Gedichte über Hoffnung (Seite 359)

Der Virus

Es saß auf dem Zeigefinger
ein kleiner runder Virus.
Tausend Arme und viel kräftiger
als ein bedeutungsloser Bazillus.

Ihm war es einsam zu Gemüte,
es war kalt auf diesem Tröhnchen.
Sah aus der Ferne ein paar Doktorhüte,
es zwickte sein giftiges Krönchen.

Der Zeigefinger trifft den Freund,
den Mittelfinger des Medikus.
Der Virus von Vermehrung träumt,
springt auf den Sympatikus.

Voller Glück durch Expansion,
der kleine Kerl in die Zelle springt.
Welch missglückte Infektion,
die Seife ihn zum sterben bringt.

Die Moral von diesen Phrasen:
Der Mittelfinger in Gedanken verloren,
durch die Hände mit viel Seifenblasen,
versinkt das Böse in den Abflussrohren.

Offenheit

Von heute auf morgen
Den Virus erzeugt
Du bist nun gebeugt
Und nicht mehr geborgen

Die Meter dazwischen
Der Rachen, der Mund
Den Keimen ein Grund
Und Flächen jetzt wischen

Im Neuland verirren
Der Virus wird Slang
Das Meinungsgedräng
Wer kann es entwirren

Die Welt ist benommen
Es stockt der Betrieb
Befrag das Prinzip
Die Zukunft verschwommen

Wir leben in Blindheit
Die Menschen im Kreis
Der Nervenverschleiß
Sei offen zur Kindheit

© ANTOSCH

Ein Monolog

Hallo, Corona Virus, sage mir,
warum bloß bist du noch immer hier,
denn du hast inzwischen doch geschafft,
was du dir mal vorgenommen hast.

Kindergärten und Schulen sind dicht,
auch Zusammenkünfte gibt es nicht.
Und wenn du dich nicht endlich bald verziehst,
die Wirtschaft bald total am Boden liegt.

Doch eines wird dir niemals gelingen,
die Menschheit ganz ans Ende zu bringen,
denn der geschichtliche Verlauf beweist,
alles dauert nur eine gewisse Zeit.

Deshalb kannst du dir auch ganz gewiss sein,
bald wird die Wissenschaft soweit sein,
dass du niemandem mehr schaden kannst,
egal, was und wie du es stellst an.

Wald und Vogel

Guten Morgen kleiner Vogel:
Blickst wie ich ins weite Land.
Eine Leitung gibt Dir Stand.
Wann kamst Du hierher geflogen?

Zähle heute die Sekunden,
beide sehen wir den Wald,
unser Blick, der macht dort Halt.
Kummer ist nun kurz verschwunden.

Fliegt der Vogel wieder weiter,
geht mein Blick sehr schnell hinab.
Leere Straßen nicht zu knapp.
Wald und Vogel machen heiter.

© ANTOSCH

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Als schwiege

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