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Gedichte über Trauer - Seite 227


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Verbitterung

Verbitterung

Keiner kann erklären, warum es gekommen,
Wie es nun einmal gekommen ist.
Hat man ihr die Sicherheit genommen,
Weil sie so traurig, verbittert ist?
Wird die Seele nicht auch dann zur Droge,
Wenn sie nicht mehr spürt die eigene Eloge?

Hat sie sich nie geliebt gefühlt,
Niemals ihre Welt leuchten gespürt,
Außenwirksam sich lieber weichgespült,
Sich selbst und andere zu Vorwelten verführt?
Sie distanziert sich von den nächsten Verwandten
Und beginnt immer wieder mit sich heftig zu zanken.

Mit den Jahren wird so ein Herz zu Stein,
Weil es sich nicht mehr befreien kann,
Muss ohnmächtig dadurch im Leben sein,
Das verhockt und verwohnt im Gespann:
Sie will niemals mehr für etwas danken,
Lieber verweilen in eigenem Zanken!

Ja, krank wird sie so mit den Jahren,
Doch helfen lassen will sie sich nicht.
Zu Feiern kann sie nicht mehr fahren,
Denn sie verliert nicht gern ihr Gesicht.
Deshalb gereicht es ihr künftig zu Ehren,
Dass die Kontakte zu Fremden sich mehren.

Verdrängt hat sie all die guten Gaben,
Die ihr Eltern, Geschwister bereitet haben.
In ihr sitzen zu viele kohlschwarze Raben,
Welche Freuden mit den Krallen zertraben.
So sieht sie selbst in ihrer Gemeinde
Menschen meistens nur noch als Feinde.

Sie tritt mehr und mehr in die Gegenfreiheit
Zu allem Schönen, Guten und Wahren,
Rettet dadurch nicht ihre Lebensfreiheit,
Muss selbstgefällig an Kontakten sparen,
Lebt weiter in ihrem kalten, neuen Haus
Und zieht kaum noch zur Sonne hinaus.

Sie bürdet sich auf ihrer Zeiten Karren,
Ihre Augen kann das Licht nicht ertragen.
Sie hört nicht mehr Katzen und Vögel scharren
Und verbietet sich weiterhin alle Lebensfragen.
Gott und Schicksal sind ihr dabei Beleg:
Ihr Dasein kennt nur den steinigen Weg.


©Hans Hartmut Karg
2019

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