Haushaltsauflösung.

Ein Gedicht von Christine Biermann
Meine bewundernswerte Freundin ist pragmatisch,
sie trennte sich systematisch
vom angehäuften Überfluss,
dem damit verbundenen Verdruss.
Der Garten zu fordernd, das Haus viel zu groß,
deshalb sie sich entschloss,
sich von der Belastung, der monströsen,
durch einen Ausverkauf zu erlösen.
Die Teppiche, Ladenhüter und Sesselschoner,
wurden verschenkt an die Dorfbewohner.
Das, was sie noch übrig hat, gibt sie gern mit warmen Händen;
es tut ihr gut, das Egale zu verschwenden.
Sie hat`s geschafft, sie ist nun Minimalist,
hat`s einfach drauf mit dem Verzicht.
Doch ganz so rigoros bin ich noch nicht,
ich hänge an gestern, sie aber nicht.
Sie hat auch kein Album mehr „mit mir darin",
der Schnee von gestern“ hat für sie keinen Sinn.
Realistisch geseh`n hat sie ja Recht,
auch wenn ich alles anzünden möcht,
hindern mich die Kinder daran,
sie gucken auch Bilder dann und wann,
und warnen mich, mitnichten
auf diese Erinnerungen zu verzichten,
denn mit meinen persönlichen Schätzen auf Erden,
könnt` ich womöglich 1oo Jahre alt werden.
Ohne diese belegten Beweise in Bildern und Schriften,
würde ich ins Nichts abdriften.
Um meinem Zaudern zu entkommen,
habe ich eine Bastkiste genommen,
meine papierenen Güter gebettet für meine Ruh.
Und eine große Streichholzschachtel dazu. CBi.

Informationen zum Gedicht: Haushaltsauflösung.

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11.04.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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