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Gedichte über Not - Seite 2


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Weisheitsgeschichten - Der weiße Drache

Ein Dorf wurde aufgesucht von großer Not
Kein Ei, kein Huhn und auch kein Brot

Dann ein Schrei und einer Glocke Gebimmel
Die Bewohner schauten erschreckt auf zum Himmel

Ein weißer Drache tauchte zwischen den Wolken auf
Der Bruder zur Schwester: „Schnell zur Höhle .. lauf !“

Die anderen standen erstarrt und bleich
Voller Angst und Hektik liefen sie auch sogleich

Am Himmel flog der Drache seine Bahn
beweglich, fließend, mit viel Elan

Zum nahen Gebirge flog er hin
wo er sich auf den Gipfel setzte

Die Dorfbewohner liefen ohne Verstand und Sinn
bis zur Ruhe kam auch der letzte

Nun war es in dem Lande Brauch
eine Jungfrau zu opfern für `nen vollen Bauch

So schickten sie Gerlinde
auf dass der Drachen Gefallen an ihr finde

Gerlinde dachte „Es wäre wohl besser
nehm ich auf die Reise mit ein Messer“

Mit Mühen erklomm sie den Berg bis nach oben
Der Drache lag dort und schlief

Das Messer über dem Kopf erhoben
Plötzlich erwachte Er und rief:

„Lass fallen den Dolch, er hilft Dir hier nicht
weil seine Klinge an meiner Haut zerbricht

Sag schöne Frau, was treibt Dich hier her ?“
„Ich komme vom Dorf unten am Meer

und komme um unsere Not zu beenden
Ich muß mein Herz Deinem Hunger nun spenden“

„Wie töricht und dumm“ sprach Er
„Dein Mut ziert Dich, komm zu mir her

und erzähl mir von eurer Not“
„Ein Feuer verbrannte unser Korn für das Brot“

Seine Augen blitzten lächelnd, herzlich und wach
Der Dolch fiel zu Boden, ihre Hand wurde schwach

„Für euch gilt es Wissen und Weisheit zu erlangen
vermeidet zuerst Angst und die Gier“

Dann erklärte Er ihr
wie man Boot und Netz baut, um Fische zu fangen

© jogdragoon
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Die Erde, sie wird sich auch ohne uns drehen

Bilder des Kriegs kann man so verstecken,
dass wir uns nicht zu sehr erschrecken,
auf dass wir die Contenance behalten,
zufrieden und froh die Tage gestalten,

die Fotos des Horrors, man kann sie zensieren,
dass wir des Nachts den Schlaf nicht verlieren,
die lodernde Glut der Bombennächte,
die den Opfern erscheint wie höllische Mächte,

das Wimmern von Menschen unter den Trümmern,
ist so weit entfernt, soll uns nicht bekümmern,
auch soll’n wir die Augen, wenn möglich, verschließen,
davor, dass dort Kinder auf Kinder schießen,*

das Grauen der Kriege, wir solln’s nicht verstehen,
die Angst in den Augen, wir woll’n sie nicht sehen,
auch nicht das sinnlos vergossene Blut,
verfolgt uns im Traum und tut uns nicht gut,

wir sind so weit weg von den Schlachten der Welt,
müssen nicht hungern, wir zähl’n unser Geld,
pflegen mit Lust die alltäglichen Sorgen
und grübeln über das eigene Morgen,

betrachten uns stolz als den Nabel der Erde,
fotografieren uns selbst und folgen der Herde,
nach uns die Sintflut, das ist die Devise,
als ob sich Krieg so verhindern ließe,

doch täglich aufs Neue, da sterben sie,
vergebens das Ringen der Diplomatie,
jeder betrachtet’s aus seiner Sicht,
zur friedlichen Einigung kommt es so nicht,

in Wirklichkeit geht es hier nur um die Macht,
hört damit auf, s’ist nach Mitternacht,
wir sind übersättigt und über verwöhnt,
deshalb sagt uns die Wahrheit, ganz ungeschönt,

zeigt uns, wie die Hölle aussieht,
wie es ist, wenn man der Heimat entflieht,
fragt auch die Alten in unserem Land,
sie werden euch sagen, auch hier hat’s gebrannt,

das ist erst siebzig Jahre her,
sich daran zu erinnern, es fällt uns schwer,
an die Zeit, als die Synagogen brannten,
als wir uns stolz die Germanen nannten,

als wir glaubten, wir seien als Volk auserwählt,
ja, dieser Wahnsinn, er wurde erzählt,
man ließ hier Millionen Menschen ermorden,
und ihre Mörder erhielten Orden,

Bombengeschwader vernichteten Städte,
das war eine Katastrophenkette,
die Kinder und Frauen in großer Not,
an der Fronten die Männer, so sinnlos ihr Tod,

die den Krieg überlebten, sie haben gelobt,
dass in unserem Land kein Krieg mehr tobt,
niemals mehr wollten wir wieder aufrüsten
und uns mit dem Lorbeer der Siege brüsten,

die guten Vorsätze, sie sind längst vergessen,
wir haben die Felder ganz neu vermessen,
wir sind nun das reichste Land der Welt
und was uns fehlt, ist die Demut, nicht Geld,

wir wollen's nicht wissen und grenzen uns ab,
so schaufeln wir uns das eigene Grab,
irgendwann drückt ein Irrer den roten Knopf,
das kostet die ganze Menschheit den Kopf,

selbst, wenn wir es immer noch nicht verstehen –
die Erde, sie wird sich auch ohne uns drehen;
wir Menschen lernen nicht aus der Geschichte,
das ist’s auch, was ich bekümmert berichte,

sonst gäb’s keine Kriege mehr auf der Welt,
s’wär besser um die Natur auch bestellt,
dann hätten wir längst das Teilen gelernt,
doch davon sind wir noch Meilen entfernt,

dem allem zum Trotz lasst uns weiter hoffen,
vielleicht steht dennoch ein Türchen offen,
wir alle gemeinsam könnten es schaffen –
in Eintracht, mit Liebe, und ganz ohne Waffen.

(aufgeschrieben vor dem Ukrainekrieg; *bezogen auf Kriege in Afrika oder weltweit, im nahen Osten vor allem auf den Krieg im Jemen, wo auf beiden Seiten immer noch auch mit deutschen Waffen getötet wird, auf Kriege, über die kaum noch berichtet wird, weil sie so schön weit weg von uns stattfinden …)

©M.M.
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