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Gedichte über Krieg - Seite 24


Die Erde, sie wird sich auch ohne uns drehen

Bilder des Kriegs kann man so verstecken,
dass wir uns nicht zu sehr erschrecken,
auf dass wir die Contenance behalten,
zufrieden und froh die Tage gestalten,

die Fotos des Horrors, man kann sie zensieren,
dass wir des Nachts den Schlaf nicht verlieren,
die lodernde Glut der Bombennächte,
die den Opfern erscheint wie höllische Mächte,

das Wimmern von Menschen unter den Trümmern,
ist so weit entfernt, soll uns nicht bekümmern,
auch soll’n wir die Augen, wenn möglich, verschließen,
davor, dass dort Kinder auf Kinder schießen,*

das Grauen der Kriege, wir solln’s nicht verstehen,
die Angst in den Augen, wir woll’n sie nicht sehen,
auch nicht das sinnlos vergossene Blut,
verfolgt uns im Traum und tut uns nicht gut,

wir sind so weit weg von den Schlachten der Welt,
müssen nicht hungern, wir zähl’n unser Geld,
pflegen mit Lust die alltäglichen Sorgen
und grübeln über das eigene Morgen,

betrachten uns stolz als den Nabel der Erde,
fotografieren uns selbst und folgen der Herde,
nach uns die Sintflut, das ist die Devise,
als ob sich Krieg so verhindern ließe,

doch täglich aufs Neue, da sterben sie,
vergebens das Ringen der Diplomatie,
jeder betrachtet’s aus seiner Sicht,
zur friedlichen Einigung kommt es so nicht,

in Wirklichkeit geht es hier nur um die Macht,
hört damit auf, s’ist nach Mitternacht,
wir sind übersättigt und über verwöhnt,
deshalb sagt uns die Wahrheit, ganz ungeschönt,

zeigt uns, wie die Hölle aussieht,
wie es ist, wenn man der Heimat entflieht,
fragt auch die Alten in unserem Land,
sie werden euch sagen, auch hier hat’s gebrannt,

das ist erst siebzig Jahre her,
sich daran zu erinnern, es fällt uns schwer,
an die Zeit, als die Synagogen brannten,
als wir uns stolz die Germanen nannten,

als wir glaubten, wir seien als Volk auserwählt,
ja, dieser Wahnsinn, er wurde erzählt,
man ließ hier Millionen Menschen ermorden,
und ihre Mörder erhielten Orden,

Bombengeschwader vernichteten Städte,
das war eine Katastrophenkette,
die Kinder und Frauen in großer Not,
an der Fronten die Männer, so sinnlos ihr Tod,

die den Krieg überlebten, sie haben gelobt,
dass in unserem Land kein Krieg mehr tobt,
niemals mehr wollten wir wieder aufrüsten
und uns mit dem Lorbeer der Siege brüsten,

die guten Vorsätze, sie sind längst vergessen,
wir haben die Felder ganz neu vermessen,
wir sind nun das reichste Land der Welt
und was uns fehlt, ist die Demut, nicht Geld,

wir wollen's nicht wissen und grenzen uns ab,
so schaufeln wir uns das eigene Grab,
irgendwann drückt ein Irrer den roten Knopf,
das kostet die ganze Menschheit den Kopf,

selbst, wenn wir es immer noch nicht verstehen –
die Erde, sie wird sich auch ohne uns drehen;
wir Menschen lernen nicht aus der Geschichte,
das ist’s auch, was ich bekümmert berichte,

sonst gäb’s keine Kriege mehr auf der Welt,
s’wär besser um die Natur auch bestellt,
dann hätten wir längst das Teilen gelernt,
doch davon sind wir noch Meilen entfernt,

dem allem zum Trotz lasst uns weiter hoffen,
vielleicht steht dennoch ein Türchen offen,
wir alle gemeinsam könnten es schaffen –
in Eintracht, mit Liebe, und ganz ohne Waffen.

(aufgeschrieben vor dem Ukrainekrieg; *bezogen auf Kriege in Afrika oder weltweit, im nahen Osten vor allem auf den Krieg im Jemen, wo auf beiden Seiten immer noch auch mit deutschen Waffen getötet wird, auf Kriege, über die kaum noch berichtet wird, weil sie so schön weit weg von uns stattfinden …)

©M.M.
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Soldat.

Er muss in den Krieg, ob er will oder nicht.
Hüben wie drüben.
Er kann nichts dafür, er hat ihn nicht gewollt.
Er ist jung, er wollte lernen, lieben, leben.
Ja, lieben, leben....
Er wäre lieber daheim geblieben.
Er wurde eingezogen und für das Töten dressiert.
Er wurde geholt aus der tiefsten Provinz,
wo Vater und Mutter nun weinen und die Großmutter dazu,
deren Mann in einem anderen Krieg geblieben ist.
Hüben wie drüben.
Er wird zum Töten abgerichtet, braucht Wodka zum Suff,
hüben wie drüben.
Denn, wenn er einmal drin ist im Gefecht,
dann ist im alles Recht.
Er weiß nicht, ob er im Panzer noch die nächste Stunde erlebt.
Er fährt drauf zu: Auf die Menschen, auf die Häuser, nur zu.
Immer draufhalten bis die Feuer in den Himmel lodern,
die Menschen schreien, die Verheerung eine Hölle darstellt.
Apokalypse.
Er kann nichts dafür, er wollte den Krieg nicht,
dieses sinnlose Zerstören, Töten, Massakrieren.
Die Verantwortlichen kann er nicht sehen,
er muss immer nur weiter, weiter
in die Verlängerung des Kriegsspiels
mit Waffen der Vernichtung.
Er wollte das nicht, aber nun ist er drin,
es geht um Alles oder nichts.
Um sein Leben, das nichts mehr wert sein wird,
auch wenn er rauskommt aus dem Inferno.
Niemand wird ihn nach seinen Traumata fragen,
wenn die „Friedensverhandlungen“ täuschen
und nach Jahren Kränze
mit schleimenden Sprüchen niedergelegt werden.
Für die Toten hüben und drüben.
In Russland und in der Ukraine.
Hüben und drüben Soldat.
Er kann nichts dafür, er hat den Krieg nicht gewollt.
Er war jung, vielleicht ist er tot, oder blind,
oder amputiert aber untauglich für`s weitere Leben ganz, ganz gewiss..
Haben wir alles schon gehabt.
Nichts dazu gelernt.
CBi.
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