Gedichte über Jahreszeiten - Seite 355

Die Sonne kippt

Schon kippt die Sonne ab zum Süden,
Die Strahlen kriechen jetzt ins Haus.
Die Kühle weckt die Sommermüden
Und treibt sie in das Land hinaus.

Der Wanderer braucht die Sonnenkraft,
Kein Winter hat sie schon besiegt.
Sie nimmt den Wald, die Flur in Haft,
Weil ihr das Wärmende noch liegt.

Durch Fenster tritt sie auch herein,
Wärmt und erhellt die klammen Böden.
Sie treibt mit ihrem Sonnenschein
Den Frühherbsttag aus seinen Nöten.

Das Firmament, locker, gebläut,
Doch manche Wölkchen treiben grauer.
Und wieder wird Samen gestreut,
Vom Kleingärtner, Getreidebauer.

Die Sonne sinkt jetzt Tag für Tag,
Dreht nun im Jahr die tieferen Runden.
Ein Wanderer, der das gerne mag,
Wird jetzt auch die Natur erkunden.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Drei Birken stehen aufgereiht
in meiner Eltern Garten.
Zu Herbstes heit'rer Jahreszeit
die gold'nen Tage starten.

Der Rosen Pracht ist lang verblüht,
allein die Astern stehen
im Beet, jedoch ein Blümchen glüht:
Fast hätt' ich's übersehen.

Lila leuchtet es heraus,
ein bunter Punkt im Dunkeln.
Im Blumengarten hinterm Haus
die kleinen Blüten funkeln.

Die Herbstzeitlose fürchtet nicht
die Kälte, noch den Regen.
Sie streckt ihr Haupt hinauf zum Licht
dem Sonnenschein entgegen.

Und schließlich kommt der Frost daher,
hüllt Garten ein und Haus.
Da hält's das Blümchen auch nicht mehr
im kalten Wetter aus.

Doch schon im nächsten Blumenjahr
steht bald, Du musst nur warten,
die Herbstzeitlose wieder da
im großen Blumengarten.

Wir liebten uns
An Weihnachten
Im Rausch
Der Sinne
An Silvester
Im Frühling
Im Sommer

Im Winter
Fiel lautlos
Viel Schnee
Sie fuhr
Über Land
Ein Baum
Ein Aufprall

Ich lag
In ihrem Bett
Und weinte
Sehr lange
An Silvester
Im Frühling
Im Sommer


© René Oberholzer, 2021