Auf dem Mond.

Ein Gedicht von Christine Biermann
Auf dem Mond.
Wie all die Jahre schon,
vermeide ich beim Geldauszahlen die Automation,
indem ich die Scheine an der Kasse,
von einer Dame auszahlen lasse.
Man will bald unbar Geld verwalten,
den Blick darauf ganz ausschalten.
Sparstümpfe sollen wie Motten ans Licht,
nun, so weit sind wir noch nicht.
Der Leiter der Bankfiliale,
will mit mir ins Digitale.
Es wird ihm nicht so leicht gelingen,
mich online dazu zu zwingen,
digital alles zu ordern,
um meine Rente auf`s Netz zu fordern.
Der Mann beteuert,
dass es sich für mein Alter lohnt,
zugleich wünscht er mich „Greisin“ auf den Mond.
Dem Onlinebanking nochmal entkommen,
stelle ich fest ganz benommen,
dass man von mir auch erwarte,
dass ich bezahle nur noch mit Karte.
Auch das widerstrebt meiner Gewohnheit,
nämlich der Sicherheit,
Scheine im Portemonnaie zu haben,
um nicht am Hungertuch zu nagen.
Zu leicht blendet mich eine Karte,
von der ich erwarte,
einen Rest vom Konto zu bemühen,
und möglich nicht zu überziehen.
Nun gut, der Fortschritt holt mich ein,
ich werde demnächst „digitalisch“ sein.
Vor dem Automaten machte ich immer einen Bogen;
ich habe noch nie Geld gezogen.
Doch bin ich jetzt geschockt verdrossen:
Ab Mai sind alle Kassen geschlossen.

Informationen zum Gedicht: Auf dem Mond.

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19.04.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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