Sortieren nach:

Gedichte über Krankheit - Seite 124


Liebe mich ein bisschen

Nachts weinte ich, denn ich konnte
in der puren Dunkelheit meines Zimmers
nicht einschlafen. Angst umfing mich
woraufhin mein Schluchzen lauter wurde.

Euer Schlafzimmer lag direkt nebenan,
Papa rief wütend rüber, dass ich
endlich aufhören solle zu weinen.
Du kamst schließlich doch noch zu mir.

Bliebst bei mir, bis ich aufhörte zu weinen
und in deiner schützenden Präsenz einschlief.
Meistens tat ich nur so,
weil ich deine Nähe genoss
du hingegen hast mich
später wieder verlassen.

Und schon war ich wieder einsam
in pure Dunkelheit gehüllt.

Am Tag meiner Einschulung ging ich in
der Menschenmenge schlichtweg unter.
Hatte Angst und weinte ganz fürchterlich,
meine Lehrerin empfing mich
und kümmerte sich.

Du warst nie da, als ich dich brauchte.
Kann mich nicht an eine Form von
emotionaler Wärme erinnern.
Ich wurde immer wieder abgeschoben.

An Institutionen oder nach draußen,
Hauptsache du musstest dich nicht kümmern.
Dabei sehnte ich mich immer nach dir.
Ich wollte doch nur von dir geliebt werden.

Das, was damals auf dem Campingplatz
geschah, möchte ich einfach nur vergessen.
Während du und Papa euch betrunken habt,
wartete ich wieder alleine auf eure Rückkehr.

Es war gruselig oben im Campingwagen,
ich hatte jedes Mal Angst davor,
dass mir irgendwas schreckliches passiert.
Euch war das egal, denn ihr hattet euren Spaß.

Du hast mir nie gezeigt, dass du auf
irgendeine Art und Weise stolz auf mich bist.
Wann hast du mich mal in den Arm genommen
und liebevoll getröstet?

Du hast mir nie richtig zugehört
oder meine Probleme ernst genommen.
Es wurde immer mit den Schultern gezuckt
und nie hinter die Fassade geblickt.

Während meiner gesamten Schulzeit,
hast du kein einziges Mal mitbekommen,
dass es mir wegen der Mobbing Aktionen
extrem schlecht ging.

Ich konnte dir nie etwas anvertrauen,
du konntest deine Klappe nicht halten.
Kurz darauf, wussten es die ganzen Nachbarn.
Du hieltest jedoch dicht,
was meine Erkrankung betrifft.

Du bezeichnest die Narben auf meinen
Armen als „Selbstverstümmelung“
und fragst nicht mal nach dem warum.
Möchtest nicht, dass andere sie sehen.

Die Scheinheilige spielen kannst du gut,
von außen hin tust du so, als wäre alles toll,
dabei läuft in unserer Familie so einiges falsch.
Du bist diejenige, die uns alle kaputt macht.

Dein narzisstisches Verhalten
ist nicht mehr zu ertragen.
Für keinen von uns.

Du denkst gar nicht darüber nach,
denn dir ist egal, wie wir uns fühlen.
Hauptsache du stehst immer im Mittelpunkt
und brauchst Aufmerksamkeit,
wenn es dir schlecht geht.

Ich weiß, dass du selber krank bist
und deswegen nichts dafür kannst.
Ich versuche Verständnis
für dich aufzubringen,
du hingegen machst es mir
nicht gerade leicht.

Du nimmst keine Rücksicht auf Verluste
und behandelst Papa wie
das letzte Stück Dreck.
Er hat es keinesfalls verdient,
so behandelt zu werden.
Ihr zwei seid Erwachsen
und solltet wissen, was gut für euch ist.

Euch dabei zuzusehen,
wie ihr ohne jegliche Liebe
vor euch hin vegetiert,
ohne etwas zu unternehmen
oder euch mit Respekt zu behandeln,
tut mir richtig weh!

Dank euch, weiß ich gar nicht, was Liebe ist.
Ihr habt mich damals auf dem Campingplatz
und euren anderen Aktionen traumatisiert.
Ich komme da einfach nicht drüber hinweg.

Ich hätte eine Mutter gebraucht,
die für mich da ist und sich sorgt.
Mit der ich über alles reden kann
und mir auch mal Tipps gibt.

Eine Mutter, die liebevoll ist
und sich für mich einsetzt.
Mir den Rücken stärkt
und mich unterstützt.

Die Verständnis für mich und meine
Erkrankung hat, da sie selber
davon betroffen ist.

Mittlerweile habe ich mich von euch
abgrenzen können und das tut mir
unglaublich gut!

Ich hätte niemals gedacht, dass ich
das mal sage, aber es geht mir
damit deutlich besser als vorher.

Trotzdem mache ich mich von euch
emotional anhängig und das nervt.
Ich bin alleine und fühle mich einsam,
auf Dauer ist es kaum auszuhalten.

Ich sehne mich nach einer intakten Familie,
Liebe, Verständnis und Geborgenheit.
Ich weiß, das werde ich niemals bekommen,
denn ich möchte keine eigene Familie gründen.

Ich konnte mir Mühe geben,
bis zum geht nicht mehr
und all diese Bemühungen reichten nicht aus.
Irgendwann zog ich mich komplett zurück,
redete nicht und bin allem
aus dem Weg gegangen.

Ich möchte hier nicht die Schuld euch,
meinen Eltern
zuschieben, aber ihr habt zu viel
kaputt gemacht.
Ich war unter anderem
sehr instabil und habe
mir nie etwas zugetraut
oder ausprobiert.

Es kümmerte euch nicht mal,
wie ich herumgelaufen bin.
Habt das Kindergeld für Alkohol
und Zigaretten ausgegeben.
Hast dich von alles und jedem
abhängig gemacht.
So enden möchte ich auf keinen Fall!

Es gibt immer noch Momente, in denen
ich weine und innerlich wütend brülle:
„Wieso liebst du mich nicht?“
„Wieso bist du nicht da,
wenn ich dich brauche?“

Ich gebe mir selber die Schuld,
suche diese praktisch in mir
und bestrafe mich dafür,
weil ich nicht gut genug bin.

Ich habe mich öfter gefragt, ob es
nicht besser gewesen wäre mich
abzutreiben. Dann hätten wir uns beide
so einiges ersparen können.

Das klingt jetzt krass, das ist mir bewusst,
aber diese Frage ist absolut berechtigt.
Ich habe mir öfter gewünscht,
gar nicht erst da zu sein.

Meine Geschwister haben
noch immer die Hoffnung,
dass du doch noch emotionale Wärme
für uns übrig hast.
Ich für meinen Teil,
habe die Hoffnung längst aufgegeben.
Der Zug ist definitiv abgefahren,
mit all meinen kindlichen Wünschen
und Sehnsüchten.


© Lily .N. Hope
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige


Anzeige