Gedichte Über Seele (Seite 65)

Zwilling

Ich glaube daran, dass es genetisch,
wie seelisch von jedem Lebewesen
einen Zwilling gibt

Keinen Unterschied erkennbar,
sobald sich der eine Fingerabdruck
über den anderen schiebt

Identisch stimmt alles überein,
ein Wunder geboren in Harmonie
und Liebe

Eine Rarität derartiges zu finden,
in einer Welt voller Widersprüche
und Triebe

Nimm Dir die Blumen des Eises

Der Tag verläuft gar so eisig.
Die Frage bleibt doch: Entgleis ich?
Weil Halt und Haftung die Schiene
nicht schenkt: Gefahr für Routine!

Doch ist das Eis auch Gehäuse,
klebst fest und siehst keine Schleuse.
Dann Eis oft voll mit den schönen,
verzierten Blumen die krönen.

Gar vieles spricht aus dem Eise,
so "Blumen, Grenzen, entgleise".
Der eine Sinn bleibt verborgen.
Für meinen muss ich nun sorgen.

© ANTOSCH

Seelenschleifen

Seelenschleifen

Wenn endlich die werdende Seele erfasst,
Was sie sich erschließen kann in jungem Lauf,
Weil sie sich weiteres Begehren anmaßt,
Tritt sie in den erwahsenen Lebenslauf.

Voll Inbrunst wird das erste Sehnen
Zu einem universellen Verlangen
Und trägt bei zu jenem globalen Wähnen,
Mit dem die Seele aus der Kindheit gegangen.

Wirkungsvoll kann nun ein Handlungsersatz
Unabhöngiger die Widersprüche ertragen,
Nur um in Freiheit und ganz ohne Hatz
Nach neuen Seelenkindern zu fragen.

Ist das Gemüt noch ganz im Begehren?
Wehrt die Sehnsucht nicht Jugend ab?
Will mein Verlangen das Leben mehren
Oder nur sichern, was ich immer schon hab'?

Zwischen Liebeswunsch und der Destruktion
Verkeilen sich bisweilen Seelenstränge,
Sind dann geistig ohne Konstruktion,
So dass die Nacht wird nur zur Enge,

Begleitend, um den Leib zu schnüren,
Verlierend sich in wünschendem Fliegen.
So kann das Innere kaum noch erspüren,
Was der eigenen Seele tatsächlich' Anliegen.

Da wenden sich Augenblicke gegen das Leben
Mit Gefahren, die keine Auswege sehen,
Weil ohne Ziel Seelen weiterhin streben
Und nur mit den Moden hausieren gehen.

Wenn sie die Einmaligkeit nicht erfinden,
Gerät der Lebensfluss in Gähnmodus.
Den kann keine Seele mehr überwinden,
Die nicht erspürt Sehnen und Musenkuss.

©Hans Hartmut Karg
2020

*

Höhenflug

HÖHENFLUG

unter mir tiefblau der Ozean und endlos in die Weite führt der grelle Horizont
schwerelos der Körper vogelfrei der Geist so viel Freiheit völlig ungewohnt
Sonnenstrahl im Wolkenmeer lässt surreale Bilder flimmern
Existentielles zieht im Zeitraffer vorbei träge wie auf Engelsschwingen
Land steigt aus dem Ozean Architekt trifft kontroversen Intellekt
Schwerkraft zieht das Ich an sich unverhältnismäßig gnadenlos und brachial
neu geboren altes Leben ich bin wieder hier und jetzt
Zeit ist relativ Vergangenheit und Zukunft
der Raum dazwischen trivial
Illusionen trügen Realitäten lügen und im Traum liegt Schmerz verborgen.

Wir bleiben nicht hier

Auf meinem Küchenbord
Da liegen immer Nudeln
Nun Wasser bring zum Sprudeln
Der Magen wird der Ort

Die Nudeln werden Brei
Du siehst das stete Fließen
Den Wandel zum Genießen
Und willst nicht das Detail

Vor kurzem war da Mehl
Und vorher das Getreide
Ganz nahe bei der Heide
Das trifft auch das Juwel

Der Mensch lebt auch nur kurz
Im Weltenlauf gesehen
Da lässt sich wenig drehen
Der Körper kennt den Sturz

Wir bleiben nur als Geist
Doch wo genau weiß keiner
Wir waren nicht die Schreiner
Und noch sind wir verweist

© ANTOSCH

Gedichte Über Seele - Seite 65

Zwilling

Nimm Dir die Blumen des Eises

Seelenschleifen

Höhenflug

Wir bleiben nicht hier