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Gedichte Über Straßen - Seite 11


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Das Virus

Wie leergefegt ist unsere Stadt.
Froh ist ein jeder, der nichts hat,
was den Symptomen ähnlich sähe.
Die Leute hoffen, daß sie schnell vergehe,
die Seuchenkrise weltumspannend,
die jetzt die Menschheit übermannend
und lautlos schleichend wie ein Gift
bis tief ins Mark uns alle trifft.

Kein Mensch denkt nunmehr noch an Tanz,
geht sogar ängstlich auf Distanz,
weicht selbst den engsten Freunden aus,
und wer es kann, der bleibt zuhaus’.
Straßen und Plätze gleichen Wüsten,
niemand macht Urlaub an den Küsten,
sitzt im Familienkreis am Meer –
die Strände sind nun menschenleer.

Derweil vergeht keine Sekunde,
keine Minute oder Stunde,
ohne daß man ständig hört,
was uns da Übles wird beschert
durch diese Grippenpandemie.
Ist gar ein Kraut gewachsen gegen sie,
weiß derzeit niemand so genau,
denn solch ein Virus ist sehr schlau.

Weil es besetzt mit sehr viel Tücke
die mikroskopisch kleinste Lücke,
nutzt sogar Schwächen der Behandlung
stets klug zur eigenen Verwandlung.
Kann sich gut überall verstecken
in kleinsten Ritzen, Nischen, Ecken,
hockt lauernd in den Zellmembranen
und knabbert dann an den Organen.

Die Tiere, Pflanzen und die Keime,
sie alle stammen aus dem Schleime,
der uns als „Ursuppe“ bekannt.
Daher geh’n auch von Hand zu Hand
in Körper, Blätter und in Schoten,
zumeist durch Mäuler mittels Pfoten
Viren, Bazillen, Bakteriophagen –
allesamt Geister schlimmster Plagen!

Aus diesem Jahrmillionen alten Krieg
trug stets nur einer heim den Sieg:
Gegen den TOD gibt’s keine Pillen –
es sterben Menschen UND Bazillen.
Das selbe Schicksal wie uns Tieren,
droht Pflanzen, Pilzen, doch auch Viren.
So tröste dich: Was uns verdirbt,
erkrankt selbst irgendwann und stirbt!

© Micha Schneider
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Das neue Fahrgefühl

Als ich geboren war, so muss ich sagen,
war das Kinderbett mein erster Wagen.
Trocken, warm mit etwas Geruch,
verlockte er zu manchem Spruch.

Schon nach wenigen Tagen
fuhr ich im geschlossenen Wagen.
Zwei Achsen, vier Räder, alles Pappe,
Zierrat und Farbe waren billige Attrappe.

Im nächsten Sommer wehte geschwind
Im offenen Wagen frischer Wind.
Ich musste oft zur Seite rücken,
weil Hamsterkartoffeln am Hintern drücken.

Es folgte ein kleiner Roller ganz aus Holz,
der Tretroller wurde später mein Stolz,
mit Damenfahrrad, zwei Nummern zu groß,
raste ich im Stehen los.

Statt Hühnerschreck und Moped zum Treten
wurden wir in die Bimmelguste gebeten.
In den letzten Ferien, so ganz nebenbei
war auch der Traktor „Brockenhexe“ dabei.

Eine AWO hat uns dazu verlockt,
dass wir in der Lehre viel verbockt.
Später bei der Arbeit von Ort zu Ort
trug mich bald die Jawa fort.

Dann saß das erste eigene Kind
Auf dem Berlinroller, geschützt vor Wind.
Schließlich war der Roller zu klein
und es musste ein Auto sein.

Die Autos wechselten wie die Hemden,
immer nur deutsche, keine fremden.
Krankheitshalber gab es den Trick,
statt Kupplung links, nur Automatik.

Jetzt im Alter wird man verschmitzt
und fahrend auf dem E-Roller sitzt.
Brandenburg redet vom neusten Schrei,
bald sind 1 Mann E-Hubschrauber dabei.

Einer steht bei mir im Altersheim,
denn noch ist seine Ansicht geheim.
Vom Automobil sein Name kommt,
denn er nennt sich Erlkönig prompt.

08.09.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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