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Gedichte zu Weihnachten - Seite 231


Meine Weihnachtsgeschichte

Meine Weihnachtsgeschichte

Von Körpergröße war er klein,
Das blieb leider sein Seelenmanko.
Und doch blieb selten er allein,
Erfreute durch Walzer und Tango.

Schon früh baute er sich die Firma,
War angesehen und der Boss,
Verliebte sich in seine Irma
Und wurde da als Mensch ganz groß.

Längst hatte er sie abgegeben,
Die Firma, an den ersten Sohn.
Er konnte gut vom Austrag leben,
Denn Reichtum war sein Lebenslohn.

Mit seiner Frau reiste er viel,
Kam weit herum in dieser Welt.
Neugierig sah er auf sein Ziel,
Denn dafür hatte er viel Geld.

Doch blieb er von der Firma fern,
Niemand wollte mehr was von ihm.
Er, der doch plauderte so gern,
Sah plötzlich darin keinen Sinn.

Gedanken wurden immer dunkler,
Sie raunten ihm nur Schwarzes zu.
Mitunter kam ein Schmerzensunkler
Und ließ ihn schlafend nicht in Ruh'.

Da kam zur schönen Weihnachtszeit
Ein Jugendfreud gerade recht,
Der zum Besuche ward bereit,
Gerade als ihm ging's ganz schlecht.

Sie setzten sich in sein Wohnzimmer,
Wo schon der schöne Christbaum stand,
Die große Kerze so wie immer
Am Abend zu dem Lichte fand.

Irma hatte Plätzchen gebacken,
Servierte ihnen Grünen Tee
Und briet im Ofen Schweinenacken,
Denn draußen lag der erste Schnee.

Sie wusste ja: Ihm ging's nicht gut,
Oft saß er da und schaute nur.
Deshalb war sie schon auf der Hut,
Denn ferne blieb er der Natur.

Doch was war das? Was hörte sie,
Als sie von der Küche herlauschte?
Der Irrtum die Wahrnehmung zieh,
Als es da plötzlich leise rauschte?

Ihr Mann hatte sich Wein geholt,
Die beiden alten Herren tranken
Und lachten wieder schon erholt
Konnten frei zurToilette wanken.

Endlich hatte sie ihren Mann
So, wie er früher immer lachte,
Der Witze leicht erzählen kann
Und gar nicht an ein Ende dachte.

Ja, sein Gemüt erholte sich,
Die alte Lebenslust kam ihm zurück
Und plötzlich überrascht' er Dich
Mit einem hellen, offnen Blick.

Verschwunden war die Trauermiene,
Auch seine eingefahrene Skepsis,
Und weil Humor betrat die Bühne
Heilte ihm auch die letzte Sepsis.

Die Augen öffnete ihm wohl
Der Freund, er brachte ihn zum Lachen.
So konnte er nun Zoll um Zoll
Ausgraben wieder lust'ge Sachen.

Denn das Erinnern an die Streiche
Der Jugend brachte ihn zurück,
Damit dies auch sein Herz erweiche
Von diesem alten Missgeschick.

Das Weihnachtsfest ward nicht mehr leer,
Sein Blick zur kleinen Krippe strahlte,
Die Plätzchen riecht er wieder mehr,
Wo Klang der Lieder widerhallte.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Seelen zu Heiligabend

Als im Winter 1965 im Spital zwei Körper verblichen,
ihre Seelen sofort Richtung Himmel entwichen.
Zwei Jahre hatten sie nebeneinander gelegen,
und stets gehofft auf heilenden Segen.
Nun war alle Hoffnung vorbei
und beide fühlten sich vogelfrei.

Das Weltall veränderte sich in den Jahren sehr,
und so gab es dort viel Flugverkehr.
Sie griffen sich jeder einen Satelliten
und sind damit wie die Engel geritten.
Da diese Blechbüchsen nicht still rauschen,
konnten sie an vielen Kanälen lauschen.

TV-Sender, auch wenn sie in Farbe schon,
boten ihnen nur den Stereo-Ton.
Das reichte für Musik und Nachrichten nebenbei
und auch für Gottesdienst und Wahrsagerei.
Dabei sprachen die Radio-Stationen der Welt
warnend von manchem Spannungsfeld.

Trotz des geheimen digitalen Rauschen
konnten sie die Militärs belauschen.
Wenn man die richtigen Responder wählte,
gab es Kanäle auf denen man zählte,
one, two, three bis sexty four ganz hart,
oder ras, twa, tri bis schestch tschetierje …….Start.

Dazwischen in asiatischen Zeichensprachen
starteten unbekannte feuerspeiende Drachen.
Die Seelen hatten sich schon gespalten,
denn zu welcher Sprache sollten sie halten?
Nach erfolglosem deutsch-sächsischem Fluchen
wollten sie sich schon eine andere Erde suchen.

Da erklang aus dem Weltall statt militärischem Tra-ra
das Weihnachtslied Jingle Bells auf der Mundharmonika.
Selbst den ältesten und stärksten Raumfahrt-Recken
blieb der Weihnachtsbraten im Halse stecken.
Mancher hat freudig erschreckt gezuckt
und sich an Wodka oder Whisky verschluckt.

Doch alle stimmten der Melodie zu,
an Heiligabend hat die liebe Seele Ruh.

24.12.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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