Gedichte über Humor - Seite 1196

Der Herbst ist ein ganz wilder Mann-
ein richtig böser Bube,
wenn er mit Hagelkörnern wirft,
bleibt jeder in der Stube.

Die Bäume macht er trist und kahl-
klaut ihnen ihre Blätter.
Er sorgt, so oft es ihm gefällt,
für richtig schlechtes Wetter.

Die Eicheln reißt er von dem Zweig
und lässt sie sorglos fallen,
die oft, zu seiner Freude dann,
auf uns`re Köpfe prallen.

Die Blumen lässt er nicht mehr blüh`n,
da kennt er keine Gnade-
wenn nicht mehr eine Blume blüht,
dann ist das wirklich schade.

Paar schöne Tage schenkt er mal,
doch das ist nicht die Regel,
er freut sich, wenn es stürmt und tobt,
er ist und bleibt ein Flegel.

KEIN GEDICHT

Neulich morgens—ich woll`t grade geh`n
zur Tür raus nach rechts--und blieb nochmal steh`n
der Briefkasten voll—ich schau da mal rein
da wird wohl nur Blödsinn drinnen sein
Werbung vielleicht oder anderer Dreck
das schmeiss ich dann vorn an der Tonne gleich weg

EIN BRIEF

beinah hätt ich ihn weggeschmissen
hab ihn dann doch vorher aufgerissen
Nur gut—denn Werbung war`s nicht
und da las ich es schon
eine Einladung war`s zu ner Party nach Bonn
Ein großes Geschenk brauchste—irgend was feines
oder was teures—und dafür kleines
doch was stand geschrieben auf feinstem Papier

! ! ! BITTE KEINE GESCHENKE ! ! !
Ein Gedicht wünsch ich mir

Ein Gedicht zu erfinden in feinstem Reim
da erstickt schon die kleinste Idee im Keim
geschmiedete Verse—Worte geschliffen
ein Dichter würde jetzt erst eine kiffen
Strophe an Strophe sauber gereiht
für sowas brauchte selbst Goethe viel Zeit
das Versmaß muss stimmen
jedes Wort jeder Satz
und auch die Betonung
braucht ihren Platz
der Inhalt dem Anlass angemessen
den Anlass hätte ich beinah vergessen
so saß ich im stillen Kämmerlein
12 1/2 Wochen doch mir viel nichts ein
die Worte schob ich her und hin
doch nichts von allem ergab einen Sinn
am Ende saß ich müde und krank
am Schreibtisch, die Nerven lagen blank
wär ich doch lieber im Bette geblieben
hab keine einzige Zeile geschrieben

auf ein Gedicht müsst ihr darum
nun leider verzichten
ihr habt`s ja gehört
ich kann garnicht dichten

Ich lernt es von den Alten,
Das Bügeln wunderschön.
Ich kann schon Bügelfalten;
Und jeder kann es sehn.

Ich lernt es von den Alten,
Das kochen auf dem Herd.
Kartoffeln, Möhren spalten,
Da hol ich mir ein Pferd.

Ich lernt es von den Alten,
Das reden und das singen.
Da seh ich oft Gestalten,
Die gleich im Dreieck springen.

Ich lernt es von den Alten,
Das köstlich Leben hier.
Ich darf es groß verwalten.
Natürlich nur mit mir.

Ich lernte vieles mehr.
Bin mehrfachlich begabt.
Denn garnichts fällt mir schwer.
Davon ihr auch nichts habt.