Gedichte über Humor - Seite 560

Ernüchterung

"Herr Ober, ich hab heute zu viel getrichtert.
Ach, bringen Sie was, was mich wieder ernüchtert!"
"Jawohl," spricht der Kellner, "wird sofort gemacht!"
Und hat ihm dann ganz schnell die Rechnung gebracht.


Zwölf Uhr mittags

"Du gehst jetzt nicht über die Straße!"
sagt Schnecken-Mam zu ihrem Kind.
"Ach Mami, wenn ich ganz toll rase -?"
"Du kannst das noch nicht so geschwind,
kommt nicht in Frage! Damit Schluss!
Um zwei kommt schon der Linienbus!"


Die Ehefrau motzt

"Was mich bei dir am meisten stört:
Du sprichst, als wenn nichts mir gehört,
'mein Konto, mein Auto, mein Haus, mein Klavier' -
du tust, als gehöre das alles nur dir!
Was suchst du schon wieder?" - Sie stellt sich in Pose.
"Ganz einfach, mein Schatz, ich such unsere Hose!"


Das "geschenkte" Spielzeug

"Woher stammt das Auto, Hans?" - Mutti fragt's eben.
"Das hat mir ein Mädchen im Hofe gegeben."
"Was hat sie gesagt? Es ist neu immerhin!"
"Gesagt hat sie gar nichts, bloß tüchtig geschrien!"

Fußball geht vor

"Zieh dich ruhig wieder an."
spricht zur Frau der Ehemann.
"So schnell wird heut nicht geliebt,
weils erst noch Verläng'rung gibt."


Geteiltes Glück

"Sie war'n," sprach der Pfarrer,
"und das fand ich schicklich,
mal vollkommen nüchtern,
da war ich sehr glücklich.
Das war grade heut vor 'ner
Woche genau,
und heut sind Sie schon wieder
sternhagelblau!"

"Ja aber, Herr Pfarrer,
so sehn Sie's doch ein,
heut bin eben ich dran,
mal glücklich zu sein!"


Peinlich, Herr Richter

Der Richter fragt den "schuld'gen" Mann:
"Wie oft war'n Sie denn hier schon dran?
Sie standen x-mal vor Gericht! -
Na klar, ich kenn doch Ihr Gesicht!

Nun sagen Sie es mal ganz schnell!"
"Herr Richter, ich steh hier im Saal,
und vor Gericht das erste mal.
Bin Nachtportier im Stadt-Bordell!"

Es war neunzehnhundertundachzig
zur Leipziger Messe im Herbst.
Ein Ami sprach: "Ostdeutschland macht sich!"
zu Peter, dem Kellner aus Zerbst.
Der Kellner: "Wir haben den Willen,
dem Gast jeden Wunsch zu erfüllen!"

Der Amerikaner drauf spricht:
"Das glaube ich trotzdem noch nicht!"
Der Kellner, sein Ansehn zu retten,
spricht: "Bitte, wir können ja wetten:
Bestell was zum Mittag für morgen,
wir werden dir alles besorgen!"

Sie wetten um dreihundert Mark.
Der Ami: "Wenn's klappt, seid ihr stark!"
Bestellt sich das Ohr 'ner Giraffe,
(der Kellner denkt, ob ich das schaffe?)
dazu Salzkartoffeln und Kohl,
"ja, Sauerkraut sagt man hier wohl?"

Die Restzeit vertreibt er sich froh,
ganz zufällig kommt er zum Zoo,
entdeckt beim Betrachten von Tieren,
die Wette, die wird er verlieren:
'ne große Giraffe da stand,
am Kopf einen frischen Verband!

Er sagt sich - und fühlt sich ganz klein -,
die dreihundert Mark büß ich ein!
Im Interhotel nächsten Mittag
ein feines Gedeck auf dem Tisch lag.
Der Ami: "Du hast mein Gericht!"
Der Kellner mit trüben Gesicht:

"Ich glaubte, ich könnt' dich besiegen,
ich hatt' mich schon so sehr gefreut!
Giraffenohr konnten wir kriegen,
doch gibt es kein Sauerkraut heut!"