Gedichte über Tiere (Seite 300)

Gänsehautfeeling

Geisterhafte Rufe in der Nacht
haben Kinder um den Schlaf gebracht,
schaurige Seufzer machten Bange,
sie wiederholten sich recht lange
Kinder zitterten am ganzen Leib,
sonst Mutige hatten keinen Schneid,
um nächtens ins Freie zu gehen
und sich dort gründlich um zu sehen -
jeder blieb lieber in seinem Bett,
dabei war das Käuzchen doch so nett,
nichts Böses führte es im Schilde,
war kein geisterhaftes Gebilde
nur ein Vogel mit seinem Gesang,
der wie eh und je schaurig-schön klang.

Asseln

Heute
habe ich meine Ernte aus dem Garten
herein geholt.

In meiner Schüssel
mit Tomaten,
Zucchini,
Salat
krabbelten zusätzlich
Asseln.

Hmm..

Ich hab ihnen gesagt
„Ich mag euch nicht!“
Wobei es dafür
keinen vernünftigen Grund gibt.

Ich mag sie trotzdem nicht.
Allerdings,
beobachtete ich,
wie sehr sie sich anstrengten,
wieder aus meiner Schüssel zu kommen.

So
brachte ich noch mal alles hinaus,
schüttete es ins Gras,
sortierte neu…
Nun – sind sie wieder da,
wo sie sich wohl fühlen
und ich
freue mich auch.

© A. Namer

Rettungsring

In Andacht letzter Tage,
Schlussfolgernd auf die Frage,
Was tief im Herz zurücke bleibt,
So tief, dass man darüber schreibt,
Lebt in der Brust die Antwort auf,
Und wandert mir den Kopf hinauf:
Wie ich ihn sah, den Rettungsring,
Bewohnt von jenem schwarzen Ding,
Das weiß um seine Stirn so ist,
Und von den Algen gerne frisst,
Grub in mein Herz der Eindruck sich,
Dass dankbar aus des Tieres Sicht,
Tatsächlich dieser Rettungsring,
Dem liebevollen schwarzen Ding,
Bei unsachgemäßem Gebrauch,
Heim und Rettung bietet auch.

Tauben

Frühmorgens bei den Strahlen,
Der gelben Kreatur,
Stellt mancher Wasserschalen,
Hinaus für die Natur.

Spätabends bei dem Schatten,
Sich einleitender Nacht,
Seh' jene ich, die wenig hatten,
Und so an sie gedacht:
Werf' ich den Tauben Hafer zu,
Die kränklich auf mich wirken,
Und hoff sie haben dann genug
Um morgen noch zu wirken.

Siehst du Vögel im Garten, stell ihnen doch eine Wasserschale hin,
und im Winter füttere die, mit Wildvogelfutter, die kaum mehr etwas finden, dann hast du schon sehr viel getan.

Wie bescheiden ist doch

Wie bescheiden ist doch

Wenn meine Seele morgens langsam erwacht,
Der Morgentau noch in ihr schlummert,
Kann es mitunter schon sein,
Dass langsam dem Unbehagen
Ein Behagen weicht.

Die Frühfliegenden tanzen bereits lange
Von Lavendelblüte zu Lavendelblüte,
Wo vor dem Schlafzimmerfenster
Zwei große, sehr alte Rundbüsche
Farblockungen und Duftangebote verbreiten.

Wie bescheiden ist doch die Insektenwelt!
Die Schwebenden kommen ganz früh geflogen,
Haben sich längst umfassend informiert
Und ergötzen sich an Kleinblüten, dem Immergleichen
In der sonnengetragenen Nahregion unseres Daseins.

©Hans Hartmut Karg
2022

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