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Gedichte über Technik - Seite 22


Drohnenjagd

Schiller schrieb dereinst den „Tell“,
der schoss mit seinem Pfeil sehr schnell.
Und sein Sohn, der arme Tropf,
trug einen Apfel auf dem Kopf.
Jeder sah den Schützen kommen,
der den Pfeil hat aufgenommen.

Man hätte zu ihm rennen können,
die Pfeile vernichten und verbrennen.
So wär die Gefahr auch überstanden,
doch sich keine Gegner fanden.
Alle müssten darüber toben,
doch alle Schillers Aktionen loben.

Anselm Weber sich nicht schonte
und Schillers Zeilen noch vertonte:
„Mit dem Pfeil, dem Bogen
durch Gebirg und Tal,
kommt der Schütz gezogen
früh am Morgenstrahl.“

Jahrhunderte sind vergangen,
in denen neue Waffen gelangen.
Heute einen Apfel auf dem Kopf,
wäre ein veralteter Zopf.
Eine Briefmarke auf den Hut geklebt,
gewährt, dass man nicht lange lebt.

Um Menschen und Waffen zu schonen,
entwickelte man die Drohnen,
Fluggeräte mit mehreren Luftschrauben,
die jedes Luftmanöver erlauben,
wenig Strom oder Sprit kosten
und wegen stabiler Plaste nicht rosten.

Sie fotografieren nicht nur zum Gaffen,
sie sind auch gefährliche Waffen.
Sie können unmögliche Dinge tragen,
sich in enge Häuserschluchten wagen.
Da sie sehr leise sich bewegen,
sie wenig Aufmerksamkeit erregen.

Eine Firma an Sicherheit dachte
und Drohnen Abwehr zum Patent machte.
Mittels Scanner und mobilen Glocken
lässt sich die Steuerfrequenz entlocken,
zu zwei Gravitationsringen erregen,
die dann jeden Stromerzeuger zerlegen.

Noch ist alles geheim und als Modell,
doch die Entwicklung geht schnell.
Noch dienen sie als Tempoblitzer
und als Maut Verfolgungsflitzer.
Ich breche nichts über das Knie,
drum verrate ich die Firma nie.

06.11.2016 © W.R.Guthmann
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Wohin steuert die Menschheit?

Wohin die Menschheit wohl marschiert?
Die Welt wird digitalisiert
Die Autos fahr'n bald von alleine
Man braucht kein Geld mehr, keine Scheine

Den Hausarzt wird es nicht mehr geben
Computer steuern unser Leben
Umspannen bald die ganze Welt
Profit, Gewinn ist das, was zählt

Vergiftet werden Land und Meere
Verpestet uns're Atmosphäre
Insekten sterben, Vögel hungern
Auch Menschen sind bald nur noch Nummern

Die Arbeit übergeben wir Maschinen
Damit sie uns verlässlich dienen
Vernetzt wird alles - und verstrahlt
Mit der Gesundheit wird's bezahlt

Zwar wird vieles gut erledigt
Doch Menschen nur im Geist benötigt
Wir haben frei und sehr viel Zeit
Geräte steh’n für uns bereit

Zu fahren, joggen, sich bewegen
Zu spielen, chatten, mal zu beten
Zu schauen und sich zu vergnügen
Zu schaffen und sich was verdienen

Die Welt rückt immer mehr zusammen
Wer hat, der kann sich schon entspannen
Wer nicht hat, wird noch härter kämpfen
Selbst Völker kommen an die Grenzen

Wenn Pole schmelzen, Meere steigen
Orkane toben, Götter schweigen
Die Menschen fliehen, Zuflucht suchen
Noch hoffen - oder schon verfluchen ...

Sich selber will der Mensch ausbreiten
Die Technik stets dabei ausweiten
Er träumt von anderen Planeten
Doch sollt‘ er für den seinen beten

Wir sind ein Teil des großen Lebens
Und nur ein Stück des feinen Webens
Wo alles miteinander wächst
Doch auch verliert, verdirbt, verletzt

Man darf mal einfach in sich ruh’n
In die Natur geh'n, etwas tun
Für sich und für die and’ren Wesen
So kann man auch als Mensch genesen
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Die Hörgeräte

Leise wollte auf die Welt ich kommen.
Da die Hebamme kein Wort vernommen,
klatschte sie auf den Po mir fein
und ließ mich so ins Leben schrei‘ n.

