Gedichte über Not (Seite 29)

Menschen hungern lassen

Menschen hungern lassen

Man kann überall Menschen hungern lassen,
Sie seelisch austrocknen, wenn sie Kontakte pflegen,
Die man nicht will und immerzu will hassen,
Um sich einen höheren Herrschaftsanspruch zuzulegen.

Je abhängiger Menschen von anderen Menschen sind,
Desto mehr können sie an psychischem Aushungern leiden.
Manche fallen gerade dadurch vollkommen durch den Wind,
Weil sie das Eingelebte weder verlassen können noch meiden.

Deshalb halte aus Lebensgründen vorab genügend Abstand,
Dass Du nicht ungewollt in Abhängigkeiten schlitterst.
Die bringen Dich um Freiheit, vielleicht um Deinen Verstand,
Wenn Du dann die Gefahren nicht mehr witterst.

Menschen hungern gerade da und dort schlimm seelisch,
Wo sie zu abhängig an den Zitzen Machtbesessener hängen.
Dann werden Beziehungen geradezu drogisch und psychedelisch,
Weil Seelenketten sich nicht mehr abschütteln lassen und sprengen.

©Hans Hartmut Karg
2022

*

Kindernöte

Ich weiß viel von Kindernöten,
wenn man versucht ihre Seelen zu töten.
Ich habe es selbst erlebt,
wie man Lebenslust abgräbt.

Ich kann nicht ertragen,
wenn Kinder geschlagen,
wenn ihr Wille gebrochen,
sie haben nichts verbrochen.

Kinder die nicht geliebt,
die man in Heime abschiebt,
wirft man in den Schmutz,
sie genießen keinen Artenschutz.

Mir drückt es im Magen,
wenn ich dran denk,
wie oft ich mich selber geschlagen,
um Schmerzen zu verdrängen,
die mich aus Kindertagen beengen.

und weiße Leere rieselt sacht

in Unschuld flüchtet sich das Jahr
friert ein die Wunden menschgemacht
und weiße Leere rieselt sacht

als gäbe es nicht die Gefahr
von Krieg und Tod in eis'ger Nacht
der uns den Frieden nicht gebracht

vor Blut die Söhne nicht bewahrt
und kein Gestirn am Himmel wacht
auch nicht in stiller heil'ger Nacht

in Unschuld legt das Winterhaar
um jeden sich, der nicht bedacht
erfriert in weißer Leere sacht

Aus tiefsten Herzen *

23. Dezember 2022
Tag 303 des Ukraine-Krieges

Und wieder zählt ein Jahr die letzten Tage.
Enttäuschend ist das Resümee,
denn furchtbar schlecht ist insgesamt die Lage.
Es schmerzt, tut richtig ernsthaft weh.

Das schlimmste Übel aller Zeiten,
ein neuer Krieg ist voll entbrannt
mit Tod und Leid auf beiden Seiten.
Kein gutes Zeichen für den menschlichen Verstand!

Aus tiefsten Herzen kommt der Schrei:
"Wollt ihr ein Weltinferno noch entfachen?
Beendet diese Schlächterei,
denn alle Kinder wollen wieder lachen!"

noch liegt der Himmel nicht in Scherben

noch liegt der Himmel nicht in Scherben
es sickert Morgenrot durch seine Risse
nichts lässt sich dauerhaft verbergen
schon flutet Ahnung aus der Drohkulisse

Schattendunkles aus dem warmen Rot
und Hoffnung wird im Flehen zum Gebet
für müde Seelen, die in bittrer Not
um Zeichen bitten, die noch nicht zu spät

sich fest ins Blut der Herzen winden
sich ranken um verdorrte Zuversicht
die an kein Morgen sich kann binden
wenn sich des Himmels Morgenrot in Scherben bricht

Gedichte über Not - Seite 29

Menschen hungern lassen

Kindernöte

und weiße Leere rieselt sacht

Aus tiefsten Herzen *

noch liegt der Himmel nicht in Scherben