Profil von Christine Biermann

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Anzahl Gedichte: 43
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Gedichte gelesen: 16.533 mal
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Titel
23 Der greise Schritt, zweiter Teil. 10.07.22
Vorschautext:
Der alte Mann in der Geriatrie zweiter Klasse
hält zitternd die heiße Schnabeltasse
an seine wunden Lippen,
er kann nicht viel trinken, nur daran nippen.
Sein Gesicht ist immer noch schön,
nur schmal ist es, die Augen blass, das kann man seh`n,
auch die Schläuche, die seine Lungen beleben,
ihm Sauerstoff zum Leben geben.
Das Herz, es bemüht sich im Takte rege,
Körper und Geist ruhen apathisch träge.
Die alte Frau, der alte Mann-
halten sich ganz fest an den Händen,
...
22 Auf dem Mond-Fortsetzung. 01.07.22
Vorschautext:
Neulich, bevor ich mich an den Geldautomaten wagte-
und meine Courage versagte,
bat ich eine Mitarbeiterin der Bank sich zu bemühen,
mir über die Schulter zu schau`n beim Ziehen,
damit ich alles richtig mache,
für mich noch eine komplizierte Sache.
Der Blick der Dame sprach schon Bände,
als sie vom Computer liess die Hände,
und mir deutlich zu verstehen gab,
dass ich sie permanent gestört jetzt hab`.
Ungnädig erhob sie sich vom Sitze,
ihre Antwort kam dann spitze:
...
21 All you need is love. 29.05.22
Vorschautext:
Unruhe die Welt umfasst,
kein Rädchen mehr ins andre passt.
Corona, das Klima, der Machthunger, die falschen Entschlüsse;
in Europa fallen wieder Bomben, Raketen und Schüsse.
Wir Alten haben das schon erlebt,
denn viele Kinder, die im Krieg geboren,
haben die Väter im Feld verloren.
Zerrüttet von dem Grauen, das damals passierte,
waren es die Mütter, deren Leben traumatisierte.
Dann der Kalte Krieg:
Ungarn-Aufstand, Kubakrise, Nahostkonflikt,
Kriegsschiffe im Mittelmeer,
...
20 Silber, Gold und Diamanten. 27.05.22
Vorschautext:
Heutige Jubelhochzeiten, veredelt mit Metallen,
sind ziemlich aus der Zeit gefallen.
Das Silber ergibt sich nach 25 Jahren; da ist man sich meist nicht mehr im Klaren,
ob man verlängern will oder nicht.
Viel Negatives erschwert das Gewicht.
Und immer fällt einem die Frage ein:
„Soll das alles gewesen sein?“
Was soll denn mit Fünfzig noch erfolgen!
Soll man warten bis sich die Jahre vergolden?
Nein, so eingefahren will man das Leben nicht verbringen;
Kinder aus dem Haus, nochmal von vorne beginnen?
So manches Bündnis ist daran zerbrochen,
...
19 Energiewende. 17.05.22
Vorschautext:
Früher, da reichte für das Bügeleisen eine Steckdose im Zimmer
und eine für`s Radio, das lief tagsüber immer.
Familie in der Küche, gemütlich im Warmen,
das Wohnzimmer heizte man nur, wenn Verwandte an Festtagen kamen.
Sparsam war das auch mit den Lampen gedacht,
nichts war illuminiert die ganze Nacht.
Düster finster war draußen die Welt,
wurde sie nicht vom Mond erhellt.
Wenn die Dunkelheit anrückte,
dann man erst auf den Schalter drückte.
Müde durch Arbeit ohne Television,
löschte man das Licht beizeiten schon.
...
18 Der Dieb. 14.05.22
Vorschautext:
Ein kleines Häuschen, zentral gelegen,
für die dort Wohnenden ist das Haus ein Segen.
Die U-Bahn fährt zum „Tor der Welt“;
man kann schon sagen: es gefällt.
Wir sind ein Teil dieser alten und neuen Generation,
wir wohnen da über 4o Jahre schon.
Jung waren wir, von Freunden umworben.
Inzwischen sind wir alt geworden.
Lange Wege werden weit,
und alles mündet in Bescheidenheit.
Frau managt den Tag, der Mann kann nicht mehr,
das Auto aber fährt noch ER.
...
17 Knieschoner. 14.05.22
Vorschautext:
Gefangen in der Preisspirale,
umfasst sie die Konsumenten alle, nämlich die Kostenfalle.
Geschockt zählt man das Bargeld an den Kassen;
die Stabilität hat uns verlassen.