Der Lehrer in unserer Klasse der Frechen,
wollte, dass wir laut und deutlich sprechen.
Die Erwachsenen sollten uns nicht nur sehen,
sondern unsere Sprache auch verstehen.

In der Lehrzeit als Azubi war es Pflicht,
dass man laut und höflich spricht.
Kannte man die Kunden auch wie alte Latschen,
hieß es laut und verständlich quatschen.

Nicht gerade höflich, doch dafür laut,
hat die Armee mich aufgebaut.
Der Ausbilder schrie wie ein Stier,
dabei stand er neben mir.

Beim Studium laut im Hörsaal reden,
ohne Mikro traf es einmal jeden.
Man musste die Hübschen und Schönen
bei ihrem Flirten übertönen.

Die Arbeit wurde leichter, wie es schien,
doch Maschinen lärmten, alle schrien.
Als erste sagte meine Braut:
„Du, du schreist so laut!“

Die Ehefrau mahnte später: „Ruhe!
Die Kinder schlafen in der Truhe.“
Ein Telefon musste ich nicht buchen,
nur Fenster auf, die Richtung suchen.

Als der Betrieb ward umgebaut,
hieß es plötzlich: „Du sprichst zu laut!“
Selbst ins Bordell durft ich nicht rein,
mein Stöhnen wär schädigendes Schrei‘ n.

Ich selber hab bald dumm geschaut,
mich zu reden kaum getraut.
Da hörte ich meine Nachbarn sagen:
„Du müsstest HNO mal fragen.“

So begann mein Weg der Leiden,
den ich eigentlich wollte vermeiden.
Da der Hausarzt meine Stimme kannte,
ich gleich zum HNO-Arzt rannte.

Dort bohrte man in meinen Ohren
und hat das alte Schmalz geboren.
Dann schoben sie mich ins Separee,
und lehrten mich das ABC.

Vom leisen Affen bis zur lauten Ziege,
das Lexikon ich über Kopfhörer kriege.
Dazu Frequenzen auf schonende Weise,
doch für mich war alles zu leise.

Deshalb schrieb man auf die Schnelle
ein Protokoll an jener Stelle.
Das ergab dann mit Verlaub,
ich kann nichts hören, ich bin fast taub.

Und ich sollte mich bewegen
und mir ein Hörrohr schnell zulegen.
So eines, wie ich es gesehen hätt,
im Fernsehen bei Opa Hoppenstädt.

Ich machte deshalb nicht viel Wind
und eilte zur Akustik-Firma geschwind.
„Guten Tag, treten sie ein,
darf es etwas zu trinken sein?“

Hut und Mantel an den Nagel kommen
und dann wird kurz mal Platz genommen.
Wieder geht es ins Separee
und wieder höre ich das ABC.

Wieder gibt es ein Protokoll,
auch sein Ergebnis ist nicht toll.
Dafür formte man schon
meine Ohrmuscheln aus Silikon.

Wir sehen uns wieder in einigen Tagen,
dann werde ich Geräte zur Probe tragen.
Die Tage vergingen viel zu schnell,
schon stand ich wieder an der Stell.

„Das Rote rechts, das Blaue links,
nicht vertauschen, dann gelingt‘ s.“
Gemeint war jener Muschelpunkt,
der gleich in jedes Ohr getunkt.

Der Verstärker zu verstärken beginnt,
fremdes Geräusch mir durchs Gehirne rinnt.
Ich hör nun plötzlich solche Sachen,
die teils Spaß, teils Ärger machen.

Regler rechts und Schalter links?
Beides gleich ist neuerdings.
Keine Schwiegermutter wird mehr stören,
ich kann sie nun von weitem hören.

13.02.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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