Gedichte über das Leben (Seite 3326)

Trugbild

Schwer verhangen sind wir
in der Zeit -
dem Augenblick
aus gesternheutemorgen,
obwohl das Jetzt
schon im Wandel verborgen
uns zeigt:
wir fühlen uns im Trugbild
geborgen,
und halten es fest,
ängstlich umsorgend,
damit es uns bleibt
im Strom des
Entstehens - Vergehens
aller Unendlichkeit.

Zeit

Die Tage gehen dahin.
Leben wir sie,
oder gehen wir durch sie hindurch?

Die Stunden gehen dahin.
Zählen wir sie,
oder tanzen wir mit ihnen?

Die Minuten gehen dahin.
durchlaufen wir sie,
oder lächeln wir mit ihnen?

Die Sekunden gehen dahin.
Gehen sie an uns vorbei,
oder erleben wir sie als Wimpernschlag der Zeit?

© A. Namer

Älter geworden

Bin jeden Tag ca. 16 Stunden aktiv,
aber trotzdem habe ich ein Gefühl,
es läuft hier etwas richtig schief,
obwohl ich viel schaffe und wühl.

Morgens um 6 Uhr wache ich auf,
mit dem Smartphone in der Hand.
Formuliere so Gedanken zuhauf,
oft geht es um Probleme im Land.

Ich komme mit der Zeit nicht aus,
da sich Ereignisse überschlagen.
Sehr viele sind für mich ein Graus,
ich muss noch mehr hinterfragen.

Manchmal verliere ich die Lust,
muss man die Erde den zerstören?
Denke, man tötet sehr bewusst,
wir sollten mehr auf Kluge hören.

(c) Ernestine Freifrau von Mollwitz

mageba

Die einzige Gerechtigkeit

Du liegst im Wald,
spürst, wie die Jahre dich streifen.
Ein Traum erhebt sich leise –
du möchtest verweilen,
möchtest nicht weiterreisen.

Doch auch du wirst einmal verschwinden.
Denn die einzige Gerechtigkeit,
die kann keiner überwinden,
ist das stille Von-uns-Gehen.

Magia vitae in vino et femina vitae amanti iacet

Der Himmel blau,
ringsum Weinreben,
verlieren sich im Tal.
Dein Blick ist schlau,
genießt das Leben,
wär' so gern' dein Gemahl.

Dein Lächeln strahlt,
deine Augen auch,
heller als die Sonne.
Bist wie gemalt,
deines Atem Hauch,
verspricht höchste Wonne.

Dein langes Haar,
versperrt dir die Sicht,
du streichst es scheu zurück,
mir wird gewahr,
du kennst kein Verzicht,
du lebst des Lebens Glück.

Du hebst den Rock,
die Wangen glühend,
seh' dein Bein - glänzend, naß.
Bin kurz vorm Schock,
wie Funken sprühend,
trittst du den Wein im Fass.

Thomas

Gedichte über das Leben - Seite 3326

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Die einzige Gerechtigkeit

Magia vitae in vino et femina vitae amanti iacet