Arm sind wir nicht, ich will nicht klagen,
aber der riesengroße der Einkaufswagen
wartet drauf ihn zu beladen,
er zwingt mich Preise zu vergleichen,
die von gestern zu heut`, das Doppelte erreichen.
Während ich mit dem Drahtross gehe,
in jedem Gang lang` suchend stehe,
wundert mich manches Regal:
...
16 Selber alt geworden. 10.05.22
Vorschautext:
Wurde früher einer Achtzig den man kannte,
Freunde, Nachbarn oder Verwandte
war es eine höfliche Pflicht,
zu gratulieren, mehr war es nicht.
Da hielt man in der Hand ein Päckchen Kekse und Kaffee für die Küche, sagte auf die edlen Sprüche,
wie gut er war im Werte,
wie man ihn schätzte und verehrte.
Man wünschte ihm das Lied vom langen Leben
wollte ihm mehr Zeit und Zuwendung geben,
zu der man so jung nicht war imstande
das eigene Alter noch ganz am Rande.
Dem Himmel sei Dank,
...
15 Mein Freund, der Sepp. 09.05.22
Vorschautext:
Lieber Sepp,
ich bin noch auf der Welt,
muss zusehen, wie dein Sägewerk zerfällt,
ich bin die einzige, die um dich weint,
es ist keiner mehr da, wie es scheint.
Sepp, deine Nummer steht noch im Netz, es ist eine Vision,
denn du bist 2o Jahre tot und kannst nicht mehr ans Telefon.
Sepp, ich höre noch die schrillen Töne in unseren Kinderohren,
wenn Baumstämme auf den Loren,
zersägt von dem geschwinden Blatt mit den scharfen Zähnen
die Luft puderte mit Sägespänen.
Die Bretter wurden gestapelt und hoch getürmt,
...
14 Das katholische Kind. 24.04.22
Vorschautext:
Bigotter Gehorsam war dem Klerus geschuldet,
und von uns Kindern von klein auf erduldet.
Wenn Pfarrer Böckl, der gestörte,
uns Kinder im Beichtstuhl verhörte,
was für uns Kleine grässlich,
ob die Sünden schwer waren oder lässlich.
Er lockte Geständnisse aus uns Zwergen;
wir hatten wahrlich nichts zu verbergen.
Mit List konnten wir uns überwinden,
harmlose Sünden zu erfinden.
Manch lange Buße, die auf mich gekommen,
hab ich mit nach Haus genommen.
...
13 Das Glas. 24.04.22
Vorschautext:
Das Glas
ist nicht mehr halb voll, man sieht schon den Grund,
wir sind betagt, gottlob noch gesund,
so gesund, dass wir das Leben genießen vital,
noch motiviert, eigenständig und sozial.
Unsere Kinder halten uns am Bewegen,
sie mischen uns auf, sie laden uns ein,
„For ever young“ ist ihr Bestreben
Gott, lass es noch nicht anders sein.
Die Zeit verrinnt wie der Sand in der Uhr.
Wir bewegen den Geist,
sind dennoch nur
...
12 Auf dem Mond. 19.04.22
Vorschautext:
Auf dem Mond.
Wie all die Jahre schon,
vermeide ich beim Geldauszahlen die Automation,
indem ich die Scheine an der Kasse,
von einer Dame auszahlen lasse.
Man will bald unbar Geld verwalten,
den Blick darauf ganz ausschalten.
Sparstümpfe sollen wie Motten ans Licht,
nun, so weit sind wir noch nicht.
Der Leiter der Bankfiliale,
will mit mir ins Digitale.
Es wird ihm nicht so leicht gelingen,
...
11 Wohin zuletzt? 19.04.22
Vorschautext:
Wir schau`n sie uns noch von außen an,
die Heime der Alten und fragen- w a n n
wir mal selbst hinter den Mauern wohnen,
labil aus den Fenstern sehen und von den Balkonen.
Man schiebt es auf die lange Bank,
doch wird man alt, dazu noch krank,
kann man alleine nicht mehr leben,
muss man sich ins Heim begeben.
So ist das mit der Konsequenz:
Vom Eigenleben in die Dekadenz.
Ist es gut, so alt zu werden,
mit Leiden, der Einsamkeit und Beschwerden?
...
10 49. Geburtstag. 13.04.22
Vorschautext:
Nach vielem Grübeln, Rätseln,
Denken, was könnt ich meiner Liebsten schenken,
unnötig sollt` s nicht sein,
da fällt mit nur ein Gutschein ein.
Mit zunehmenden Jahren
muss auch die schönste Frau erfahren,
wie das Spiegelbild nicht mehr nur schmunzelt,
weil es an manchen Stellen runzelt.
