Gedichte über Gewalt - Seite 108

Ich bin sehr ruhig
Ohne Wera natürlich
Ich bin Wera nicht würdig
Ich bin endlich unabhängig
Ich will mit jemandem ein Glas Wein trinken
Und dabei meine Sorgen ertrinken
Vielleicht morgen am Morgen
Wäre es möglich?

Nein, ich bin zwar ruhig
aber ich bin allein
ohne meine Kommilitoninen
Nur mit vier Männern

Vor Männern habe ich immer Angst
Weil ich in der Grundschule
immer von ihnen geprügelt wurde
Sehr stark geprügelt wurde

Deshalb habe ich immer noch eine so große Angst
Wenn ich in diesem Knast
Sitze

Immer diese Angst
Man kann nichts ändern
Ich hab' schon dreimal gefragt, ob ich das Zimmer wechseln kann
Immer Nein
Nein
Nein :(
Der Tod ist ein Meister

Man erstarrt

Fast jeden Tag geschieht
hier bei uns im Lande
eine unmenschliche Bluttat
Soll man darüber reden
Oder muss man es
so hinnehmen
Diese Monster
kann man nicht
von weiten erkennen
Die Motive
wollen die Täter
oft nicht nennen
Was ist das für eine Brut
die sowas
gnadenlos tut
Wie darf man verfahren
Menschlich ausfragen
…Und fürsorglich aufbewahren…

©Käte Micka


Käti Micka

Die Alten sprachen viel von ihnen,
die unseren Respekt verdienen
Die Riesenkräfte der Natur
sind von gewaltiger Statur

Die weiße Welt lässt uns erfrieren,
die Bergeshöh' kapitulieren
Die Feuerzungen uns verzehren
und Sümpfe uns den Weg verwehren

Der Sturmwind packt mal heftig an,
die hohe See schluckt Maus und Mann
Der Wald lässt dich nicht mehr hinaus,
ein Erdstoß begräbt Dorf und Haus

Sie sind einfältig und doch mächtig
Manche sind gewandt und prächtig
Die Quelle ist fast unerschöpflich,
der Sternenhimmel unermesslich

Die Bergeshöhle nimmt dich auf,
der Fluss sucht seinen besten Lauf
Der Wind weht grade, wie er will,
die Abendröte macht dich still

Vulkane, Hitze, starke Beben:
die Riesen wird es immer geben
Orkane, Fluten und Gewitter -
nur Menschentorheit, die ist bitter