Gedichte über das Schreiben - Seite 37

Schreibgefühlskind

Ein Stück seiner Jugend,
hätte ja jeder gern zurück
Läge die Auswahl heute bei mir,
dann nähme ich gern das Glück

Das der leichten Unbeschwertheit,
wo es kaum Gestern und ein offenes Morgen gibt
Wo man die Zeit sich einfach so vertreibt
und noch ohne jeden Zweifel liebt

Über Betonflächen, die voller Risse sind
halte den Finger dabei an Zäune ran
Die Schrittgeschwindigkeit gibt den Takt
der einfach Alles bedeuten kann

Das Träumen wurde vorgezogen
und hat bis heute nicht nachgelassen
Jedes einzelne Gefühl
kann ich jetzt auch in Worte fassen

Was aus dem Kind von damals wurde
setz ich auf Linien – gegen den Kreislauf
Tagsüber saug ich Erlebnisse ein
und abends schreib ich Texte auf.




SzignM 25.10.2021

Ach, die Dichterfreuden...

Den Tag beginnen,
wenn der Kopf noch schwindlig
und Vieles nebulös, unausgegoren,
die hinteren Denkräume recht vage bleiben.

Soll ich aufstehen jetzt,
erheben mich aus heimeliger Wärme,
weil mich das Ungelebte fest ins Leben treibt,
den Kugelschreiber ich schon sehe?

Man will bequem im Alter sein,
fragt sich, für wen das Wort erdacht,
das man da niederschreibt –
wenn man denn schreibt...

Und ehe ich mich nun versehe
treiben mir Formulierungen im Geiste zu,
die ich so überhaupt niemals erwartet hätte,
so dass die Freude Blut in meine Wangen treibt.



©Hans Hartmut Karg
2021

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Schön, dass niemand mich benennt,
Wenn zum Himmel ich muss schreiben,
Wo man Auszeichnung nicht kennt -
Erdgebunden soll sie bleiben.

Such' ich nach Wort und Synonym,
Purzeln grenzenlos Buchstaben.
Damit bleib' ich anonym -
Authentisches ist schwer zu haben.

Denken, Wähnen sucht nach Wahrheit,
Die gar nicht im Rampenlicht,
Erfindet für sich eigene Freiheit
Damit es bekommt Gewicht.

Tragen mich stets die Gedanken,
Welche Fremdes überreizen,
Niederreißen jene Schranken,
Die leider mit Zukunft geizen.

(c) Hans Hartmut Karg
2021

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