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Gedichte über Irrtum - Seite 11


Kunst muß können

Ich ruf’s aus mit tiefem Grollen:
Kunst muß können, nicht nur wollen!
Wär’ allein der Wille Kunst,
hieße sie stattdessen „Wunst“.
Ja, ich weiß, der Gag ist alt,
stimmt jedoch im Wortgehalt.

„Jeder Mensch ist auch ein Künstler“,
sagte Beuys und meinte „Wünstler“.
Deshalb kritzelt jeder Wicht,
malt, als litte er an Gicht,
bildhauert und knetet,
singt, daß man ums Ende betet.

Oder tanzt sich gar den Wolf,
heißt nun „Flor“, hieß früher Rolf.
Denn der Künstlername gilt
selbst, wo Schmiere ziert das Bild.
Ebenso ist dies beim „Dance“:
Jeder Plattfuß hat auch Fans.

Singen, Tanzen oder Schmieren –
freies Recht auf Dilettieren!
Solch eine Demokratie
gab’s bei Rubens aber nie,
nicht zu Zeiten von Bellini,
Mozart, Händel und Rossini.

Damals mußte man viel können,
wollte Künstler man sich nennen,
mußte streng im Versmaß reimen,
nicht nur Worte ‘runterschleimen.
Malerei, Musik und Schreiben
kann man nur mit Fleiß betreiben!

Worte, Bilder und auch Noten
reisen durch die Zeit als Boten.
Twain, Fontane, Wilde und Mann
schrieben diese Welt in Bann.
Cranach, Raffael und Dürer
sind bis heute Faszinierer.

Und Dalí, ganz surreal,
war verrückt zwar, doch genial.
Statuen von E. Degas
sind auch heute noch Eins A.
Die Musik von Johann Strauss
garantiert stets viel Applaus.

Doch bei neuen „Performäncen“,
stößt das Können oft an Grenzen.
Denn zur „Kunst“ erklärt wird laut
jeder Bockmist, den wer baut.
So wird mancher Depp zum Star,
nur weil er ist sonderbar!

Dem ist Ruhm oft garantiert,
der sich weder schämt noch ziert.
Steht ein Scharlatan am Pult,
wird selbst Müll zu Kunst und Kult.
Gottlob sehen’s nicht nur Neider,
daß der Kaiser ohne Kleider.

© Micha Schneider
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Die Heimkehr des Immergleichen

Ich werde mir alles zurückholen,
was mir genommen wurde:

Jeden Wahnsinn und alles Glück.
Werde wieder Opfer und Täter,
wieder alle Graultaten Bedauern...
Und irgendwann bemerke Ich,
dass mir alles aus den Händen gleitet,
stelle fest: Alles habe ich verloren...

...und wieder werde ich mir alles zurückholen, was mir genommen wurde:

Wieder ganz oben sein, um tief zu fallen.
Wieder hoffen, um enttäuscht zu werden.
Wieder den Frieden suchen und den Krieg finden...
...scließlich will ich, müde, mich schlafen legen und wenn ich erwache -
Wieder alles verloren...

Und wieder werde ich mir alles zurückholen, keinen Blut und Leid weichen, zum Tyrannen, der verzweifelt umklammert, was er liebt.
Und wieder wird es in seinen Armen verwelken.

Bald schaue ich aus den Fenster nach draußen, sehe, wie die Menschen, den Wahnsinn Huckepack tragend, den Glück nachjagen.
Der Wahnsinn hat uns alle...

...ich lächle kurz, ziehe mich an, öffne die Tür, gehe nach draußen. An meiner Wohnungstür klebt ein Zettel, auf dem einst ein Weiser schrieb:

"Egal wie sehr du dich verenkst:
Das Glück, an welches du stets denkst,
hält dich zum Naaren, auf seine Weise;
Im Immergleichen, Mensch, läufst du deine Kreise.
Ewig suchst, längst bin ich hier.
Du findest mich nicht, ich bin in dir!
Doch dir ist nicht klar, du bist benommen.
Wieder um jeden Preis zurückholen, was dir genommen...
Blut für Blut, Zahn um Zahn,
denn wer Glück sucht, findet stets auch Wahn...

N.Fender
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