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Gedichte über Hass / Wut - Seite 126


Carmen

In einem großen Opernhaus,
da wollt' man "Carmen" geben.
Es spielt' der Marco Don José
und Carmen, Carmen eben.
Doch Jonathan, Carmens Ehegatte,
nur die Zweitbesetzung innehatte.

So sah Jonathan erzürnt
wie Carmen ließ die Reize spielen,
um ganz in echt, nicht nur im Spiel,
den Marco zu verführen.

Als dann der Tag der Tage kam
das Stück auf die Bühn' zu bringen,
ging Jonathan zur Garderob',
um zu wünschen Carmen gut's Gelingen.

Doch ach! Oh weh! Der Schreck war groß,
denn Carmen saß nackt auf Marcos Schoß,
rittlings und stöhnend voller Lust!
Jonathan floh voll Zorn und Frust.

Den Vorhang auf, das Spiel beginnt!
Carmen, feurig, dass es den Atem nimmt
und Don José, der arme Tor,
wenn sie dich liebt, ja sieh dich vor!

Als es nach der Pause weitergeht,
Don José plötzlich 'ne Maske trägt.
Das Publikum sagt sich: "Er ist jetzt vogelfrei!",
und denkt sich weiter nichts dabei.

Auch Carmen merkt, dass 'was nicht stimmt,
doch macht sie tapfer weiter.
Ach, wär' sie, als sie konnt', getürmt,
das wäre wohl gescheiter!
Doch so nahm das Unheil seinen Lauf
und keiner konnt' es halten auf.

Der letzte Akt, es kommt zum großen Streiten,
viel wilder, leidenschaftlicher
als sonst, keiner wagt es
einzuschreiten.

Es ist ein Duett auf Leben und Tod,
man sieht die Klinge blitzen,
der Atem stockt, das Blut ist rot,
dann sieht man Carmen stürzen.
Im Fallen reißt sie ihm die Maske vom Gesicht
und sieht sterbend ihrem Ehemann ins Angesicht.

Seine Worte verhalten in der Nacht:
"Ich habe meine Frau und ihren Liebsten umgebracht!
Ich kann es nicht verkraften,
jetzt könnt ihr mich verhaften!"
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Der Freund und Feind zugleich?

[...} er ist ein sehr sonderbarer Subjekt.[...] [W]er ist er eigentlich? "Ich sehe, Sie möchten rauchen" sagte der Unbekannte plötzlich zu Besdomny "Welches ist Ihre Sorte?" [...] "Nun denn, ,die Lieblingsmarke' antwortete Besdomny. [...] [Sein] Etui war sehr groß und aus hochkarätigem Gold, und als der Unbekannte den Deckel aufklappte, sprühte ein Brillantendreieck blaues und weißes Feuer"
[M. A. Bulghakow: Der Meister und Margarita. Roman. Mit einem Nachwort von Ralf Schröder. Aus dem Russischen von Thomas Reschke. S. 16]
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Mein Feind ist auch wunderbar
Er kann auch War Rawwan sein
Er raucht enorm viele Zigaretten
Er kann Zigeuner retten
Und wartet auf seine Marionette
Vielleicht ist er selbst Zigeuner?

Ich bin neugierig,
welche Lieblingsmarke er bevorzugte,
wie sein Etui aussieht
er liebt Gustav Klimt
Seine Lieblingsautomarke kenne ich
Das ist bestimmt Volkswagen
Ein echter Scheißwagen

Mein Feind ist auch sonderbar
Ich bin nicht wunderbar
Wie sieht ein Feuer aus
wenn er Zigaretten aufzündet
Hat er dabei irgendwelche Gewissensbisse
oder sag Verpiss(e)
dich!

Ich bin neugierig,
ob dieser Feind eine Frau oder ein Mann ist
Weiß ich noch nicht
er ist bestimmt geldgierig

Obwohl mein Feind Russisch und Deutsch spricht
er muss vielleicht eine Nachtschicht
machen
wenn ich dieses Gedicht
schreibe
Weiß ich noch nicht
was er machen würde
wenn er Russisch nicht könnte

Ich bin neugierig,
ob für ihn Kommersant oder eher
Neue Züricher Zeitung interessant
ist
Er muss im Massolit tätig
sein
Er ist auch ein Literatur-Freak
Er spricht immer "Privjet"
Er flog mit keinem Jumbojet

Mein Feind
ist zugleich mein Freund
Ich muss jeden gleich betrachten
und auf ihn besonders achten

Mein Feind wohnt dort
wo eine Grenze liegt
Er ist von mir unterschätzt
jetzt
weiß ich endlich
dass er wirklich mein Freund ist

Ich bin sehr neugierig
ob der Freund und Feind zugleich
geldgierig ist
Er weiß schon bestimmt
dass ich über ihn schreibe

Der Freund ist kein Mann
Man muss das beachten
Ich hasse jeden Mann
vor allem War Rawwan
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