Gedichte über Sonstiges - Seite 58

Wenn ich ein Buch wäre.
Wem wäre mein Umschlag aufgefallen?
Wer hätte mich gelesen?
Seite für Seite.

Wer hätte sich für meinen Inhalt interessiert,
Interesse gezeigt,
sich Gedanken darüber gemacht
was ich zu erzählen habe?

Würde ich komplett gelesen werden
oder bliebe es nur beim Klappentext?
Bestenfalls bei den Kapitelüberschriften?

Würde man mich
oft oder nur gelegentlich zur Hand nehmen?
Oder würde ich,
unbeachtet, in den Regalen verschwinden?

Wie viele ungelesene Bücher
liegen noch in den Regalen unseres Lebens?
Bücher, die darauf warten (wieder) entdeckt zu werden
aber auch Bücher die wir frei geben können
damit sie ihre Leserinnen und Leser finden
und zu deren Lieblingsbücher werden.

Egal, ob Ihnen die Zeit
schon viele Gebrauchsspuren zugefügt hat
oder ob sie noch, ungelesen,
darauf warten
entdeckt zu werden.
So suchen sie doch jemanden,
der sich für ihre Wünsche und Erlebnisse interessiert.
Menschen,
die sie aufmerksam betrachten
Menschen,
die sie ehren und beachten.


© Michael Jörchel

Die dritte Jahreszeit…

Jetzt kommt die dritte Jahreszeit,
Dunkelheit macht sich schneller breit.
Mit Kerzen spenden wir angenehmes Licht,
und Poeten schreiben wieder ein Gedicht.

Regen prasselt an den Fensterscheiben,
lieber würde man jetzt zu Hause bleiben.
Wind pustet lose Blätter in die Luft,
man riecht den herbstlichen Duft.

Reife rote Äpfel hängen an den Bäumen,
verwelktes Laub liegt hinter den Zäunen,
und der Wald bekommt ein buntes Kleid,
zum Drachensteigen nimmt man sich Zeit

Schaue wie Kraniche in den Süden fliegen,
sehe Kastanien, die auf der Erde liegen,
ein Regenbogen leuchtet in vielen Farben,
wie schön, dass wir den Herbst bald haben.

©Gaby Geng/Vergissmeinnicht.

Mitternacht...

Längst schon ist es Mitternacht
der Mond die Augen aufgemacht

erhellt die Gassen ringsumher
in der Stadt ertönt die Kirchturmuhr

sie zeigt ihr schläfriges Gesicht
hinter manch Fenster brennt noch Licht

lautes Bellen den Mond erschreckt
Herrchen mit dem Hund noch Gassi geht

kurz am Busch das Bein gehoben
der Mond schaut still herab von oben

ein Pärchen durch die Gassen tanzt
in Seligkeit Hand in Hand

drehen sich verliebt im Kreise,
entschwinden in die Nacht ganz leise

der Nachtschwärmer durchs Mondlicht wankt
bei der Straßenlaterne sich eingehängt

ein Kater auf Brautschau schleicht ums Eck
Katzenbräute kommen aus ihrem Versteck

der Mond hält auch nach Mitternacht
weiter die Augen auf und wacht

über diese kleine verträumte Stadt
die so viele Winkel und Gassen hat



30.09.2022 © Soso