Gedichte über das Leben - Seite 2110

Aus Krötenschleim und Spinnenblut
misch ich den rabenschwarzen Sud
den ich mir immer einverleibe
wenn ich die Hexerei betreibe…

Denn hier, in meiner Hexenstube,
bin ich nicht mehr der nette Bube,
als den man mich im Dorf ansieht,
wer weiß denn schon, was hier geschieht?

Ich brachte manchen Feind zur Strecke
und dann mit Wonne um die Ecke…
Sprech‘ ich lateinisch jenen Fluch
bedeckt ihn bald das Leichentuch…

„Et mors erit in vobis!“ – ja,
so werden Todeswünsche wahr!
Die Rache ist ein Höllenspaß,
für Zaubersprüche stets mein Maß…

Die Erde wird regiert vom Bösen,
davon kann niemand sie erlösen,
als Jünger Satans weiß ich’s wohl,
das Pentagramm ist mein Symbol…

Die Macht des Bösen bet‘ ich an,
sie machte mich zu jenem Mann,
der durch die Ewigkeiten reist,
und ständig lauernd Dich umkreist…

Ich suchte nach dem Glück auf Erden.
Ich suchte nach des Lebens Sinn.
Ich wollte jemand anderes werden,
als der, der ich schon lange bin.

Ich bin so manchen Weg gegangen,
hab manche Hürde weggeräumt.
Ich fühlte mich sehr oft gefangen,
Ich hab mich oft hinweg geträumt.

Viele wiesen mir die Richtung.
Zeigten mir den „rechten“ Weg.
Führten mich zu mancher Lichtung
und sagten wie es „richtig“ geht.

Doch was gut ist für die Einen
ist für mich nicht angenehm.
Ich kann darum nicht länger bleiben
und muss mich weiterhin umsehen.

Ich folgte noch sehr vielen Spuren.
Doch meinen Weg, den fand ich nicht.
Bestritt noch viele harte Touren.
Mein Ehrgeiz nahm mir manche Sicht.

Welchen Weg soll ich nur gehen?
Ich weiß auf einmal nicht wohin.
Doch fast hätte ich übersehen,
dass ich schon angekommen bin.



© Michael Jörchel

Leere Flaschen, Schädelbrummen,
ach, die letzte Nacht war lang…
und ein eigenartig‘ Summen
in den Ohren macht mich bang‘…

Habe gestern viel geschrieben,
von der Liebe und dem Tod.
Habe mich fast aufgerieben,
ist des Künstlers täglich‘ Brot…

Denn bei mir wird nicht befohlen,
kein Chef, der mich mobbt und schreit.
Hierarchie – bleib mir gestohlen!
Bist voll Neid und Kleinlichkeit!

Autonom – das wollt‘ ich werden,
kreativ sein – unbedingt.
S‘ gibt nichts Schöneres auf Erden
wenn der Musensang erklingt…

Sicherheit – hab‘ Dich verlassen,
niemals mehr holst Du mich ein.
Magst Du mich auch deshalb hassen,
Du bist doch nur leerer Schein…

Geb‘ mich hin dem Künstlerleben,
denn Du bringst mir wahres Glück,
möchte nach Erfüllung streben,
niemals mehr schau‘ ich zurück…