrem leeren Blick fixiert. Plastische Existenz im gedankenlosen Körper, zum Schweigen gebracht, damit sie ihr Selbst nicht verleugnen muss, wenn ihr der rechte Arm auf links gedreht wird Im Vorbeistehn schenkt sie ihm ein unbewohntes Lächeln. Oder ist es doch sein eigenes, das sich im Fenster spiegelt? |
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81 | Totensonntag | 22.11.20 | ||
Vorschautext: Im kalten Regen stolpern Langzeiterinnerungen durch schattenlose Gedanken Und ich frage mich: Bist du jetzt totherzig, so wie der graue Grabesstein, der deinen Namen trägt, oder verweilst du in gemütlichen Träumen und wartest auf den ersten Sonnenstrahl ??? |
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80 | Worte | 22.11.20 | ||
Vorschautext: Manche Wörter springen nackt aus den Mündern ihrer Besitzer tanzen auf Fingerspitzen treten gegen Schienbeine oder flattern davon ungehört wie ein obdachloser Straßenschmetterling |
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79 | Wörter | 19.11.20 | ||
Vorschautext: Es gibt Wörter, die sich umdrehen und Verben, deren Verlust niemand bedauert |
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78 | Abschiedskirsche | 19.11.20 | ||
Vorschautext: Draußen wartet bereits die Abschiedskirsche Gehüllt in das wintertraumweiße Gewandt des Todes friert ihr letzter Atemzug dein warmes Lächeln ein |
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77 | Sonntagsbeobachtung | 26.04.20 | ||
Vorschautext: Vier Spaziergänger laufen hintereinander Aufgereihte Perlen, mit gebührendem Abstand, an der unsichtbaren Schnur der Kontaktbeschränkung, jeder im Knoten seines Schweigens vertieft |
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76 | Das Erwachen | 28.03.20 | ||
Vorschautext: Wiesenblumen erwachen aus dem Winterschlaf, öffnen die bunten Frühlingsaugen, und strecken ihre zarten Flügel dem stahlblauen Himmel entgegen Bereit von den wolkigen Zungenspitzen berührt zu werden, die der Wind gnadenlos nach Westen treibt, dorthin, wo der Tod seinen Sommerschlaf hält |
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75 | Semikolon | 28.02.20 | ||
Vorschautext: Es sind immer die Semikolons, die uns paralysieren und unsere Türen leise atmen lassen |
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74 | Tages-Vorsatz | 28.02.20 | ||
Vorschautext: Mit meinen Gedanken durch die Tür gehen, das ist alles Mehr will ich heute nicht tun |
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73 | Regentag | 28.02.20 | ||
Vorschautext: Der Wind hat es heut sehr eilig, die stimmlosen Krähen flüchten vor den stürmischen Umarmungen aufbrausender Bäume, deren betrunkene Kronen leidenschaftlich mit dem Regentropfen flirten |
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72 | Versagung | 20.02.20 | ||
Vorschautext: Er schreibt nicht mehr, nicht mehr für dich, nicht mehr für mich, nicht mehr für sich, nicht mehr für seinen Kühlschrank, in dessen Gemüsefach die Ambitionen still vor sich hingammeln, im längst überschrittenen Verfallsfatum der Hybris, ... |
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71 | Aus-Ge-sichtet | 20.02.20 | ||
Vorschautext: Hinter der Fensterscheibe ist der Tag so gnadenlos wie die Nacht seufzt sich die Rückseite der Gedanken in das verlassene Nirgendwo Draußen wartet bereits die Abschiedskirsche gehüllt in das wintertraumweiße Gewandt des Todes friert ihr letzter Atemzug dein warmes Lächeln ein |
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