Wenn der Frische nicht mehr genug,
höchste Gefahr ist in Verzug.
Jetzt oder nie,
dafür gibt´s die Beautyindustrie…
...
9 Verkanntes Genie. 13.04.22
Vorschautext:
Mir träumte, dass papierene Bällchen in sanften Wogen
mit gedichteten Worten vom Himmel flogen.
Der geflügelte Inhalt auf dem Papier
war natürlich von mir.
Doch kein Finder hob sie auf,
machte sich einen Reim daraus.
Ja, denkt die Traumdeuterin, die ich selber bin,
deine Reimerei macht sicher keinen Sinn,
sie wird keinen interessieren, wirst du sie nicht publizieren.
"Eine Öffentlichkeit kann ich mir nicht leisten,
man würd` mich vernichten wie die meisten,
die nicht im Pen-Club registriert
...
8 Knopf im Ohr. 12.04.22
Vorschautext:
Kürzlich fuhr ich von HH nach München für zwei Wochen,
saß mit vier jungen Menschenkindern im Abteil,
fühlte mich von ihnen angesprochen,
bevor ich begriff nach einer langen Weil`,
dass ihre Plaudereien, die über einen Knopf im Ohr verbunden,
nicht mir galten über sechseinhalb Stunden.
Wie das böige Blätterlaub, so purzelten die vielen Namen durcheinander,
bald kannte ich sie alle: die Emma, die Greta, den Nikolaus und Alexander.
Ein anderer über seinem Laptop saß,
Zeit und Mitreisende vergaß;
die Tastatur seit Hamburg schon,
textete vermutlich seine Dissertation.
...
7 Wo ein Anfang, wo ein Ende? 11.04.22
Vorschautext:
Der Bilderflut zu Leibe rücken,
ist leicht gesagt, will gar nicht glücken.
Die familiären Fotos, die mit den Jahren kamen,
welche gesteckt in Alben, Schachteln in Dosen und Rahmen,
gesammelt seit Jahrzehnten in Hülle und Fülle
können doch nicht verbrennen im Ofen oder in der Mülle.
Mein Töchterchen hat kürzlich dasselbe gemeint,
es hat zu viel Fotos wie es scheint.
Was einst geknipst als Wertekapital
liegt nun vergessen im Kellerregal.
Bilder gucken ist monotone,
man sieht und wischt am Smartphone
...
6 Mein Schneckenhaus. 11.04.22
Vorschautext:
Seit dem Corona-Jahr erhitzen sich die Gemüter,
denn es gibt Zweifler, Demonstranten,
Gehorsame und Gesetzeshüter.
Die Menschen leiden, kämpfen, streiten, drohen, schimpfen,
ob es um den Lockdown geht, die Masken, das Testen oder das Impfen.
Die Spaltung unter Freunden wird schon kritisch,
das Verhalten in der Gemeinschaft ist kosmopolitisch.
Kann man sich für etwas nicht gleich entschließen,
fangen Gegner an verbal zu schießen.
Willst du nicht ihrer Meinung sein, kriegen sie dich dumm und klein.
Und bei Erklärungsnot, sobald Ausgrenzung droht.
Diskussionen auf Messers Schneide, ich mit Sanftmut vermeide
...
5 Haushaltsauflösung. 11.04.22
Vorschautext:
Meine bewundernswerte Freundin ist pragmatisch,
sie trennte sich systematisch
vom angehäuften Überfluss,
dem damit verbundenen Verdruss.
Der Garten zu fordernd, das Haus viel zu groß,
deshalb sie sich entschloss,
sich von der Belastung, der monströsen,
durch einen Ausverkauf zu erlösen.
Die Teppiche, Ladenhüter und Sesselschoner,
wurden verschenkt an die Dorfbewohner.
Das, was sie noch übrig hat, gibt sie gern mit warmen Händen;
es tut ihr gut, das Egale zu verschwenden.
...
4 Mozartkugeln. 11.04.22
Vorschautext:
„Brösel kleben an deinem Mund
du sollst nicht so viel Kuchen essen
Zucker ist so ungesund
hast du das schon vergessen?“
Verführt von den Teufelchen, den bösen,
von den Glucosen, die bis in die Adern dringen,
möchte ich mich von der Sucht erlösen,
dem Blut cleane Werte bringen!
Nur, ich versteh die Welt nicht mehr,
nie mehr zum Konditor gehen dürfen oder in die Confiserie
wo`s gibt die Mozartkugeln in Zellophan,
die Pralinen, die zublinzeln mit Koketterie,
...
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