Gedichte über den Schlaf - Seite 8

Gute Nacht mein Mensch;
Wie Blütenkelche schließe dich.
Woran die Stirn noch denkt;
Im Weltstirnschwarz verliert es sich,
Mein Mensch.

Gute Nacht mein Mensch;
Behangen wie vom Vorhange,
Dein Aug' vom stillen Vorgange
der Welt.
Ein Traum ins Herz dir fällt.

Gute Nacht mein Mensch;
Erloschen stirbt der Kerze Licht
Und bei den Sternen deine Pflicht;
Von ihnen träume längst!

Gute Nacht mein Mensch;
Gewölbeweich erwartet dich
Die leichte Wolke innerlich,
Schweb auf ihr nun davon;
Davon, davon in Fantasie.
Die ganze Nacht begreifst du nie,
Eh' nicht gänzlich schläfst du schon;
Mein Mensch.

Gute Nacht mein Mensch;
Ade, Ade dem Tag gesagt,
Zum Mond die Sorgen fortgejagt,
Ade, ade mein Mensch!
Schon balde wieder wachst du auf,
Nicht denke an den Tag darauf,
Nun schwebe wolkenhaft hinauf,
In Traumgestalt und sanftem Lauf.
Bis die Welt meinen wiederseh'
Dich meinen Mensch', mein Mensch ade...

Schäfchen zählen

Guten Morgen
Hast du
wieder schlecht geschlafen
Warst du
wieder bei den Schafen
Hast du
sie auch richtig durchgezählt
Und
hat wieder …Eins… gefehlt
Bleibe
weiterhin am Ball
Morgen ja Morgen
bekommst du sie
…Alle… in den Stall

Käte Micka


Käti Micka

Wenn der Tag zur Neige geht,
am Horizont die Sonne steht
und ihre allerletzten Strahlen
flammend rot den Himmel malen,

breit’ ich meine Flügel aus,
schwing’ mich hoch und weit hinaus
in den klaren Abendhimmel,
fern von des Tags Lärm und Gewimmel,

und atme tief die reine Luft,
koste ihren frischen Duft,
der alle Enge von mir nimmt
und auf die Freude ein mich stimmt

darüber, dass all meine Nöte
verfliegen mit des Abends Röte,
und was mich eben noch bedrückt,
in endlos weite Ferne rückt.

Von oben richtet sich mein Blick
auch auf manches kleine Glück,
das der Tag mit sich gebracht,
und mich fröhlich hat gemacht.

Nun, im Licht der ersten Sterne
betrachtet und aus weiter Ferne
erscheint mir alle Müh’ und Plage
wie eine längst vergangene Sage,

ein Wellenschlag im Meer der Zeit,
der sich an viele andre reiht.
Klein wirkt unser Tun und Treiben,
kaum wird etwas davon bleiben.

So geht das Leben still dahin
im Einerlei und hat doch Sinn,
der jedwedem sich erschließt,
der jeden neuen Tag begrüßt

als Angebot zur Feier des Seins.
Lust und Leiden werden dann eins.
Drum kann ich still mich schlafen legen,
denn alles Dasein ist ein Segen.