Gedichte über den Glauben - Seite 94

Kaspar, Melchior, Balthasar
bringen ihre Gaben dar:
Impfstoff, Fast-Food, Schoko-Kuss,
denn Gesundheit ist ein Muss!

Und Maria kann´s nicht fassen.
Wann hat sie sich eingelassen
mit dem Greis, der Joseph heißt,
oder war´s der heil´ge Geist?

Ein maskierter Engels-Chor
singt – mit Abstand – etwas vor.
Nur mit negativem Test
darf man rein zum Jubelfest!

Die Geburt – trotz Jungfernschaft –
hat Maria echt geschafft.
Jesus wurde dann zum Held,
Hoffnungsträger für die Welt.

Drum will ich stets an Märchen glauben
und mir die Illusion nie rauben,
dass Hoffnung ewiglich besteht,
selbst dann, wenn sie zugrunde geht…

Die subnasale Halbmarkise
macht des Bürgers Antlitz dicht.
Und - das ist dabei das Fiese -
hindert sie die Viren nicht.

Lachen könnte man sie hören,
wären sie nicht gar so klein;
denn sie lassen sich nicht stören,
sind sie doch nur Nanolein.

Durch die mikrofeinen Maschen
aller Masken (Ja, nun denkste!)
kann man keinesfalls sie haschen.
Doch es schweigen uns’re Ängste.

Diesen Vorteil, bitte sehr,
leiten wir von Masken her…




Heinrich Baumgarten

Man kann unter Menschen sein und ist trotzdem einsam und allein.
Als wäre man sediert, aus dem Raster gefallen, wie aussortiert.
Und höhnisch vernimmt man -
"Sieh zu wie du atmest,
ob du verstehst, stirbst oder weiter lebst.
Das schlechte Gewissen ist ständig da, ein über alles geliebter Mensch ist gegangen, und man selbst ist noch hier.
In diesem wahnsinnigen Schmerz gefangen.
Lapidare Worte hört man von fern.
Das Leben geht weiter,
Es wird irgendwann besser.
Dort wo dein geliebter Mensch ist, geht es ihm besser!
Er wacht über dich als Stern.
Wollt ihr mich in meinem Schmerz verhöhnen?
Nichts kann den Tod verschönen.
Und an das Leben ohne meinen geliebten Menschen werd ich mich nie gewöhnen.
Da kommt doch noch dies, und da kommt doch noch das!
Nach dem Tod beginnt das Leben.
Schöner Gedanke -
doch ich glaub nicht daran.
Es hat noch niemals einen echten Beweis gegeben.
Es ist ein Strohhalm, an den man sich klammert.
Um seine Ängste zu besiegen.
Um das zu erreichen würde wohl fast jeder, ein Leben lang sich selbst belügen.
Ich wollte fest daran glauben.
Jeden Tag und jede Nacht.
Doch außer das ich noch wütender und trauriger wurde, hat das Glauben nichts gebracht.
So viele erhalten Zeichen und glauben daran!
Habe ich kein Zeichen verdient, und warum?
Und ich merke, daß ich nicht mit all den Fragen ohne Antworten einfach weiter leben kann.
Es gibt nichts, das mich tröstet, ich lebe in meiner stillen, schmerzverzerrten Welt!
Mein Herz will kämpfen.
Meine Seele sagt - "Nein",
Wofür das ganze?
Wo soll der Sinn in dem ganzen sein?