Gedichte über Gefühle (Seite 582)

Bei wem darf ich baden

Mein Arzt hat mir Wechselbäder verschrieben,
wie immer,
er hat mit meiner Krankheit übertrieben.
Habe es mir übelegt, bei wem darf ich baden?

Muss ich ein Badetuch mitbringen,
oder gibt es dies bei dir, schön weich und vorgewärmt.
Verspreche,
werde in der Badewanne nicht singen.

Danach bei Kerzenschein, ein Glas Wein,
das wäre genüsslich und fein.
Bin ein lieber Gast, falle dir nicht zur Last.

Werde mich revanchieren,
musst dich nicht genieren.
Mache noch das Frühstück, bevor ich geh,
dann sage ich traurig und dankbar, ade.

Wenn man mich entführt

Habe dies gelesen
Was würdest du denken, wenn man mich entführt,
die Stunde genießen, bis man mich wieder bringt?

Könnte mir vorstellen,
mein Mann würde auch so denken.

Doch besser, Valentin behält seine Gedanken für sich.
Er muss es mir nicht unter die Nase reiben und sagen:
"Vorlautes Mundwerk wurde zurückgebracht,
habe es mir gleich gedacht".

Ab sofort wäre unser trautes Heim,
Kriegszone für ihn, ganz allein.

Geh durch den Tunnel

Gehst du durch den Tunnel,
bist du an dessen Ende, vom Licht geblendet.

Und hörst du einen Knall,
ist es der Fall,
ins nächste tiefe Loch.

Es geht doch,
immer noch ein bisschen länger und dunkler.

Wenn der Sommer schweigt

Wo ist das Leben hin, wohin?
Wo ist es abgeblieben..
Wann endete mein Lustgewinn,
mag es am Herbstgrau liegen?

Am regen Blattgrün ohne Sinn
der Baum sich haltlos speiset,
in Kürze segelt´s leer dahin,
das Astwerk wird entkleidet

Mit jedem Hauch der Blätter bricht,
verlier´ auch ich die Farbe
und blick´ ich hin, die Seele sticht,
gedenkt manch´ alter Narbe

Gerippe wanken auf der Wies´
und kraftlos sie sich biegen,
die Äpfel faulen überdies
umschwirrt von tausend Fliegen

Zu lachen oder weinen gar
vermag ich nicht zu stemmen,
Gefühle fliehen mich in Schar´n
als ob wir uns nicht kennen

Wisst ihr noch wie´s im Sommer war,
als wir das Dunkel jagten?
Als uns kein Stillstand Not gebar
uns keine Knochen plagten?

Ich sehne mich so sehr zurück
in diesen rauen Zeiten,
der Sommer flüsterte vom Glück,
der Herbst lehrt ihn zu schweigen

(C) Lars Abel

Seelenspiegel

Der Spiegel meiner Seele
sich oftmals nicht nach außen kehrt
Den meisten Menschen mein Gesicht
Mein Innerstes verwehrt
Ich wünschte dir, du könntest seh'n
Was hinter der Fassade steckt
So würden wir vielleicht versteh'n,
Vertrauen wär' erweckt
So fest es klingen mag, dies Wort
zerfällt wenn man's nicht nähret
Wir speisen es an stillem Ort,
wo nichts den Schmaus erschweret
Hier kehr' die Seele ich dir zu,
Ergründe dann die deine
Im Spiegel deiner selbst liegt Ruh',
Ich komm' mit dir in's Reine
Der Alltag hat dich mir verstellt
Sah' dich durch düst're Augen
Ein hartes Urteil ward gefällt,
Du wolltest mir nicht taugen
Auch wenn der rege Tag uns trennt,
erkenn' mich in der Stille
Nur dort in mir kein Zweifel brennt,
dies Sehen ist mein Wille..

(C) Lars Abel

Gedichte über Gefühle - Seite 582

Bei wem darf ich baden

Wenn man mich entführt

Geh durch den Tunnel

Wenn der Sommer schweigt

Seelenspiegel