Wo ein Anfang, wo ein Ende?

Ein Gedicht von Christine Biermann
Der Bilderflut zu Leibe rücken,
ist leicht gesagt, will gar nicht glücken.
Die familiären Fotos, die mit den Jahren kamen,
welche gesteckt in Alben, Schachteln in Dosen und Rahmen,
gesammelt seit Jahrzehnten in Hülle und Fülle
können doch nicht verbrennen im Ofen oder in der Mülle.
Mein Töchterchen hat kürzlich dasselbe gemeint,
es hat zu viel Fotos wie es scheint.
Was einst geknipst als Wertekapital
liegt nun vergessen im Kellerregal.
Bilder gucken ist monotone,
man sieht und wischt am Smartphone
man filmt und knipst, sieht visionär,
Bilder nichts Besonderes mehr.
Inflationär.
Bei Oma und Opa ist es viel schlimmer,
sie werden mal geh`n und das für immer,
was dann mit der Hinterlassenschaft aus Papier,
Fotos ihre Freude, ihr Lebenselixier?
Sie klebten in Alben, hingen an Wänden, sie standen am Schrank,
man hielt sie in Händen und sagte Dank
für all diese Schätze in Fotografie
die bereicherten die Herzensgalerie.
Als Oma Fotos machte, war das noch eine Sensation
sie hatte eine BOX- Kamera schon..
und eine Freundin; beide sich gegenseitig profilierten
indem sie sich anmalten und kokett fotografierten.
Dann konnten sie die Entwicklung nicht erwarten,
denn sie waren noch in der Jugend der zarten,
wo sie auf Fotos immer gut getroffen,
bestätigt hübsch, fürs Leben offen.
Omas Fotos kannst du heute noch sehn,
aber alles, was einst wertvoll war, wird vergeh`n. CBi.

Informationen zum Gedicht: Wo ein Anfang, wo ein Ende?

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11.04.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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